Krise in der Bankenwelt: Wie sicher ist mein Geld?
Warum sind gerade einige so nervös?
Viele Tausend Kilometer von Deutschland entfernt, im amerikanischen Silicon Valley, hat die aktuelle Krise begonnen. Dort ist eine Bank, die zuvor kaum jemand kannte, pleitegegangen: die Silicon Valley Bank. Ihre Kunden waren Start-ups aus der ganzen Welt. Deren Einlagen hatte die Bank in langfristige Staatsanleihen investiert, die in den vergangenen Monaten stark an Wert verloren haben. Viele verunsicherte Kunden haben nun gleichzeitig ihr Geld abgezogen, die Bank geriet so ins Straucheln und war schließlich insolvent. Die Angst, dass andere Banken ein ähnliches Konstrukt aufweisen, breitete sich weltweit aus. Wenige Tage später folgte der nächste Schock: Der Präsident der Saudi National Bank, die Großaktionär der Credit Suisse ist, sagte in einem Interview, er wolle der Credit Suisse kein weiteres Geld zuschießen. Die Credit Suisse kämpft schon monatelang mit Problemen, und im ohnehin nervösen Markt rasselte der Aktienkurs nach dieser Aussage nach unten. Einzeln betrachtet haben die Fälle in den USA und der Schweiz nichts miteinander zu tun. Was sie aber eint: Sie haben das Vertrauen der Anleger schwer beschädigt. Diese fürchten weitere Pleiten und fühlen sich an die Anfänge der Finanzkrise 2008 erinnert.
Ist das Geld auf meinem Konto in Gefahr?
Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür, dass eine deutsche Bank in große Schwierigkeiten kommen könnte. Und auch wenn eine Bank pleitegeht, ist das Geld der Kunden durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Für bis zu 100.000 Euro gilt dieser Schutz für einzelne Personen innerhalb der Europäischen Union. Für Ehepaare mit einem Gemeinschaftskonto sind es bis zu 200.000 Euro. Dieser Schutz gilt pro Bank und umfasst Girokonten, Tagesgeld und Festgeld. Einige deutsche Banken werben damit, dass auch höhere Beträge abgesichert sind – nämlich über den freiwilligen Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken. Sparkassen und Genossenschaftsbanken versprechen außerdem, sich im Notfall gegenseitig zu stützen. „Auf solche Zusagen sollen sich Verbraucher aber nicht unbedingt verlassen“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Beträge von mehr als 100.000 Euro sollten Sparer unbedingt auf mehrere Institute aufteilen. Für Aktien, Anleihen und Investmentfonds gilt: Die Bank verwahrt diese nur. Sie gehören aber dem Anleger und sind in der Bilanz der Bank ein sogenanntes Sondervermögen. Das heißt: Geht die Bank pleite, gehören Aktien & Co. nicht zur Insolvenzmasse. Betroffene Kunden können ihre Anlagen dann auf ein Depot bei einer neuen Bank übertragen lassen.
Wie sicher ist es, wenn ich Geld im Ausland habe?
Grundsätzlich gilt die Einlagensicherung in allen Mitgliedsländern der Europäischen Union. Das Geld sollte damit abgesichert sein. Verbraucherschützer Niels Nauhauser rät dennoch zur Vorsicht. Im Falle einer Bankenpleite erfolgt die Auszahlung über die nationalen Sicherungssysteme, die Sparer sind somit auf das jeweilige Land angewiesen. „Wer die höchste Sicherheit haben möchte, sollte sein Geld nur bei Institutionen anlegen, die über die deutsche gesetzliche Einlagensicherung abgesichert sind“, sagt Nauhauser. Welche Banken das sind, können Sparer auf der Website der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken herausfinden.
Soll ich meine Aktien lieber verkaufen? Oder ist nun ein guter Einstiegszeitpunkt?
Angst ist nie ein guter Ratgeber. „Der größte Fehler wäre es, jetzt alles panisch zu verkaufen“, sagt Andreas Hackethal, Finanzprofessor am Frankfurter Leibniz-Institut Safe. Niemand kann voraussagen, wie sich die Kurse in den kommenden Wochen entwickeln. Und den richtigen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg zu finden ist nahezu unmöglich. „Selbst wer nur wenige Tage auslässt, kann viel Rendite einbüßen“, sagt Hackethal. Das verdeutlichen folgende Zahlen: Mal angenommen, jemand hat über die vergangenen 30 Jahre hinweg in amerikanische Aktien investiert und die besten 40 Handelstage verpasst. Dann landet dieser Anleger bei einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von nahe null. Wer hingegen dabeiblieb, bekam rund 8 Prozent jährlich. Hektisch das Portfolio umzuschichten kann also fatale Folgen haben. Besser ist es, Krisen auszusitzen. Oder die niedrigen Kurse sogar als Chance wahrzunehmen. „Wer langfristig anlegt und Schwankungen aushält, kann durchaus zuschlagen“, sagt Henning Gebhardt, Investor und Kapitalmarktexperte. Starke Nerven könnten aber Aktionäre von Banken brauchen. Je nachdem, was in den kommenden Wochen passiert, schlagen die Aktien möglicherweise weiterhin nach oben oder nach unten aus. Neben der Credit Suisse haben auch die Kurse vieler anderer Banken stark gelitten. Auf einen einzigen Sektor zu wetten ist nie eine gute Idee. Wichtig ist es, das eigene Vermögen breit auf viele Branchen und Länder zu streuen.
