„Lila Eule“ von Cordt Schnibben: Gefangen in welcher Erinnerung
Cordt Schnibben hat einen Roman geschrieben, und das ist zunächst einmal eine wunderbare Nachricht. Denn Schnibben gilt als das, was man gemeinhin eine Legende nennt: Über mehrere Jahrzehnte hinweg war er für den Spiegel als einer der renommiertesten Reporter der Bundesrepublik tätig. Er wurde mit so ziemlich allen Journalistenpreise ausgezeichnet, die es hierzulande gibt, und er hat bereits einige erfolgreiche Sachbücher geschrieben. Dass sich so ein profilierter Autor im Alter von 72 Jahren erstmals an erzählender Literatur versucht, ist kein Novum: Hellmuth Karasek etwa war Mitte 60, als er – ebenfalls nach dem Ende einer langjährigen Tätigkeit beim Spiegel – seinen berühmten Debütroman Das Magazin verfasste. Und der vom Journalisten zum Schriftsteller bekehrte Autor schlechthin, Theodor Fontane, schrieb seine besten Werke mit weit über 70.