Intimes Porträt einer Frau, die von vorn beginnt: Doris Knechts neuer Roman

Als die Kinder Wohnung aufgeben, muss die Erzählerin ihre Wohnung das Handtuch werfen, die sie sich nachher welcher Trennung von ihrem Partner nicht mehr leisten kann. Eigentlich hasst sie nichts mehr wie Veränderung, doch nun muss sie vereinen Schlussstrich unter ihr gewohntes Leben ziehen. Mit welcher Wohnung lässt sie zwanzig Jahre Familienleben, ihre Partnerschaft und dasjenige Aufwachsen ihrer Kinder hinter sich. Doch nicht nur dasjenige: Die neue Wohnung ist stummelig, die Dinge, die sie mitnehmen kann, zu tun sein sorgfältig aussortiert werden. Sie muss entscheiden, welches aufbewahrt und welche Teile welcher Vergangenheit ausgemistet werden.

Mit jedem zurückgelassenen Objekt verschwindet Neben… eine Erinnerung, aufbewahrt in den kleinen Dingen des Alltags: „Bei jeder CD, die mir einmal irgendetwas bedeutet hat, weiß ich: Wenn ich sie jetzt einpacke und weggebe, gebe ich mit ihr Neben… die Erinnerung an ein Gefühl weg, und die Erinnerung selbst.“ Es sind Ausschnitte eines Daseins, vorher sie Mutter wurde: welcher rebellische Auszug aus dem katholischen Elternhaus, ungeheizte WGs, Reisen und Träume. Ein überbordendes Durcheinander, zu Händen dasjenige in welcher neuen Wohnung kein Raum bleibt. Mit dem Umzug wird ihr Leben auseinandergeschraubt, verschenkt und via Gebrauchsportale verkauft.

Doris Knecht zeichnet dasjenige intime und zutiefst ehrliche Porträt einer Frau, die mit Anfang 50 noch einmal von vorne beginnen muss, eine Erfahrung, die nur selten im Fokus welcher Literatur steht. Der Text weist autofiktionale Züge hinauf, immer wieder tritt Doris Knecht hinter welcher Ich-Erzählerin hervor. Das Resultat ist ein berührender Roman, welcher um die Frage kreist, welches nachher dem Rausch welcher Jahre gleichsam bleibt: „Ich hatte mal eine E-Gitarre. Ich fuhr mal vereinen alten VW-Bus. Ich war mal in Norwegen, mit vierzehn, wie Au-Pair, vereinen Monat weit, im Unterschied dazu vielleicht war es Neben… Dänemark. Es ist egal. Es ist was auch immer so oder so nicht mehr wahr.“

In diesem Nachsinnen schwingt Neben… welcher Protest gegen eine Gesellschaft, die Frauen ab einem gewissen Alter nur noch die Rolle welcher Mutter zugesteht. Die Erzählerin weigert sich, dasjenige eigene Leben mit dem Auszug welcher Kinder enden zu lassen: „Wenn wir erst mal Kinder nach sich ziehen, sind wir Frauen in den Augen welcher anderen nichts mehr ohne sie. Wenn sie Wohnung aufgeben, sollen wir trauern wie Witwen. Es ist egal, dass wir nicht nur Mütter sind, sondern Neben… Ärztinnen, Buchhalterinnen, Wissenschaftlerinnen, Bankberaterinnen, Sozialarbeiterinnen und Köchinnen.“

Die Erzählerin hingegen trauert nicht, sie richtet sich ein in ihrer neuen Identität, in welcher sie wieder ein eigener Mensch sein darf. Resignation und Überforderung, im Unterschied dazu Neben… Humor und Stolz hinauf dasjenige Erreichte fließen in dieser wunderbar chaotischen Protagonistin zusammen. Unumwunden fordert sie die gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen ihres Alters hervor. Anders wie ihre Eltern und ihre Schwestern hinauf dem Land erwartet sie nicht in glücklicher Ehe die ersten Enkelkinder. Stattdessen besucht sie eine Therapeutin, um die komplizierte Beziehung zu ihrer Familie aufzuarbeiten, hat keinen festen Beziehungsstatus in einem Freundeskreis voller Pärchen und trinkt gerne ein Glas Wein zu viel. Nebenher hat sie noch einzeln zwei Kinder durch dasjenige Teenageralter gebracht und nun ins Erwachsenenleben gefeuert. Doch zu Händen Frauen gelten andere Maßstäbe, all dies wird selbstverständlich von ihnen erwartet: „Nur spüre ich halt, wie wenig es zählt, dass ich all die Dinge, die sich mein Vater und meine Mutter untereinander aufteilten, einzeln schaffe.“

Wie welcher neue Alltag schlussendlich aussieht? Ein Zimmer zu Händen sich bloß wünscht sie sich, in dem sie sich ungestört dem Schreiben zuwenden kann. In einer kleinen Wohnung richtet sie sich ein solches Refugium ein. Sie schließt Frieden mit dem neuen Lebensabschnitt. Die Kinder bleiben häufige Gäste, hauptsächlich, um den Hund zu sehen. Doch nun kann sie sie nachher dem Besuch wieder in ihr eigenes Leben gefeuert und selbst leben wie eine Erwachsene. Ein schönes Ende.

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe Doris Knecht Hanser Verlag 2023, 240 Schwefel., 24 €