Israel-Iran-Krieg: USA wollen Chamenei laut Trump „im Moment“ nicht töten


  • Israel hat in der Nacht zum 13. Juni den Iran angegriffen, darunter laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mehrere Ziele des iranischen Atomprogramms.
  • In einem ersten Vergeltungsangriff startete der Iran zahlreiche Drohnen in Richtung Israel, die laut Berichten allesamt abgefangen wurden. Am Abend des 13. Juni erfolgte ein Gegenangriff mit Raketen, unter anderem in Tel Aviv gab es Einschläge, Tote und Verletzte.
  • Einen visuellen Überblick über die wichtigsten Einrichtungen, Angriffe und Ziele finden Sie hier.


Johanna Sethe
Johanna Sethe

Trump fordert Iran zu Kapitulation auf

US-Präsident Donald Trump hat den Iran zur bedingungslosen Kapitulation aufgerufen. Die USA wüssten genau, wo sich Ajatollah Ali Chamenei, der oberste iranische Führer verstecke, er sei „ein leichtes Ziel“, wie Trump auf Truth Social schrieb. Und weiter: „Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.“

Trump warnte den Iran außerdem davor, Raketen auf Zivilisten oder US-Soldaten abzufeuern und mahnte: „Unsere Geduld geht langsam zu Ende.“ In einem weiteren Post schrieb er, mutmaßlich an den Iran gerichtet, in Großbuchstaben: „Bedingungslose Kapitulation!“

Johanna Sethe
Johanna Sethe

Wie man im Iran auf den Krieg und auf Europa blickt 

Schon vor dem israelischen Angriff hatten Kampfjets am Himmel und plötzliche Explosionen in der Nähe zur alltäglichen Realität der iranischen Bevölkerung gehört. Dennoch habe die jüngste Eskalation die Menschen im Iran überrascht, gerade vor dem Hintergrund der angekündigten Verhandlungen mit den USA, schreibt meine Kollegin Lea Frehse für ZEIT ONLINE. „In Teheran nahmen die Menschen die Diplomatie ernst. Dieser Glaube hat sich als Irrtum herausgestellt.“

Während Israel seine Angriffe auf Gaza und den Libanon auch damit rechtfertigte, die Bevölkerung damit zum Aufstand gegen Hisbollah und Hamas motivieren zu wollen, hätten die Iraner sich in den vergangenen Jahren längst mit Massenprotesten gegen die Brutalität des iranischen Regimes gestellt, schreibt Lea Frehse. Wie reagieren die arabischen Nachbarstaaten also auf die neue Gewalteskalation? Und was bedeutet das für künftige diplomatische Bemühungen aus Europa?

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Konstantin Zimmermann
Konstantin Zimmermann

JD Vance spricht von möglichen „weiteren Maßnahmen“ gegen Iran 

US-Präsident Donald Trump könnte nach Aussage seines Stellvertreters JD Vance neue Schritte gegen den Iran erwägen. Trump könnte „zu dem Schluss kommen, dass er weitere Maßnahmen ergreifen muss, um die iranische (Uran-)Anreicherung zu beenden“, teilte Vance auf der Plattform X mit. Der Präsident habe „bemerkenswerte Zurückhaltung darin gezeigt, den Fokus unserer Streitkräfte auf den Schutz unserer Soldaten und Bürger zu legen“, schrieb Vance. Seit Beginn der israelischen Angriffe gegen Ziele im Iran wird über ein mögliches Eingreifen der USA spekuliert.

US-Präsident Trump war am Montagabend überraschend vorzeitig vom G7-Gipfel nach Washington zurückgekehrt. Seine Sprecherin nannte die „Ereignisse im Nahen Osten“ als Grund. In den vergangenen Tagen hatte er zunächst mitgeteilt, Israel und der Iran sollten einen „Deal“ abschließen, um die Kämpfe zu beenden. Am Montag rief er dann die gesamte Bevölkerung der iranischen Hauptstadt Teheran dazu auf, diese zu verlassen.

JD Vance, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika
JD Vance, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Sven Hoppe/dpa

Konstantin Zimmermann
Konstantin Zimmermann

Auswärtiges Amt kündigt zweiten Sonderflug aus Amman an 

Aus der jordanischen Hauptstadt Amman sollen mit einer weiteren Maschine Deutsche aus Israel ausgeflogen werden. Der Flug sei für Donnerstag geplant, teilt eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes mit. Ein für Mittwoch geplanter Flug von Amman nach Deutschland bietet den Angaben zufolge Platz für 180 Personen. 

Die auf der Krisenvorsorgeliste Elefand registrierten Deutschen werden den Angaben nach über die Details informiert. Demnach sind bei Elefand derzeit über 4.000 Deutsche registriert, die angeben, sich in Israel aufzuhalten, in Iran sind es über 1.000 Registrierungen.

