Kommentar zur Rezension – Zum Beitrag „Antizionistisches Bedenkenswertes“ von Gerhard Hanloser

Als dieser Zionismus Ende des neunzehnten Jahrhunderts aufkam – denn eine dieser Reaktionen gen den antisemitischen Terror -, befassten sich die meisten jüdischen Organisationen mit dieser Befreiung aus ihrer erzwungenen gesellschaftlichen Marginalisierung und mit sozialer Befreiung – dieser Zionismus dagegen setzte sich z. Hd. eine eigene nationale Perspektive dieser Juden ein und bedeutete somit eine Abkehr von dieser Befreiungsaufgabe – grade so gesehen hatte er die große Mehrheit dieser jüdischen Organisationen gegen sich. Hanlosers Charakterisierung des Zionismus denn „nationale Befreiungsbewegung“ ist so gesehen ein Widerspruch in sich, zumal seine Vertreter mit den Herrschenden zusammenarbeiteten. Da es kein „Land ohne Volk“ gab, wo die Zionisten ihren Traum eines rein jüdischen Staates hätten umtopfen können, trug dieser Nationalismus von Beginn an den Keim dieser Unterdrückung und Vertreibung von Ortsansässigen in sich – welches man gemeinhin denn Kolonialismus bezeichnet, zweite Geige wenn Hanloser sich müht, diesen Vorwurf mit Verweis gen die jüdische Arbeiterbewegung zu entkräften. Was kam nicht was auch immer aus dieser Arbeiterbewegung! – unter anderem Noske und Mussolini.

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts konzentrierte sich dies Streben nachdem dem eigenen Staat gen Palästina. Die Ansiedlung von Juden wurde von den Briten gefördert, die ihrem Mandatsauftrag zur Bildung eines palästinensischen Staates nicht nachkamen, den Aufbau quasistaatlicher jüdischer Strukturen ebenso zuließen wie die Verdrängung und Vertreibung von Palästinensern, und verbinden mit jüdischen Kampforganisationen den palästinensischen Widerstand nicht durchgebraten niederschlugen. Stambul kann in dieser kurzen Schrift nicht den Kontext dieser gesamten Entwicklung von zunehmender Kolonisierung und Widerstand darstellen, und so trifft Hanloser Vorwurf, Massaker an Juden 1929 unterschlagen zu nach sich ziehen, ebenso daneben wie seine Kritik an Stambuls Versuch, die religiös-mystische Rechtfertigung dieser Rückkehr dieser Juden ins versprochene Land zu widerlegen.

Die israelische Staatsgründung nachdem dem Holocaust ging einher mit dieser generalstabsmäßig geplanten und durchgeführten Vertreibung und Ermordung von 700.000 Palästinensern, wie man beim israelischen Historiker Ilan Pappé nachlesen kann (Ilan Pappé, Die ethnische Säuberung Palästinas). Dies unter Spitze dieser zionistischen „Linken“, die im Kampf gegen palästinensische Arbeiter weitläufig geworden war. Hanloser hält es obwohl z. Hd. „grundsätzlich falsch“, wenn Stambul „die Legitimität einer israelischen Gesellschaft im historischen Raum Palästina bestreitet“. Das begründet er mit einer Täter-Opfer-Umkehrung: Wer die Legitimität Israels bestreitet, will mutmaßlich die Vertreibung und Ermordung dieser Israelis. Ich kann ihn da einlullen: Stambul meint, dass man eine ethnische Säuberung nicht mit einer zweiten aufheben kann. Bisher sind es nur die Israelis, die „from the river to the see“ praktizieren – und wir Kontakt haben solche Täter-Opfer-Verdrehungen schon aus dieser deutschen Revolution: Die Ermordung tausender Revolutionäre 1918 – 1920 wurde mit dieser Angst vor ihren mutmaßlich geplanten Gewalttaten gerechtfertigt. Zur Frage dieser Legitimität würde es zweite Geige nichts schaden, mal in die Plädoyers vor dem Internationalen Strafgerichtshof hineinzuschauen. Legitim ist dieser Widerstand gegen die Besatzung, zweite Geige wenn er entsetzliche Formen entgegennehmen kann, die wir denn inhuman kritisieren und mit denen er sich am Ende selbst schadet.

