Krieg in welcher Ukraine: Selenskyj zeigt Bereitschaft zu direkten Gesprächen mit Putin

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist unter Bedingungen zu direkten Verhandlungen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin bereit. Das sagte Selenskyj in einem Videointerview mit dem britischen Journalisten Piers Morgan, der dem US-Präsidenten Donald Trump nahesteht. Auf die Frage, ob er mit Putin verhandeln würde, sagte Selenskyj, dass er dies tun würde, „wenn das die einzige
Möglichkeit ist, den Bürgern der Ukraine Frieden zu bringen und keine
weiteren Menschen verlieren“.

Er werde „nicht nett“ zu Putin sein und betrachte ihn als Feind, „und offen gesagt, ich glaube, er betrachtet mich auch als Feind“, sagte Selenskyj. Die Gespräche sollten Selenskyjs Ansicht nach die Ukraine, Russland, die USA und Europa einbeziehen.

Trump drängt auf ein Ende des seit fast drei Jahren dauernden Krieges, wobei die Verhandlungstaktik seiner Regierung bislang nicht klar ist. Putin hat zuletzt seine angebliche Verhandlungsbereitschaft betont, verweist aber immer darauf, dass Selenskyj ja selbst Gespräche mit ihm verboten habe.

Selenskyj will Sicherheitsgarantien

Dabei geht es um einen Erlass des ukrainischen Staatschefs vom September 2022, nachdem Russland die vier teilweise besetzten Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson annektiert hatte. Dem Wortlaut nach verbietet der Erlass Verhandlungen mit Putin nicht; er erklärt sie angesichts der Lage aber für unmöglich. Selenskyj sagte zuletzt, das Dokument habe möglichen Separatismus unterbinden sollen, weil Russland damals unkontrollierte Gesprächskanäle in die Ukraine suchte.

Selenskyj versuchte auch ein zweites Argument des Kremls zu entkräften, dass nämlich seine Legitimität als Präsident abgelaufen sei. Er sei 2019 mit 73 Prozent der Stimmen gewählt worden, sagte er. Solange der Krieg dauere, seien Wahlen rechtlich und praktisch unmöglich, sagte Selenskyj. Nach Kriegsende werde in der Ukraine selbstverständlich gewählt werden. Trumps Ukraine-Gesandter Keith Kellogg hatte kürzlich ebenfalls Wahlen in der Ukraine angemahnt.

In dem Gespräch mit Morgan warf Selenskyj die halb rhetorisch gemeinte Frage nach einer nuklearen Bewaffnung der Ukraine wieder auf. Welche Sicherheitsgarantien bekomme sein Land, wenn sich der erhoffte Nato-Beitritt noch um Jahre oder Jahrzehnte verzögern sollte, fragte er. „Welches Unterstützungspaket, welche Raketen (bekommen wir)? Oder bekommen wir Atomraketen? Dann sollte man uns Atomraketen geben.“ Die Ukraine hatte 1994 die letzten sowjetischen Nuklearwaffen auf ihrem Gebiet abgegeben gegen lose Sicherheitszusagen aus Russland, Großbritannien und den USA.

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