Konstantin Zimmermann
Konstantin Zimmermann

Merz: Israel macht für uns im Iran die „Drecksarbeit“

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sieht im israelischen Angriff auf den Iran einen Dienst für die westlichen Verbündeten. „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle“, sagte Merz am Rande des G7-Gipfels in Kanada in einem Interview mit dem ZDF.
„Größten Respekt, dass die israelische Armee, die israelische Staatsführung, den Mut dazu gehabt hat, das zu machen.“

Friedrich Merz

Friedrich Merz auf dem G7-Gipfel in Kanada
Friedrich Merz auf dem G7-Gipfel in Kanada. Michael Kappeler/dpa
„Wir hätten sonst möglicherweise Monate und Jahre weiter diesen Terror dieses Regimes gesehen – und dann möglicherweise noch mit einer Atomwaffe in der Hand“, sagte Merz weiter. Die Führung in Teheran habe „Tod und Zerstörung über die Welt gebracht, mit Anschlägen, mit Mord und Totschlag, mit Hisbollah, mit Hamas.“ Der Angriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel „wäre ohne das Regime in Teheran niemals möglich gewesen“, sagte Merz. 

Konstantin Zimmermann
Konstantin Zimmermann

Merz geht von Schwächung des „Mullah-Regimes“ im Iran aus

Nach den israelischen Angriffen auf den Iran erwartet Bundeskanzler Friedrich Merz deutliche Folgen für die Führung in Teheran. Es sei davon auszugehen, dass diese „wahrscheinlich nicht mehr zurückkehrt zur alten Stärke“
„Ich gehe davon aus, dass die Angriffe der letzten Tage bereits dazu geführt haben, dass dieses Mullah-Regime sehr geschwächt ist.“

Kanzler Friedrich Merz

Merz sieht dadurch auch die Zukunft des gesamten Iran ungewiss. Große Teile der iranischen militärischen Führung lebten nicht mehr, ebenso wie die Anführer der Revolutionsgarden, sagte er.

Ob sich die USA in den militärischen Konflikt einschalteten, hänge „auch sehr davon ab, inwieweit das Mullah-Regime bereit ist, an den Verhandlungstisch zurückzukehren„. Die Entscheidung darüber werde wohl „in naher Zukunft getroffen“.

Zudem bot der Kanzler europäische Hilfe für den Iran an, sollte es zur Aufnahme neuer diplomatischer Gespräche kommen. „Wir wären bereit, uns daran zu beteiligen, so wie ja vor diesem Angriff Israels auch“, sagt Merz.

Jona Spreter
Jona Spreter

Israel zerstört Raketenwerfer im Westen des Iran

Das israelische Militär hat in den vergangenen Stunden mehrere Ziele im Westen des Iran angegriffen. Darunter waren nach Armeeangaben mehrere Gebäude sowie Raketenwerfer für Boden-Boden-Raketen und Flugabwehrraketen. Auch Radargeräte seien beschossen worden, teilte das Militär mit. Die israelische Luftwaffe sei weiterhin im iranischen Luftraum im Einsatz und lokalisiere mögliche Ziele.

Susanne Ködel
Susanne Ködel

Verteidigungsminister Katz kündigt weitere „schwere Schläge“ an

Die israelische Armee plant laut Verteidigungsminister Israel Katz im Laufe des Tages weitere schwere Angriffe auf den Iran. Das Militär werde sich mit einer Warnung an die iranische Bevölkerung wenden. „Wir werden heute sehr bedeutsame Ziele in Teheran angreifen“, sagte Katz bei dem Besuch eines von iranischen Raketenangriffen betroffenen Ortes im Zentrum des Landes.

Mit den angekündigten Angriffen wolle man die gesamte nukleare Infrastruktur des Landes treffen. „Wir werden dem Iran weiter schwere Schläge versetzen„, sagte Katz. Es gebe „sehr positive Indikatoren“, dass nukleare Fähigkeiten des Irans bereits beschädigt wurden. Die Armee stehe kurz vor der Zerstörung von „mehr als zehn nuklearen Zielen im Bereich von Teheran“. 

Israels Verteidigungsminister Katz sprach über das weitere Vorgehen der israelischen Armee.
Israels Verteidigungsminister Katz sprach über das weitere Vorgehen der israelischen Armee. Hannes P Albert/dpa

Mariia Kalus
Mariia Kalus

Wadephul sichert Deutschen Hilfe bei Ausreise zu

Die Bundesregierung geht von mehreren tausend deutschen Staatsangehörigen aus, die sich zurzeit in Israel aufhalten. Außenminister Johann Wadephul hat allen, die das wollen, eine Ausreisemöglichkeit aus dem Land zugesichert. Die Regierung wolle alle unterstützen, die auf dem Landweg ausreisen wollten, sagte Wadephul dem Sender Welt TV. 

Eine Evakuierung per Flugzeug sei nicht möglich, da der Luftraum gesperrt sei, hatte ein Ministeriumssprecher gestern gesagt. Laut Wadephul ist eine Ausreise über Jordanien oder Ägypten aber möglich. Auf der Krisenvorsorgeliste Elefand für Israel haben sich laut dem Auswärtigen Amt bislang knapp 4.000 Deutsche eingetragen. Wadephul betonte, dass es in Israel Schutzräume gebe. „Aber für diejenigen, die das Land verlassen können, wollen wir entsprechende Hilfe bereitstellen“, sagte er.

