Kosteneinsparungen: Apotheker- und Ärztebank speckt ab

Nach den negativen Schlagzeilen um die Abgänge im Vorstand ist die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) um Ruhe bemüht. Darauf legte der Vorstandsvorsitzende Matthias Schellenberg auf der Online-Bilanzpressekonferenz am Donnerstag großen Wert. Unterstützt wurde er dabei ausgerechnet von Holger Wessling, der seinen letzten öffentlichen Auftritt für die Standesbank des Gesundheitswesens dazu nutzte, sich für die gute Zusammenarbeit im Vorstand zu bedanken. Er wird zur Mitte des Jahres Chef der Sparkasse Rhein-Nahe.

Wessling verabschiedete sich nach eigenen Angaben mit einem soliden Finanzausblick für das laufende Jahr: „Bei weiter steigenden Gesamterträgen und einem Aufwand, den wir trotz der widrigen Rahmenbedingungen stabil halten wollen, werden wir das operative Ergebnis auf seinem aktuellen Niveau halten. Damit sichern wir einen Jahresüberschuss auf Niveau des Jahres 2022, der unseren Dividendenambitionen gerecht werden sollte.“

Im zurückliegenden Jahr steigerte die Apobank, die das größte Mitglied­institut im Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken ist, ihren Jahresüberschuss nach Steuern um ein halbes Prozent auf 65,8 Millionen Euro. Nach Reservenbildung erhöhte sich das Betriebsergebnis vor Steuern um ein Fünftel auf 151,5 Millionen Euro. Als Dividende plant der Vorstand, den 113.543 Mitgliedern eine Dividende von 4 Prozent auszuschütten. Die Zahl der Mitglieder ist 2022 um 1696 gesunken, was Wessling auf Nachwehen der IT-Panne im Jahr 2020 zurückführte.

Kurz vor 500.000 Kunden

Denn die Kündigungsfrist beträgt für die Mitglieder der genossenschaftlich organisierten Apobank zwei Jahre. Inzwischen erholt sich die Mitgliederzahl seinen Angaben zufolge wieder. In den ersten zwei Monaten des Jahres seien positive Zahlen verzeichnet worden. Bei der Zahl der Kunden stehe die Apobank kurz vor der 500.000, berichtete Schellenberg.

Auch wenn er sich bemühte, die Apobank in einem positiven Licht darzustellen, räumte er ein, dass noch eine Wegstrecke vor dem Institut liege. Die Apobank speckt ab, um ihre Kosteneffizienz unter die Marke von 70 Prozent zu drücken. Im vergangenen Jahr musste die Bank fast 76 Cent aufwenden, um einen Euro zu verdienen. Mit einer höheren Kosteneffizienz will Schellenberg, der seit einem Jahr Vorstandsvorsitzender ist, die Wettbewerbsfähigkeit der Apobank sichern, um Wachstum durch eine starke Kapitalbasis zu ermöglichen, Investitionen in Mitarbeiter, Technologie sowie Digitalisierung zu finanzieren und gleichzeitig zuverlässig die Dividendenerwartungen der Mitglieder zu erfüllen.

Freiraum für Kernkompetenzen

Um mehr Handlungsspielraum zu schaffen, überträgt die Apobank ihre Verwahrstelle für Wertpapiere und Immobilienfonds auf die DZ Bank. Die Verwahrstelle hat ein Volumen von 21 Milliarden Euro, im Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken sind es 300 Milliarden Euro. „Mit der Übergabe der Verwahrstelle verschaffen wir uns Freiraum, um in unseren Kernkompetenzen gezielter auf die Bedürfnisse der Mediziner, Apotheker und ihrer Organisationen einzugehen“, sagte Schellenberg.

Kosten will er über eine höhere Effizienz und eine Reduzierung von Sachkosten – zum Beispiel durch eine bessere Flächennutzung in den Filialen, aber auch in der Düsseldorfer Zentrale – einsparen. Hier helfe die neue Arbeitsrealität „mobiles Arbeiten“, um den Flächenverbrauch pro Mitarbeiter zu reduzieren. „Wir werden perspektivisch auch über Personalkosten sprechen – mit Augenmaß“, sagte Schellenberg. Seine Devise lautet hier: erst Prozesse nachhaltig effizienter aufstellen und dann personalwirtschaftliche Maßnahmen umsetzen.

Source: faz.net