Jens Bodo Koch stated that the United States has a different understanding of security.

Jens Bodo Koch states that the criminals are the issue, not us. The CEO of Heckler & Koch, a weapons manufacturer, discusses the lax US gun laws and the German turning point.

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Bodo Koch

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Bodo Koch: Jens Bodo Koch
Jens Bodo Koch

„I cannot reword“

Jens Bodo Koch has been the CEO of the German defense company Heckler & Koch since 2018. The company is the largest German manufacturer of handguns and infantry weapons and is among the world’s largest rifle and pistol manufacturers.

ZEIT ONLINE: Herr Koch, Ihr Unternehmen hat Historiker beauftragt,
das Verhalten ihrer Gründer in der NS-Zeit zu untersuchen. Gegen Edmund Heckler
gibt es den Vorwurf, er sei als Betriebsingenieur bei der Hugo Schneider AG
(HASAG) in Leipzig auch für den Arbeitseinsatz von KZ-Gefangenen verantwortlich
gewesen. Was haben die Forscher herausgefunden?

Jens Bodo Koch: When the accusations against Edmund Heckler became known in 2020, we immediately decided to have the history of the founders and the early years of Heckler & Koch researched by the Society for Corporate History. These investigations did not confirm the serious allegations that were made at that time. Edmund Heckler was not involved in Poland or in the production of Panzerfaust, but rather managed a subsidiary location of HASAG in Taucha, about which little is known. However, experts see him as a careerist and opportunist. That is quite clear.

ZEIT ONLINE: Für seine Position hat er mit dem NS-System kollaborieren müssen.

Koch: Sicherlich musste er das. Aber er ist als einer der
letzten aus der Führungsmannschaft der HASAG in die NSDAP eingetreten, wohl
erst Anfang 1940. Vielmehr kann ich nicht sagen, ich habe Edmund Heckler nicht
gekannt und habe auch nicht in dieser Zeit gelebt.

Why didn’t your company address the founders‘ history before the allegations?

Koch: Es gab eine Firmenhistorie, die zum 50-jährigen
Bestehen 1999 erarbeitet wurde. Diese Geschichtsdarstellung bot aber keinen
Anlass, die Geschichte von Edmund Heckler genauer zu untersuchen. Jetzt haben Vorstand
und Aufsichtsrat schnell reagiert. 

Does the increased transparency of Heckler & Koch in recent years have anything to do with a change in times?

Koch: In my opinion, that is not entirely correct. We actually conducted the first annual general meeting with me as CEO in 2018 without journalists. Since then, every annual general meeting has been open to the media, well before the change of times. In the past five years, there have been many background discussions and also some interviews like this one. This transparency is very beneficial for our company.

ZEIT ONLINE: Lassen Sie uns über Ihr US-Geschäft reden: Ihre
amerikanische Website gleicht einem Waffensupermarkt. Wer beispielsweise eine
bestimmte Pistole kauft, bekommt vier Magazine gratis dazu. 

Koch: We have three business sectors in the USA: We supply the armed forces, including the U.S. Marine Corps and the U.S. Army. Additionally, we equip some American police agencies. And indeed, we also sell weapons on the civilian market through a certified dealer network. The USA has a different understanding of security than we do in Europe. We respect that. Heckler & Koch naturally adheres to laws and regulations and operates only in the tightly regulated part of the US market.

ZEIT ONLINE: In den USA sterben jedes Jahr Tausende durch
Schusswaffen-Missbrauch. Ist das ein Problem für Sie, dass sie damit Gewinn
machen?

Koch: I am aware that our weapons only provide security and protection in the right hands. However, the criminal use of an object cannot be the responsibility of the manufacturer. To put it bluntly, if a woman kills her husband with a well-known rolling pin, the producer of the rolling pin is not held accountable. I could also mention the serious attacks in Berlin, Münster, or Bamberg, where trucks, cars, or knives were used. The criminals are the problem, not us.

ZEIT ONLINE: Aber in Amerika sind die Waffengesetze sehr viel laxer
als in Deutschland.

Koch: Our buyers must undergo scrutiny by US authorities. I have personally witnessed this during visits to firearms dealers. Apart from that, politics and media often focus on tightening legal gun ownership regulations, overlooking the issue of illegal possession, which is more challenging to control.

ZEIT ONLINE: Vor Kurzem gab es in den USA einen Amoklauf, bei dem
der Täter auch mit einer von Heckler & Koch gefertigten Waffe schoss. Wenn
in den Medien über solche Amokläufe berichtet wird, hoffen sie dann immer, dass
keine Waffe von Heckler & Koch zur Tat verwendet wird?

Koch: Wir kennen keine Analysen dazu, welche Waffen
eingesetzt werden. Mich widern solche Taten immer an.

