Konzept Influencer Brand : „Das Label bin lange schon nicht mehr nur ich“

Influencerin und Unternehmerin Karo Kauer will Vorreiterin sein. Und Community Building in die physische Welt holen. Ein Blick nach Eislingen.

Auf zwei schwarzen Trucks prangen plakative KKLBL-Logos. Auf einem der Busdächer hat sich ein DJ eingerichtet, vor dem Eingang des Geländes erstreckt sich eine lange Schlange. Merch, mit sämtlichen Tour-Stopps bedruckt, wird in den Stores auf Rädern präsentiert. Die Szenerie erinnert an ein Festival-Gelände. Genau der richtige Rahmen, um mit der Community zusammen zu kommen, findet Unternehmerin Karo Kauer, die mit ihrem Label einmal quer durch Deutschland reist. Und damit Brand Building auf ein neues Level hebt.

Karo Kauer ist Influencerin der ersten Generation. Und wie die meisten Influencer-Pioniere ist sie in diese Rolle eher reingerutscht. Als sie aufgrund einer Verletzung ihr Sport-Abitur nicht beenden kann, geraten ihre Zukunftspläne schon in jungen Jahren durcheinander. Um keine Zeit zu vergeuden, beginnt Kauer eine Ausbildung zur Personaldienstleistungskauffrau. Und teilt von da an als kreativen Ausgleich ihr Leben auf Social Media. Dabei steht von Anfang an neben Mode und Fotografie ihre persönliche Entwicklung im Vordergrund. Als Kauer 25.000 Follower zählt, wird ihr der erste Brand Deal angeboten. „In dem Moment wusste ich, das kann ein Business werden.“

Heute folgen Karo Kauer auf Instagram über 570.000 Menschen. Aus dieser digitalen Präsenz hat die Unternehmern mehrere Standbeine entwickelt. Vor vier Jahren geht Kauer mit ihrer eigenen Kollektion an den Start: Karo Kauer Label, kurz KKLBL. 2021 folgt die eigene Agentur Kauer Konsulting, die Creators bei Entwicklung, Vermarktung und Fulfillment eigener Produkte unterstützt.

Aktuell beschäftigt Kauer in ihrer Heimatstadt Eislingen über 50 Mitarbeiter und erwartet für dieses Jahr einen Umsatz von10 Mio. Euro für KKLBL. Ein Erfolg, der ohne ihre Reichweite nicht möglich gewesen wäre. „Wir hatten es auf unserem Weg immer leichter, weil wir die Community im Rücken haben. Das darf man nie vergessen.“

Und das tut Kauer nicht. Sondern versucht, ihren Followern etwas zurückzugeben. Etwa, indem sie sie auf Schritt und Tritt über Social Media mitnimmt oder die Nutzer über Abstimmungs-Tools in Design-Entscheidungen einbindet. Zudem setzt Kauer von Tag eins an alles daran, die Menschen, die ihr folgen, persönlich zu treffen. Echtes Community Building passiere vorrangig in der physischen Welt. Das aus dem Mund einer Influencerin zu hören, mag im ersten Moment paradox erscheinen, doch Kauers Marketing-Konzept beweist das Gegenteil.

„Bei uns wird alles aus einem Grund heraus geboren: Wir wollen die Leute physisch bei uns haben“, erklärt sie. Daher setzt sie auf eine Vielzahl an Events und Aktivierungen vor Ort. Es ist Mal das große Pop-up oder die Feier zum Label-Geburtstag, mal ein Zusammentreffen im regelrecht privaten Rahmen. So läd KKLBL jährlich eine Hand voll Kunden nach Eislingen ein, um am Headquarter einen Tag mit Karo Kauer zu verbringen. Dafür werden über das Jahr goldene Tickets verteilt. Sie landen als Überraschung in einer Einkaufstüte oder werden Besuchern bei Veranstaltungen zugesteckt. „Das ist fast wie bei Charlie und die Schokoladenfabrik“, lacht Kauer.