Kommentar: Krypto-Regulierung braucht Zeit

Die Kryptoszene hat sich in den vergangen zehn Monaten nicht gerade durch positive Schlagzeilen hervorgetan: erst der Zu­sammenbruch des Stablecoins Terra und dann der Kryptobörse FTX. Das waren die spektakulären Gipfel eines Gebirges, das einen düsteren Schlagschatten auf eine Branche warf, in der viele glaubten: Hier darf ich machen, was ich will. Pleite? Nicht mein Pro­blem. Betrug? Bin doch nur clever.

Klar, dass der Schrei ertönte, der Re­gulator müsse handeln. Aber auf welcher Grundlage? Eine Diktatur wie China kann schnell mal etwas verbieten, ein Rechtsstaat nicht. Dazu müssen erst Grundlagen geschaffen werden – was umso schwerer ist, wenn der Gegenstand so neu ist, dass sich Juristen erst einmal fragen müssen: Wovon reden wir eigentlich? Gibt es dafür schon ein Gesetz? Was ist zu tun?

Will man dann auch noch eine vollumfängliche Regulierung zimmern, die allem und jedem gerecht wird und alle Risiken und Nebenwirkungen ausschließt, wird man nie et­was zuwege bringen. Man muss schrittweise vorgehen, die Folgen neu­er Gesetzesvorschriften abwarten und darauf reagieren. Auch die Regulierung der nun seit Jahrhunderten existierenden konventionellen Fi­nanz­branche ist eine Daueraufgabe.

„Regulierung atmet“, heißt es in Ju­ristenkreisen. Die ersten Atemzüge sind nun gemacht. Die Kryptobranche hofft mittlerweile, dass ihr das Leben eingehaucht wird, und sieht es nicht mehr als erdrückend an. Vielleicht wird so et­was Gutes daraus.

Source: faz.net