Are you a member of the National Rifle Association, the largest gun lobby group in the USA?

Koch: Nein. Und wir betreiben auch keine Lobbyarbeit in
Washington.

„Wir sind eine Verbotsindustrie mit Erlaubnisvorbehalt“

ZEIT ONLINE: Es gibt technische Möglichkeiten, die Waffen besser
vor Missbrauch zu schützen. Beispielsweise Iris-Scanner, die verhindern, dass
ein 17-Jähriger dem Vater die Waffe klaut und damit in seine Highschool fährt.
Warum setzt sich das nicht durch?

Koch: Auch in den USA gibt es Vorschriften zur sicheren
Aufbewahrung von Waffen. Die Nachfrage nach ergänzenden, technischen Lösungen
ist gering.

What does Heckler & Koch mean by „Grüne Länder Strategie“ which they implemented in 2017 according to ZEIT ONLINE?

Koch: The Green Country Strategy is a voluntary self-restraint. We only supply EU countries, NATO members, and countries equivalent to NATO. In addition, there is a small selected group of security partners of the Federal Republic of Germany – such as South Korea or Singapore. However, the revenue in these third countries is less than 0.3 percent of the total revenue.

ZEIT ONLINE: However, you have also supplied India. This country does not belong in this category.

Koch: Heckler & Koch hat seit rund vier Jahren keine
Genehmigungen mehr für den Export von Waffen nach Indien erhalten. Davor haben
wir lediglich Einheiten im indischen Innenministerium für den
Antiterrorkampf sowie zum Schutz der zivilen Luftfahrtinfrastruktur beliefert.

How should one imagine the process? A country approaches you and expresses interest in purchasing weapons from you. When do you ask the federal government if they will approve?

Koch: The German security and defense industry is one of the most heavily regulated sectors in the world. We operate under a system of prohibitions with permission requirements. And the export of small arms is rightly even more restricted. Every shipment, even that of a single small spare part, requires multiple approvals from the federal government, all of which must be fully obtained before sending. In case of misconduct, severe, multi-year prison sentences can be imposed on the person responsible for the export, which includes myself.

Have there been any countries that approached you with a desire to purchase weapons, to which you immediately declined the deal?

Koch: Ja, einige.

ZEIT ONLINE: Welche?

Koch: Darüber führen wir keine Liste. Was ich aber sagen
kann: Wir haben auch schon Lieferungen, die bereits genehmigt waren, noch
angehalten. Weil sich die Sicherheitslage im Land geändert und das
Bundeswirtschaftsministerium uns gebeten hat, das Geschäft zu stoppen.

ZEIT ONLINE: Wie stark profitieren Sie vom Sondervermögen über 100
Milliarden Euro, das Bundesregierung und Parlament zur Ausstattung der
Bundeswehr auf den Weg gebracht haben?

Koch: Das Sondervermögen wurde zum Erwerb von fehlendem
Großgerät ins Leben gerufen. Unsere vergleichsweise kleinen Rahmenverträge zur
Beschaffung des Maschinengewehrs MG5 und des neuen Sturmgewehrs HK416A8 sind im
regulären Verteidigungshaushalt enthalten. 

ZEIT ONLINE: Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben Sie erklärt, dass es in Deutschland eine bedeutende Veränderung gegeben hat. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation? Gab es ausreichend Fortschritte?

Koch: Der Aufruf zur Zeitenwende war richtig. Es dauert
aber, bis die Bundeswehr wieder besser ausgestattet ist. Dafür müssen
industrielle Prozesse neu aufgestellt und Investitionen beschleunigt werden. Wir
können froh sein, dass wir eine eigene wehrtechnische Industrie haben, um nicht
in Abhängigkeit von anderen Ländern zu geraten.

ZEIT ONLINE: Politik und Beschaffungsbehörde stehen in der Kritik,
weil es immer noch sehr lange dauert, bis die Bundeswehr neue Waffensysteme
oder Munition erhält. Warum sind Sie nicht schneller? 

Koch: We must remain fair. It is already faster than before, both in the Federal Ministry of Defense and in the procurement of the Bundeswehr, there have already been some changes. However, there are also regulations and laws that must be adhered to. It will only be in two to three years that we will be able to see more precisely how well the reforms are taking effect.

What have you delivered in terms of weapons to Ukraine, as many German arms companies are currently arming them?

Koch: Der völkerrechtswidrige Krieg Russlands gegen die
Ukraine war Auslöser der Zeitenwende. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten
ist die Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf um Freiheit sehr umfangreich. Die Bundeswehr, das kann man auf den veröffentlichten Listen der Regierung
sehen, hat von uns produzierte Waffen an Kiew geliefert. Ich halte das für
richtig.