Israel und Deutschland: Die Staatsräson wird ohne Rest durch zwei teilbar neu justiert

In deutschen Medien und der deutschen Politik, bis hinauf zum Außenminister und Bundeskanzler Friedrich Merz, sind neue Töne in Bezug auf Israel zu vernehmen. Erleben wir gerade eine kleine Zeitenwende in Sachen Staatsräson?


Außenminister Johann Wadephul (Iinks, CDU) trifft Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Israel (11.05.2025)

Foto: Michael Kappeler/dpa/picture alliance


Es kommt Bewegung in die deutsche Haltung gegenüber Israel. Binnen Tagen verändert sich der Zungenschlag. Wörter wie „unerträglich“ oder „unverhältnismäßig“ sind zu vernehmen. Bundeskanzler Friedrich Merz kritisiert die israelische Regierung scharf – und wird dafür gelobt. Wenn das humanitäre Völkerrecht verletzt werde, müsse auch Deutschland, müsse auch er als Bundeskanzler dazu etwas sagen, fand Merz. Daran ist vor allem der Zeitpunkt erstaunlich: Warum (erst) jetzt?

Seit dem 7. Oktober 2023, als die islamistische Terrororganisation Hamas ihr Massaker auf israelischem Boden verübte, verloren in Gaza nach UN-Angaben 53.000 Menschen ihr Leben, 122.000 wurden verletzt, vor allem Zivilisten, Kinder,