Konjunktur: Ifo-Geschäftsklimaindex unterbietet die ohnehin schlechte Erwartungen
Unternehmen haben ihre Geschäftslage und die Aussichten für die kommenden Monate im November wieder skeptischer beurteilt. Umfragen des Münchener Ifo-Instituts unter rund 9.000 Führungskräften zufolge fiel der Ifo-Geschäftklimaindex zuletzt von 86,5 Punkten im Oktober auf 85,7 Punkte. Dieser blieb damit noch hinter den Erwartungen zurück. Expertinnen und Experten hatten für den November mit einem Rückgang auf 86,0 Punkte gerechnet.
Nach sechs Rückgängen in Folge war das für die Beurteilung der Konjunktur in Deutschland wichtige Barometer im Oktober leicht angestiegen. Jedoch ist die deutsche Wirtschaft im gesamten Sommer-Quartal nur minimal um 0,1 Prozent gewachsen und befindet sich weiter Rande einer Rezession. „Der deutschen Wirtschaft fehlt es an Kraft“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest zu den Umfrageergebnissen.
Herausforderungen durch neuen US-Präsident Trump
Eine Erholung der deutschen Wirtschaft bis Jahresende bleibt weiter unwahrscheinlich. Neben dem Ifo-Index verschlechterte sich ein weiterer wichtiger Konjunkturindikator zuletzt: Der sogenannte Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleister erfährt an den Finanzmärkten starke Beachtung und fiel jüngst auf den niedrigsten Wert seit neun Monaten. „Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte im Winterhalbjahr bestenfalls stagnieren“, sagte Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Zudem könnten die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Deutschland im kommenden Jahr vor zusätzliche Herausforderungen stellen. Trump hatte im Wahlkampf mehrfach Strafzölle auf europäische Importe angekündigt, diese würden vermutlich vor allem die deutsche Exportwirtschaft empfindlich treffen.
Lichtblicke im Handel
Einen Lichtblick sieht das Ifo-Institut im Einzelhandel, wo sich allmählich wieder ein steigender Konsum abzeichne. Davon profitiere auch die Transport- und
Logistikbranche sowie der Tourismus, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Zudem sei bei Produzierenden von Nahrungs- und
Genussmitteln sowie Getränken ein Aufschwung wahrzunehmen. „Vielleicht sorgt hier das Weihnachtsgeschäft für
Belebung“, sagte Wohlrabe.
„Die Verbraucher
fangen langsam an, mehr Geld auszugeben“, fügte der Ifo-Umfragechef hinzu. Jedoch sei man von Euphorie „noch weit entfernt“. Auch Jörg Krämer sah die Ifo-Ergebnisse kritischer: Die Probleme kämen vor allem aus der Industrie und
„wiegen die Lebenszeichen beim Einzelhandelsumsatz leider auf.“ Die Prognosen vieler Volkswirte seien weiterhin zu optimistisch.