In Berlin ist ein erheblicher Teil des Diebesguts aus dem Grünen Gewölbe in Dresden entdeckt worden

Allerdings fehlen einige der wertvollen Brillanten weiterhin. Offenbar gab es einen Deal mit der Verteidigung beim Prozess gegen Berliner Clanmitglieder.

Ein erheblicher Teil des Diebesguts, das 2019 aus dem Dresdner Grünen Gewölbe entwendet wurde, ist in der Nacht auf Samstag in Berlin sichergestellt worden. Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizei in Dresden mit.

Unter den sichergestellten Kunstwerken seien auch besonders wertvolle Schmuck-Gegenstände, hieß es weiter. Es handle sich um 31 Einzelteile, darunter der bekannte Hutschmuck (Reiherstutz) und der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der Brillantgarnitur. Dagegen fehlen die bei dem Diebstahl beschädigte Epaulette mit dem „Sächsischen Weißen“ und die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste.

Sondierungsgespräche vorab zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft
Dem Einsatz vorausgegangen waren Sondierungsgespräche zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts über eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mit. „Alles Weitere muss dem weiteren Gang der Hauptverhandlung vorbehalten bleiben“, daher seien zunächst keine zusätzlichen Auskünfte möglich.

Weitere Angaben zu dem eventuellen Deal seien derzeit nicht möglich. „Alles Weitere ist nun dem Lauf der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Dresden vorzubehalten“, sagte Jürgen Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden.

Schmuck wird in Dresden auf Echtheit geprüft
Die sichergestellten Gegenstände wurden den Angaben zufolge bereits unter dem Schutz von Spezialkräften der Polizei von Berlin nach Dresden überführt. Sie sollen dort zunächst kriminaltechnisch und dann von Spezialisten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf ihre Echtheit und Vollständigkeit hin untersucht werden.

Zum genauen Fundort und zum Zustand der Schmuckstücke wollten die Ermittlungsbehörden auch am Abend keine Details nennen.

Sie verwiesen in diesem Zusammenhang auf Absprachen im Rahmen des laufenden Gerichtsverfahrens gegen mehrere Tatverdächtige. Wegen des Einbruchs in das Grüne Gewölbe läuft derzeit ein Prozess gegen sechs Clan-Mitglieder aus Berlin.

Sachsens Landesregierung reagiert erleichtert
Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer reagierte umgehend: „Sachsen sagt: Danke“, erklärte der CDU-Politiker an Polizei und Justiz gerichtet. Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch zeigte erleichtert. „Nun bleibt abzuwarten, was die Gutachter bei der Sichtung der Stücke feststellen und in welchem Zustand diese sich befinden“, teilte die CDU-Politikerin mit. Der Erfolg der Fahnder zeige, „dass es sich auch drei Jahre nach diesem schmerzhaften Einbruch lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben und alle sich bietenden Spuren zu verfolgen.“
Generaldirektorin: ein Weihnachtswunder“
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und ihre Generaldirektorin Marion Ackermann zeigten sich erleichtert und dankten den Ermittlern. Sie selbst habe die letzten drei Jahre „tief daran geglaubt“, dass die gestohlenen Juwelen wieder auftauchen. Es habe auch keine Hinweise darauf gegeben, dass Teile davon schon aufgetaucht oder verkauft worden seien. Auch die Analyse anderer Kunstdiebstähle habe Gewissheit einer Rückkehr der Stücke gebracht. Doch wenn man so eine wundervolle Nachricht am Tag vor dem vierten Advent bekomme, dann glaube man an ein „Weihnachtswunder“: „Es ist unglaublich toll.“

Schmuck im Wert von 113,8 Millionen Euro
Bei dem Einbruch in das Grüne Gewölbe im November 2019 war kulturhistorisch wertvoller Juwelenschmuck gestohlen worden. Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten aus dem frühen 18. Jahrhundert mit einem geschätzten Versicherungswert von mindestens 113,8 Millionen Euro waren entwendet worden.

Den sechs Angeklagten im Alter von 22 bis 28 Jahren wird unter anderem schwerer Bandendiebstahl und besonders schwere Brandstiftung vorgeworfen. Bis jetzt hatte von der Beute jede Spur gefehlt. Sechs Tatverdächtigen wird seit Januar vor dem Dresdner Landgericht der Prozess gemacht, gegen einen siebten Mann wird ermittelt.

RBB24