Sind Anleihen noch sicher?
Es mag so manchen Anleger nervös machen, dass ausgerechnet Anleihen zur Pleite der Silicon Valley Bank beigetragen haben. Daraus sollte man aber nicht den Trugschluss ableiten, dass Anleihen nun eine unsichere Geldanlage sind. Die Kurse für Anleihen sind zwar im vergangenen Jahr gefallen, was der Silicon Valley Bank zum Verhängnis wurde. Wer Anleihen aber bis zur Fälligkeit hält, macht keine Verluste, wenn der Anleiheemittent nicht pleitegeht. Bundesanleihen gelten als sehr sicher, was sich am guten Rating erkennen lässt. „Von schlecht bewerteten oder sehr exotischen Anlagen sollte man lieber die Finger lassen“, sagt der Kapitalmarktexperte Henning Gebhardt. Was Bankanleihen betrifft, geben die deutschen Großbanken aktuell keinen Grund zur Sorge. Die Kurse von Anleihen der Credit Suisse hingegen sind in den vergangenen Tagen stark gefallen. Die Kursverluste von Anleihen haben aber auch ein Vorteil: Die Renditen steigen. Mit jährlich 2,27 Prozent können Anleger rechnen, wenn sie heute eine zehnjährige deutsche Staatsanleihe kaufen und bis zum Ende der Laufzeit halten.
Bietet Gold einen guten Schutz?
Droht eine Krise, bekommt das Edelmetall Gold üblicherweise eine extra Portion Aufmerksamkeit. Denn über die Jahrzehnte hinweg hat es sich den Ruf als stabile Anlage in schwierigen Zeiten erarbeitet. In den vergangenen Monaten hat das Edelmetall die Anleger jedoch enttäuscht, als Inflationsschutz hat es nicht getaugt. Gut verzinste Anlagen waren schlichtweg attraktiver. Nun aber, während Anfang der Woche die Kurse vieler Aktien abstürzten, hat der Goldpreis deutlich zugelegt. „Gold profitiert von der aktuellen Unsicherheit“, sagt der Experte Henning Gebhardt. Er sieht auch in den kommenden Wochen und Monaten gute Chancen für das Edelmetall. Als Beimischung im Depot könne eine Anlage in Gold deshalb durchaus sinnvoll sein. Doch es gibt auch Nachteile: Erstens bietet Gold keine laufenden Erträge, etwa Zinsen oder Dividenden. Und wer zweitens das Gold in Form von Münzen oder Barren direkt beim Händler kauft, muss mit hohen Kosten rechnen – für den Kauf, aber auch für die Lagerung. Einfacher ist eine Anlage in Gold hingegen über Zertifikate (ETC).
Und was ist mit Bitcoin?
Ihre Schadenfreude über die Krise können einige Kryptofans in den sozialen Medien nicht verbergen. „Bitcoin wird niemals einen Bail-out benötigen“, schreibt etwa der Bitcoin-Guru Michael Saylor auf Twitter. Menschen wie er sehen sich in ihrem Glauben bestätigt, dass das derzeitige Bankensystem nicht funktioniert und dass Bitcoin die einzige Alternative ist. Oftmals wird der Bitcoin auch als digitales Gold, also als Krisenschutz bezeichnet. Und siehe da: Seit Anfang der Woche ist der Bitcoin von rund 22.400 Dollar auf 26.100 Dollar gestiegen. Dennoch ist große Vorsicht geboten. Kryptowährungen schwanken sehr heftig, der Kurs kann genauso schnell wieder fallen. Seit seinem Höhepunkt im November 2021 hat der Bitcoin um 60 Prozent verloren. Einen großen Teil des Vermögens in Kryptowährungen umzuschichten wäre extrem riskant und ist absolut nicht ratsam.
Muss ich meinen Kredit noch zahlen, wenn meine Bank geschlossen wird?
Ja, Schulden verfallen nicht. Ist eine Bank pleite, kümmert sich ein Insolvenzverwalter darum, dass alle Kreditnehmer das geliehene Geld zurückzahlen. Es kann höchstens sein, dass der Verwalter den Kredit an einen neuen Gläubiger weiterverkauft. Für die Kunden ändert das aber nichts, sie müssen ihre Tilgung fortsetzen.