Kris Kristofferson denn Schauspieler: Und ein Star ward noch einmal geboren
„Freedom is just another word / for nothin‘ left to lose„, diese Zeilen, gesungen von Janis Joplin, haben Kris Kristofferson als Songwriter unsterblich gemacht. Er selbst hat als Berufsbezeichnung in seinem Pass bis zum Ende seines Lebens „writer“ stehen lassen. Auch sich selbst hat er immer wieder porträtiert, wie etwas in seinem Song The Pilgrim: „He’s a walking contradiction / partly truth and partly fiction„.
Halb Wahrheit, halb Fiktion, ein ständiger Widerspruch in sich: Diese
Definition trifft natürlich auch auf Hollywood zu, das nach der
Country-Hauptstadt Nashville Kris Kristoffersons zweite künstlerische
Heimatstadt werden sollte.
In den Siebzigerjahren, als er mit seiner Musik längst erfolgreich war, wurde ausgerechnet er, der sein Leben lang Bühnenangst hatte, vom Kino entdeckt. Sam Peckinpah hatte ihn bei einem Auftritt in Los Angeles erlebt, er hatte Kristoffersons Auftritt im Film Cisco Pike von 1972 gesehen und besetzte ihn jetzt als Billy the Kid in seinem Western Pat Garrett jagt Billy the Kid. Die Rolle des Cowboy-Außenseiters verkörperte Kris Kristofferson mühelos. Sie passte zu seinem Wesen und zu seinem Look, lange Haare, Cowboystiefel, die so alt waren, dass sie Western-von-Gestern-Geschichten hätten erzählen können, er hat sie bis zum Ende seines Lebens getragen.
1974 drehte Kristofferson unter der Regie von Martin Scorsese Alice lebt hier nicht mehr, nun trug er auch vor der Kamera seinen berühmten Vollbart. Als Billy The Kid war er noch glattrasiert zu sehen. Kris Kristofferson sah mit seinem Bart schon als junger Mann so aus, als hätte er einfach zu viele Abenteuer erlebt, um sich jetzt auch noch rasieren zu müssen. Und als sein Bart Anfang der Achtzigerjahre schon ziemlich ergraut war, erzählte er lachend, dass Johnny Cash nach einem Auftritt von ihm im Frühstücksfernsehen besorgt ein Telegramm geschickt habe. Ob er denn noch nichts von Haarefärben gehört habe wie Ronald Reagan? Doch warum sollte Kris Kristofferson so tun, als habe er nichts hinter sich? Die Kamera liebte sein zerknittertes Gesicht, seinen melancholischen Blick.
1977 drehte er gemeinsam mit Barbra Streisand das zweite Remake von A Star Is Born, die Geschichte war bereits 1937 und 1954 verfilmt worden. Er spielte einen gefeierten Musiker, der zu viel Alkohol trinkt und auch sonst zu viele Probleme hat. Wieder eine Rolle, die Kris Kristofferson perfekt verkörpern konnte, weil er wusste, was er da spielte. Dass er noch am Leben sei, im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen, nach all dem Whisky, den er in sich hineingeschüttet hatte, darüber habe er sich schon 1980 gewundert. Für seine Rolle in A Star Is Born wurde Kristofferson 1977 mit einem Golden Globe ausgezeichnet.
Auch wenn er mit seinen eigenen Musikalben nicht immer in den Charts landete: Das Kino hat ihn nie im Stich gelassen. 1998 spielte er in der Comicverfilmung Blade den Ziehvater von Wesley Snipes. Blade wurde so erfolgreich, dass zwei weitere Filme gedreht wurden.
Seine Karriere als Schauspieler überlebte sogar, dass er 1980 die Hauptrolle in Heaven’s Gate spielte, einem Western, der erst sehr viel Geld kostete und dann einer der größten Flops in der Geschichte von Hollywood werden sollte. Nicht aufgeben. Weitermachen. So wie es in einem Song seiner Country-Supergroup The Highwaymen heißt, die er mit seinen Freunden Johnny Cash und Willie Nelson 1985 gegründet hatte: „I was a highwayman / Along the coach roads, I did ride“, sangen sie, „The bastards hung me in the spring of twenty-five / But I am still alive“.
Ich bin noch am Leben, davon handelten die Geschichten, die Kris Kristofferson am liebsten erzählte, ob in seiner Musik oder in seinen Filmen. Er blieb immer der Cowboy, der für das gute, freie Amerika stand und der sich deshalb früh politisch gegen all die Kriege engagierte, die von seinem Heimatland ausgingen. Freedom is just another word, Freiheit ist bloß ein Wort? 2008 hat er bei einem Auftritt in Berlin erzählt, dass er mittlerweile an den 11. September und den anschließenden Krieg im Irak denken müsse, wenn er seinen größten Hit Me and Bobby McGee spiele. 1936 kam Kris Kristofferson auf die Welt, a star was born. Jetzt ist dieser ungewöhnliche Star gestorben, im Alter von 88 Jahren. Aber seine Kunst? Is still alive.
„Freedom is just another word / for nothin‘ left to lose„, diese Zeilen, gesungen von Janis Joplin, haben Kris Kristofferson als Songwriter unsterblich gemacht. Er selbst hat als Berufsbezeichnung in seinem Pass bis zum Ende seines Lebens „writer“ stehen lassen. Auch sich selbst hat er immer wieder porträtiert, wie etwas in seinem Song The Pilgrim: „He’s a walking contradiction / partly truth and partly fiction„.
Halb Wahrheit, halb Fiktion, ein ständiger Widerspruch in sich: Diese
Definition trifft natürlich auch auf Hollywood zu, das nach der
Country-Hauptstadt Nashville Kris Kristoffersons zweite künstlerische
Heimatstadt werden sollte.