Kunststreit um El Greco: Rumänien stoppt Auktion in New York
Mit durchwachsenen, aber durchaus zufriedenstellenden Ergebnissen für die beiden großen Auktionshäuser sind die Altmeisterauktionen in New York zu Ende gegangen. Christie’s konnte mit einem Gesamtumsatz von 19,5 Millionen Dollar die eigene Gesamterwartung nicht erfüllen, die nach dem Rückzug von vier Losen auf 22,2 Millionen bis 33,2 Millionen Dollar nach unten korrigiert werden musste. Inklusive Aufgeld kamen aber immerhin 24,4 Millionen Dollar zusammen, was sich deutlich üppiger ausnahm als die mageren 13,7 Millionen Dollar brutto im Vorjahr.
Das Auktionshaus bleibt zuversichtlich
Dass der angekündigte Star des Abends, El Grecos Gemälde eines gertenschlanken, von Pfeilen durchbohrten Heiligen Sebastian, nicht zur Auktion antrat, schlug gleichwohl schwer zu Buche. Auf sieben bis neun Millionen Dollar war das aus Privatbesitz eingereichte Werk von 1610/14 taxiert. Grund für den Rückzug war das Einschreiten der Regierung von Rumänien: Ihr zufolge gehört das Gemälde, das einst König Karl I. von Rumänien erwarb, dem rumänischen Staat. Zur Durchsetzung dieses Anspruchs wolle man juristische Schritte in Paris einleiten.
Laut Provenienzliste im Katalog von Christie’s verblieb das Werk bis 1976 in Rumänien. Zu seinen späteren Stationen gehörten die Wildenstein-Galerie in New York und die Kunstberatungsfirma Giraud Pissarro Ségalot. In einer Stellungnahme ließ Christie’s verlauten, das Auktionshaus freue sich darauf, das Werk zu einem späteren Zeitpunkt zu verkaufen.

Kurzfristig konnte den Verlust nicht einmal der mythische Halbgott Herkules herausschlagen. Seiner Keule beraubt und in Frauenkleider gehüllt, ist der Heros in dem von Lukas Cranach dem Älteren mit hohem Eigenanteil gemalten Bild Königin Omphale gefügig. Der Hammer fiel bei 1,5 Millionen Dollar in der Mitte der Taxmarge. Knapp jenseits der Obertaxe wechselte ein Paradiesbild mit Adam und Eva nach Albrecht Dürer von Joachim Anthoniszoon Wtewael für 1,65 Millionen Dollar den Besitzer. Höher hinaus ging nicht mehr.
Sotheby’s setzte mit beiden Teilen seiner Altmeisterauktion insgesamt 26,1 Millionen Dollar um. Inklusive Aufgeld entspricht das 30,8 Millionen und ist rund zehn Millionen mehr als im Vorjahr, aber immer noch weniger als die vorab erwarteten 28,5 bis 41,8 Millionen. Sechs Lose wurden kurz vor der Versteigerung zurückgezogen. Teuerstes Bild der Veranstaltung wurde eine lebendige Ölskizze der Verkündigung an Maria von Peter Paul Rubens, die sich bei vier Millionen Dollar zur Untertaxe ein New Yorker Händler sicherte. Eine von dem jungen Raffael gemalte Maria Magdalena ging für 2,6 Millionen Dollar an einen Telefonbieter (Taxe zwei bis drei Millionen), eine der Werkstatt Sandro Botticellis zugewiesene „Mystische Hochzeit der Heiligen Katharina von Alexandrien“ reüssierte zum fünffachen Taxpreis bei 550.000 Dollar.
Und noch einmal ließ Herkules vor Omphale seine Muskeln spielen: Eine dem älteren Cranach und Werkstatt zugeschriebene Fassung des Sujets, das auch bei der Konkurrenz zu erwerben war, wurde bei 700.000 Dollar einem Bieter am Telefon zugeschlagen – zur unteren Taxe.
Source: faz.net