Jugendschutz: Schweiz will Tabakwerbung weitgehend verbieten

Plakat mit der Aufschrift »Kinder ohne Tabak« in Lausanne: Konsum und damit Todesfälle sollen sinken

Plakat mit der Aufschrift »Kinder ohne Tabak« in Lausanne: Konsum und damit Todesfälle sollen sinken


Foto: VALENTIN FLAURAUD / AFP

Ein generelles Werbeverbot in den Printmedien sei »unerlässlich«, sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset: Die Eidgenossenschaft plant, Reklame für Tabakprodukte und E-Zigaretten zum Schutz junger Menschen weitgehend zu verbieten. Der Schritt soll sich auch auf einen großen Teil der Online-Werbung und öffentliche Darstellungen wie auf Festivals beziehen, sofern diese von Personen unter 18 Jahren besucht werden können.

Online-Werbung soll dem Sender SRF  zufolge nur noch erlaubt bleiben, wenn es ein System zur Alterskontrolle gibt, sodass Minderjährige keine Seiten mit entsprechender Reklame aufrufen können. Einen Vorschlag, wonach das Verbot bei Printmedien nur für die erste und letzte Seite gelten sollte, lehnte Berset ab. Dies sei nicht wirksam, »außer man würde annehmen, dass eine junge Person nie eine Zeitung öffnet. Das wäre auch für die Medien übrigens keine gute Neuigkeit«, sagte der Sozialdemokrat.

Mit den neuen Regeln, die nun ans Parlament überwiesen werden, setzt die Bundesrat genannte Regierung eine Entscheidung um, die im vorigen Jahr im Referendum »Ja zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Tabakwerbung« getroffen wurde. Im Februar 2022 hatten 57 Prozent der Abstimmenden für diese Volksinitiative gestimmt.

Fast 10.000 Schweizer sterben jährlich vorzeitig durch Tabakkonsum

Das ausgeweitete Verbot soll Mitte 2026 in Kraft treten. Es soll dann bereits in die Wege geleitete Beschränkungen für Verpackungen und Werbung für Tabak und E-Zigaretten verschärfen, die bereits ab dem nächsten Jahr gelten sollen. Das Ziel: Den Tabakkonsum und die damit verbundenen Todesfälle reduzieren.

Das Rauchen ist in der Schweiz nach wie vor relativ weit verbreitet. 9500 Menschen sterben in dem Land mit rund 8,7 Millionen Einwohnern den Behörden zufolge jedes Jahr vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Der Anteil (0,11 Prozent) ist damit ähnlich so hoch wie in Deutschland mit 83 Millionen Einwohnern: Hierzulande sterben laut Robert-Koch-Institut Schätzungen zufolge jährlich 100.000 bis 140.000 Menschen (0,12-0,14 Prozent) vorzeitig an Erkrankungen, die auf das Rauchen zurückzuführen sind.


Mehr zum Thema

Die Schweizer Regierung hat anlässlich des Verbots nun von einem der größten Probleme für die öffentliche Gesundheit des Landes gesprochen. »Tabakkonsum verursacht zahlreiche nicht übertragbare Krankheiten, und die Kosten für deren medizinische Behandlung belaufen sich auf drei Milliarden Schweizer Franken pro Jahr«, beklagte der Bundesrat. Entsprechende Werbung spiele eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, mit dem Rauchen anzufangen.

Im Jahr 2022 hatten 6,9 Prozent der 11- bis 15-jährigen Schweizerinnen und Schweizer in den letzten 30 Tagen Zigaretten geraucht, während 5,7 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren mindestens einmal im Monat elektronische Zigaretten benutzt haben, so die Regierung.

In Deutschland hatten Bundestag und Bundesrat zuletzt 2020 die Werbung für das Rauchen weiter eingeschränkt. So wurde unter anderem die Kinowerbung fürs Rauchen verboten, wenn der jeweilige Film für Unter-18-Jährige freigegeben ist. Seit Anfang 2022 beziehungsweise seit Anfang 2023 ist hierzulande Außenwerbung für Tabakprodukte beziehungsweise für Tabakerhitzer untersagt. Ab kommendem Jahr soll auch die Außenwerbung für E-Zigaretten aus dem öffentlichen Raum verschwinden.


mamk/apr/Reuters