Kaschmirkonflikt: Indien und Pakistan greifen sich erneut reziprok an

Die Kämpfe zwischen den Atommächten Indien und Pakistan um die Grenzregion Kaschmir weiten sich aus. Indien hat nach pakistanischen Militärangaben drei Luftwaffenstützpunkte des Nachbarlandes mit Raketen angegriffen. Darunter war nach Angaben eines Armeesprechers auch das Hauptquartier
der pakistanischen Armee, das rund zehn Kilometer von der Hauptstadt
Islamabad entfernt liegt.

Die Geschosse seien abgefangen worden, die pakistanische Luftwaffe sei unversehrt, sagte ein Militärsprecher und sprach von einer „unverhohlenen Aggression“ Indiens. Der Luftraum über Pakistan wurde übereinstimmenden Berichten zufolge bis 12 Uhr mittags Ortszeit gesperrt.

Kurz nach einer entsprechenden Ankündigung des Militärsprechers startete Pakistan einen Gegenangriff. Demnach wurden in Indien ein Raketenlager und ein Luftwaffenstützpunkt zerstört. Zudem sei ein weiterer Flugplatz „außer Betrieb gesetzt“ worden.

Drohnen auf Indien

Zuvor hatten erstmals Explosionen die den Sikh heilige Stadt Amritsar im indischen Bundesstaat Punjab erschüttert. Das indische Militär schoss dort nach eigenen Angaben pakistanische Drohnen vom Himmel. Auch in Jammu im indischen Teil Kaschmirs waren nach offiziellen Angaben sowie Augenzeugenberichten Geschosse und Lichtblitze am Nachthimmel zu sehen und der Strom fiel aus.

Die indische Armee berichtete, sie habe Drohnen an 26 Orten gesichtet und abgefangen. Die Drohnenangriffe seien in einem weitläufigen Gebiet erfolgt, das sich von Kaschmir aus entlang der im Westen an Pakistan grenzenden Bundesstaaten bis hinunter zum Arabischen Meer erstreckt. 

Am Mittwochmorgen war der jahrzehntealte Kaschmirkonflikt militärisch eskaliert: Indien hatte mehrere Ziele in Pakistan bombardiert, Pakistans Armee erwiderte mit Artilleriefeuer. Seitdem wurden nach unbestätigten Angaben beider Seiten mindestens 50 Menschen getötet

Die USA, Deutschland und die EU-Kommission riefen beide Seiten zur Deeskalation auf. Später riefen auch die Länder der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) zu größtmöglicher Zurückhaltung auf. Sie forderten beide Staaten zu einem direkten Dialog und einer
friedlichen Lösung auf.

Auslöser für das erneute Aufflammen des Konflikts war ein Angriff radikaler Islamisten auf hinduistische Touristen im indischen Kaschmir am 22. April, bei dem 26 Menschen starben. Indien wirft Pakistan die Unterstützung des Anschlags vor, die pakistanische Regierung weist die Vorwürfe zurück.

Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 bereits zwei ihrer drei Kriege um Kaschmir geführt. Sie verfügen dem International Institute for Strategic Studies zufolge gegenwärtig über je etwa 170 Atomsprengköpfe.