Kohleausstieg in Großbritannien: Rekordleistung
Großbritannien war das
erste Land, das 1882 ein Kohlekraftwerk baute. Jetzt – nach 140 Jahren – ist
Großbritannien die erste westliche Industrienation, die endgültig aus der Kohle
aussteigt. Am Montag wurde das letzte Kohlekraftwerk des Landes in
Ratcliffe-on-Soar in Nottinghamshire abgeschaltet. Was von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit
Tränen, von den Gewerkschaften mit Vorwürfen und von Umweltaktivisten mit
Jubel begleitet wird, ist ein denkwürdiger Schritt in der langen
Industriegeschichte Großbritanniens.
Seit
1810 wurde Kohle zur Produktion von Gas für die Beleuchtung der Städte
gefördert, in den großen Minen in Schottland, Wales, den Midlands und Nordengland. Der Bau kilometerlanger Kanäle ermöglichte es im 18. Jahrhundert,
die Kohle per Schiff in die Städte zu transportieren – auch nach London, wo 1882
das erste Kohlekraftwerk gebaut wurde. Die Nachfrage nach Kohle stieg enorm, mit ihr wurde geheizt, Stahl produziert, die Bahn befeuert. Später gingen immer mehr Kohlekraftwerke zur Stromproduktion ans Netz. Noch in den 1950er-Jahren wurde
Großbritanniens Elektrizität fast ausschließlich in Kohlekraftwerken produziert. Der
vermeintliche Londoner Nebel war nichts anderes als der gesundheitsschädliche
Smog, der durch die Verbrennung von Kohle in den häuslichen Kaminen verursacht
wurde.