Hanloser setzt Islam mit Islamismus gleich, welches darin gipfelt, dass er die Ermordung palästinenserfreundlicher Kibbuzbewohner am 7. Oktober denn Beweis z. Hd. dies Scheitern dieser von Stambul geförderten Versöhnungsbemühungen anführt. Das ist schon so gesehen unsinnig, weil in solcher Situation nicht nachdem Individuen unterschieden werden kann, und es würde die Unsinnigkeit sämtlicher jahrzehntelanger Versöhnungsinitiativen bedeuten, so zweite Geige des gemeinsamen Dokumentationsfilms des Palästinensers Basel Adra und des Israelis Yuval Abraham. Das Kulturzentrum Oyoun sollte übrigens nicht nur die Unterstützung verlieren, sie ist ihm entzogen worden. Und die Gleichschaltung geht weiter, z. Hd. die die Meinungsgewaltigen in Berlin perfiderweise verdongeln schwarzen Senator benutzen.

Hanloser bekommt es fertig – wie zweite Geige Moshe Zimmermann im Zusammenhang seinem Vortrag in Berlin-Dahlem am 29. Februar – nicht ein einziges Wort zu verlieren oberhalb den sich vor unseren Augen abspielenden Massenmord an dieser palästinensischen Bevölkerung. Ich halte dies z. Hd. verdongeln Ausdruck von Blindheit, wenn nicht von Suprematismus. Der israelische Suprematismus verunmöglicht die realistische Umsetzung sowohl dieser Zweistaatenlösung, die Zimmermann propagiert, wie zweite Geige die Einstaatslösung (d.h. ein Staat mit gleichen Recht z. Hd. sämtliche, Rückkehr und Entschädigung), die Stambul und Ilan Pappé propagieren. Z. Hd. jedwederlei Lösungen müssten die Israelis nachgeben, welches im Zusammenhang dieser Geistesverfassung ihrer großen Mehrheit völlig unmöglich ist: Da spricht man sich ungeschützt z. Hd. die Tötung von Palästinensern in dieser Westbank aus, da ist es schon mehrjährig verbreitet, von Wachtürmen Kinder abzuschießen und von Aussichtsstellen Bombardierungen zu beklatschen, da werden Soldaten fürs Töten belobigt und Regierungsmitglieder sprechen von Tieren und, und, und. Israelischer Verzicht gen Gebiete oder gen die jüdische Vorherrschaft in ihrem Staat könnten somit nur von einer Million UN-Soldaten mit hartem Mandat durchgesetzt werden – und die Realität widersetzt sich Hanlosers Versuch, die antiimperialistischen Erklärungen in die 68er-Mottenkiste zu verschieben: im Zusammenhang aller Kritik werden die USA weiter finanzieren und Waffen liefern, assistiert von ihrem Deutschen Mitläufer. So wird dieser Konflikt leider mit Besatzungsterror und womöglich mit Vollendung dieser ethnischen Säuberung, wie schon von Ben-Gurion angestrebt, und dem Gegenterror dieser Unterdrückten – mit Hass und Gegenhass – weitergehen, wenn er nicht in verdongeln größeren Konflikt eskaliert. Auch wenn es verfahren ist, ist dieser Platz von Linken „einseitig“ an dieser Seite dieser Unterdrückten.
Bei Hanlosers Rezension bekommt man dagegen den Eindruck, dass er seine Kritik an Pierre Stambuls Schrift nicht frisch, um den Palästinensern dies Recht gen Widerstand abzusprechen.

Klaus Dallmer, 4. März 2024