KI und Markenrecht: Stability AI siegt im Streit um KI-Bilder gegen Getty Images

Im derzeit wichtigsten Urheberrechtsstreit Großbritanniens hat die Bildagentur Getty Images am Dienstag eine deutliche Niederlage erlitten. Eine Richterin am „High Court of Justice“, dem höchsten Gericht von England und Wales mit Sitz in London, wies die Klage des US-Konzerns gegen das britische KI-Unternehmen Stability AI weitgehend zurück. Getty Images wirft dem Start-up vor, über Jahre hinweg Millionen seiner Bilddateien unbefugt genutzt zu haben, um damit den Bildgenerator „Stable Diffusion“ zu trainieren.
Richterin Joanna Smith wies den Antrag wegen sogenannter sekundärer Urheberrechtsverletzungen zurück. Im Prozess hatte Getty Images schon die Behauptungen fallengelassen, wonach es durch das KI-Training zu primären Urheberrechtsverletzungen gekommen war.
Stattdessen konzentrierte sich das Unternehmen fortan auf mögliche Ansprüche aus Import, Marketing, Verkauf und Vertrieb. Hätte der High Court eine solche Verletzung bejaht, hätte dies nach Einschätzung britischer Anwälte weitreichende Folgen für die Lieferung von Software sowie von KI-Modellen aus dem Ausland nach Großbritannien gehabt.
Gericht bejaht Markenverletzung
Doch Richterin Smith gab der amerikanischen Klägerin nur in Bezug auf Markenverletzungen recht. So generierten frühere Versionen von Stable Diffusion Bilder, die die Wasserzeichen von Getty Images und der Tochtergesellschaft iStock reproduzierten. Smith erklärte jedoch, dass diese Feststellungen „äußerst begrenzt“ seien. Auf eine schriftliche Anfrage der F.A.Z. reagierte Stability AI nicht. Zum Prozessauftakt im Juni hatte ein Sprecher die Möglichkeit einer Urheberrechtsverletzung heruntergespielt. In dem Rechtsstreit gehe es vor allem um „technologische Innovation und Ideenfreiheit“, sagte er damals.
Laut Getty Images hat das Urteil bestätigt, dass die Einbindung der Marken in die KI-generierten Ergebnisse von Stable Diffusion eine Verletzung darstellt. Künftig müssten KI-Betreiber besser kontrollieren, ob die zum Training verwendeten Bilder solche Marken enthalten. Obwohl mehrere Anträge der Klägerin keinen Erfolg hatten, sprach Getty Images von einem „wichtigen Präzedenzfall“, demzufolge immaterielle Güter wie KI-Modelle ebenso wie materielle Güter Gegenstand von Klagen wegen Urheberrechtsverletzungen sein können. „Wir werden die Feststellungen aus dem britischen Urteil in unserem US-Verfahren weiterverfolgen”, teilte der Konzern mit. Seit August 2025 ist eine Urheberrechtsklage von Getty Images gegen Stability AI vor einem Bundesgericht in Nordkalifornien anhängig.
Forderung an britische Regierung
Außerdem zeigt sich die Klägerin eigenen Worten nach zutiefst besorgt darüber, dass selbst finanzstarke Unternehmen wie sie angesichts fehlender Transparenzanforderungen erhebliche Herausforderungen beim Schutz ihrer kreativen Werke zu bewältigen hätten. Man habe „Millionen von Pfund“ investiert und müsse seine Ansprüche nun an einem anderen Ort weiterverfolgen. „Wir fordern die Regierungen, einschließlich der britischen, dringend auf, strengere Transparenzvorschriften zu erlassen. Diese sind unerlässlich, um kostspielige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden und den Urhebern die Möglichkeit zu geben, ihre Rechte zu schützen.“
Die Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer plant Änderungen im Urheberrecht, um Großbritannien für KI-Betreiber und Techkonzerne attraktiver zu machen. So soll es möglich sein, die KI-Modelle mit Musikdateien zu trainieren, ohne dass die Künstler Nutzungsgebühren erhalten. Die Urheber müssen dieser Nutzung ihrer Lieder und Texte aktiv widersprechen („Opt-out“). Dies führte im Februar 2025 zu Protesten zahlreicher britischer Musiker.