Karenztag: Christlich Demokratische Union-Sozialflügel gegen Lohn-Streichung zu Händen ersten Krankheitstag
Die Arbeitnehmervereinigung in der CDU hat
sich dagegen ausgesprochen, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag
zu streichen. „Dieser Vorschlag ist gänzlich inakzeptabel“, sagte der
Vorsitzende Dennis Radtke dem Tagesspiegel. Er sprach von einer
„Kultur des Misstrauens gegenüber allen Arbeitnehmern“ und einem
„Klassenkampf von oben“. Menschen mit kleinen Einkommen würden sich dann
krank zur Arbeit schleppen und andere gefährden, sagte Radtke.
Der
Allianz-Chef Oliver Bäte hatte vorgeschlagen, dass Arbeitnehmer die
Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen sollten. So würden die
Arbeitgeber entlastet, für die der hohe Krankenstand ein Problem sei. Arbeitnehmer in Deutschland seien im Schnitt 20 Tage pro Jahr krank. Der
EU-Schnitt liege hingegen bei lediglich acht Krankheitstagen, sagte
Bäte der Zeitung. „Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen. Das erhöht die Kosten im System.“
Für die Wiedereinführung von
Karenztagen wie in anderen Ländern hatte sich kürzlich auch Monika
Schnitzer, Chefin der Wirtschaftsweisen, ausgesprochen. Bäte nannte als
Beispiele Schweden, Spanien und Griechenland. In Deutschland war der
sogenannte Karenztag in den Siebzigerjahren abgeschafft worden.
Innerhalb der CDU gibt es diesbezüglich offenbar unterschiedliche Ansichten. Auch Sepp Müller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU, meint, dass Deutschlands Sozialsysteme „immer weiter beansprucht“ würden. Deshalb müsse man über neue Ideen diskutieren, sagte er dem Onlineportal Politico. Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge,
zeigte sich dagegen skeptisch. „Nur die allerwenigsten Menschen melden
sich aus Spaß krank“, sagte er Politico.