„Hot Milk“: Mutter Courage geht obig Leichen
Ein Kampf um Macht und Aufmerksamkeit, der nicht zu gewinnen ist, und in den Hauptrollen zwei Meisterinnen: Hot Milk ist kein großer Film, das Drehbuch bestenfalls mittelmäßig. Aber immerhin: Wir dürfen diesen zwei tollen Schauspielerinnen beim Kämpfen zusehen.
Da ist einerseits Emma Mackey, die wir aus der Serie Sex Education kennen und die etwas grundsätzlich Angefressenes in ihrer Miene hat, ein Angewidertsein vom Zustand der Welt, in der eine Frau wie sie nur wegen ihres Äußeren beurteilt wird. Ihr auf überdeutliche, fast schon übertriebene Weise schönes Gesicht – hohe, breite Wangenknochen, große Lippen, dichte, schwere Brauen – trägt einen Ausdruck von Enttäuschung, zu der die Rolle der Sophia passt, die sie hier spielen muss: Sie ist das Kindermädchen, die Rollstuhlschieberin, die Gesellschafterin ihrer Mutter Rose. Ein Mädchen, das dauerhaft daran gehindert wird, Frau sein zu dürfen – von der eigenen Mutter.