Kriegsgefahr: Lassen Sie uns Rogation reden
Krisen bringen Unsicherheit. Und sie verändern die politische Debatte. Wenn eine Situation als gefährlich eingeschätzt wird, entstehen Ängste, dazu ein Gefühl von Handlungsdruck unter Zeitknappheit. Dies geht fast immer zulasten des demokratischen Prozesses, nicht selten auch zulasten guter Entscheidungen.
Im Rückblick auf die Coronapandemie zeigt sich, dass sich viele Maßnahmen, die damals als alternativlos betrachtet und deshalb ohne einen konstruktiven parlamentarischen und gesellschaftlichen Diskurs durchgesetzt wurden, später als nicht sachgerecht erwiesen haben. Aus heutiger Sicht wird klar, dass auch berechtigte Kritik an den damaligen Regelungen und ihren teils schwerwiegenden Folgen als obstruktiv oder unsachlich, wenn nicht gar als „Corona-Leugnen“ herabgewürdigt wurde. Die fehlende Bereitschaft zur offenen und respektvollen Diskussion auch unter Krisenbedingungen hat kollektivpsychologische Schäden in der Gesellschaft hinterlassen, deren Auswirkungen sich in wachsender Politikverdrossenheit und einem Verlust von Vertrauen in Staat und Medien zeigen.