Maline Hofmann
Maline Hofmann

Angriffe hatten Auswirkungen auf Zentrifugalhalle von Natans

Ein Satellitenbild zeigt die Uran-Anreicherungsanlage Natans, auf der mehrere Gebäude durch israelische Luftangriffe zerstört wurden.
Ein Satellitenbild zeigt die Uran-Anreicherungsanlage Natans, auf der mehrere Gebäude durch israelische Luftangriffe zerstört wurden. Maxar Technologies/AP/dpa
Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA hat erstmals eine Einschätzung zu den Schäden an der Urananreicherungsstätte Natans im Iran öffentlich gemacht. Demnach hatten die israelischen Luftangriffe „direkte Auswirkungen“ für die unterirdischen Zentrifugenhallen. Die IAEA berief sich dabei auf Satellitenbilder seit dem Beginn der israelischen Angriffe. 

Natans ist die wichtigste Anlage des Irans für die Anreicherung von Uran.

Maline Hofmann
Maline Hofmann

Wadephul rechnet nicht mit militärischem Eingreifen der USA

Außenminister Johann Wadephul sieht derzeit keine Anzeichen, dass die USA aktiv in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran eingreifen könnten. Die US-Regierung habe von Anfang an deutlich gemacht, dass sie nicht militärisch eingreifen wolle, sagte Wadephul. Allerdings könnte sich dies ändern, wenn US-Einrichtungen angegriffen würden. „Insofern sollten die Iraner vorsichtig sein. Das ist ihnen auch gesagt worden.“

Der deutsche Außenminister warnte vor einer Ausbreitung des Konflikts. „Die ganze Region hat Sorge, einbezogen zu werden“, sagte Wadephul. „Das muss vermieden werden, und natürlich müssen wir ein Verhandlungsergebnis erzielen.“

Wadephul äußerte die Hoffnung auf weitere Gespräche über das iranische Atomprogramm. Es wäre gut, wenn die USA weiter dazu bereit wären, und auch der Iran müsse jetzt seine Bereitschaft dazu erklären. „Wir müssen jetzt schnell sehen, dass diese Feindseligkeiten, dieses kriegerische Tun ein Ende bekommt und dass wir verhandeln können.“ 

Jona Spreter
Jona Spreter

Der Überblick am Mittag

  • In Teheran halten sich wegen der israelischen Angriffe derzeit offenbar deutlich weniger Menschen auf als sonst. Berichten zufolge verlassen viele Menschen die Stadt mit dem Auto.
  • Der Iran hat seit gestern Nacht etwa 30 Raketen auf Israel gefeuert – nicht alle davon konnten laut israelischem Militär abgefangen werden.
  • In Bratislava und Prag sind erste Evakuierungsflüge aus Israel gelandet. 
  • Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben Generalmajor Ali Schadmani getötet, einen wichtigen Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden.
  • Laut US-Präsident Donald Trump wird Israel seine Angriffe auch während der kommenden beiden Tage fortsetzen. 
Viele Geschäfte blieben in Teheran laut Berichten heute geschlossen
Viele Geschäfte blieben in Teheran laut Berichten heute geschlossen. Atta Kenare/AFP/Getty Images

Mariia Kalus
Mariia Kalus

Jordanischer König warnt vor Eskalation

Der jordanische König Abdullah II. hat in einer Rede vor dem Europaparlament vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten gewarnt. Der Angriff Israels auf den Iran berge die Gefahr einer „Eskalation der Spannungen in meiner Region und darüber hinaus“, sagte Abdullah II. in Strasbourg. Dem König zufolge sei es „nicht abzusehen, wo die Grenzen dieses Schlachtfeldes enden werden“. 

Jona Spreter
Jona Spreter

Israelische Luftwaffe greift Ziele im Westen des Iran an

Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge mehrere Luftangriffe im Westen des Iran ausgeführt. Im westlichen Teil Teherans wurde Luftalarm ausgelöst, wie iranische Staatsmedien berichteten.
Ein Kampfjet der israelischen Luftwaffe im April 2024
Ein Kampfjet der israelischen Luftwaffe im April 2024. Jalaa Marey/AFP/Getty Images

Jona Spreter
Jona Spreter

Israel meldet mehrere Einschläge iranischer Raketen

Der Iran hat in den vergangenen Stunden nach israelischen Armeeangaben etwa 30 Raketen auf Israel gefeuert. Die meisten seien abgefangen worden, es habe jedoch auch mehrere Einschläge im Land gegeben, teilte Israels Militärsprecher Effie Defrin mit.

In einer Stadt nördlich von Tel Aviv brannte Medienberichten zufolge bei einem Raketeneinschlag auf einem Parkplatz ein leerer Bus aus. Dabei soll es mehrere Verletzte gegeben haben.

Bei einem iranischen Raketenangriff wurde ein Bus zerstört, mehrere Menschen sollen dabei verletzt worden sein.
Bei einem iranischen Raketenangriff wurde ein Bus zerstört, mehrere Menschen sollen dabei verletzt worden sein. Ronen Zvulun/Reuters