Loriot: Er hat uns erkannt
Am 12. November wäre Loriot, welcher 2011 starb, hundert Jahre Altbier geworden. Unser größter Komiker ist unvergessen. Seine Szenen erhalten sich, während wir sie zitieren oder – in noch höherem Maße – unbewusst wieder zum Besten geben. Er hat uns erkannt in unserer Scham, Unbeholfenheit, Verlegenheit, in unserer Pedanterie und unserem Krampf. Und er hat uns nicht verraten.
Loriot 100, welcher Film, den die Das Erste ohne Rest durch zwei teilbar zum runden Geburtstag des genialen Mannes gesendet hat, bietet hingegen nichts, welches zu neuen Erkenntnissen hinzufügen würde. Er liefert dies Gängige und Sichere: A- und B-Prominenz erzählt vor aufgepflanzter Kamera, welches ihr zu Loriot die Gesamtheit einfällt („Das Bild hängt schief“). Angekündigt wurde eine Dokumentation, und in Vorberichten zur Sendung sah man ein Kriegsfoto Loriots, dies die Erwartung weckte, man werde Neues und Unerwartetes zu Loriot routiniert, etwa zu seinen drei Jahren im Krieg (er brachte es solange bis zum Oberleutnant eines deutschen Panzergrenadier-Regiments; seine Akte im Militärarchiv des Bundesarchivs rühmt seine „klare“ und „durchdachte“ Befehlsgebung und sein „straffes“ Auftreten an welcher Front). Tatsächlich erfährt man davon in welcher Das Erste so gut wie nichts. Auf die Darstellung welcher Kriegszeit des Jahrhundertmannes entfallen in welcher anderthalbstündigen Dokumentation genau 30 Sekunden. Und dann beginnt nicht zuletzt schon welcher Wiederaufbau. Und es beginnt Loriots Ruhmesgeschichte.