Israel und USA: Auf jeden Fortschritt folgt ein Rückschritt

Der US-amerikanische Außenminister war gerade in Ägypten.
Das Besondere an diesem zweitägigen Besuch: Antony Blinken machte keinen Zwischenstopp im Nachbarland Israel – erstmals seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober. Und das
sagt etwas aus über die Beziehungen Israels zu seinem wichtigsten Verbündeten.

Dabei gibt es dringenden Gesprächsbedarf. Im Libanon
explodierten am Dienstag und erneut am Mittwoch gleichzeitig die Pager und Walkie-Talkies von Hisbollah-Funktionären. 37
Menschen starben, Tausende wurden verletzt. Ein spektakulärer, offenbar jahrelang vorbereiteter Schlag gegen die Kommandostruktur der Terrormiliz.

Die israelische Regierung hat nicht wörtlich bestätigt,
dafür verantwortlich zu sein. Aber deutlich genug. „Wir stehen am Anfang
einer neuen Phase dieses Krieges“, sagte Israels Verteidigungsminister Joaw Galant am Mittwoch.
„Der Schwerpunkt verschiebt sich Richtung Norden.“ Dorthin, wo die
Grenze zum Libanon liegt, über die die Hisbollah seit elf Monaten
Raketen nach Israel feuert. Zehntausende Anwohner mussten die Grenzregion deshalb
verlassen.

Taktik, aber keine Strategie

Seit Monaten warnen US-Regierungsvertreter wie Außenminister Blinken immer wieder vor einer
Ausweitung des Gazakrieges. Nun klingt es, als drohe diese mehr als je zuvor. Die
Explosionen kämen einer Kriegserklärung gleich, teilte die Hisbollah
am Donnerstag mit. Israelische Kampfjets flogen derweil Angriffe auf Hisbollah-Posten im Libanon, um deren Waffensysteme zu zerstören.   

Ist das nun der Auftakt des befürchteten
Mehrfrontenkriegs? Ist es der Versuch, die Miliz durch eine gezielte
Schwächung von weiteren Eskalationen abzuhalten? Tatsächlich sagen die jüngsten Ereignisse noch wenig darüber aus, wie es weitergeht, welchen Plan Israel verfolgt. Man sehe hier beeindruckende taktische Fähigkeiten, sagte die Militärstrategin Miri Eisin der New York Times – aber das sei noch keine Strategie.

Was klar ist: Die Verhandlungen um die Freilassung der noch verbliebenen Geiseln der Hamas und einen Waffenstillstand in Gaza stecken in einer Sackgasse. Ohne Waffenstillstand kein Ende der Bomben, das hat die Hisbollah klargemacht. Und kein Nachhausekommen für die von diesen Bomben vertriebenen Bewohner im Norden – was seit dieser Woche zu den offiziellen Kriegszielen Israels gehört.