Holocaust-Überlebende in Israel: Weiterleben, immer weiterleben

Pnina Katsir, 93, Jerusalem

Jerusalem, ein Sonnabend. Pnina Katsir öffnet die Tür, eine kleine Frau, man solle sich wie zu Hause wahrnehmen, sagt sie. Vorhin heulten noch die Sirenen, Menschen nach sich ziehen am Straßenrand gekauert, solange bis welcher Alarm vorüber war. Ein Land im Krieg. „Ich wünschte, die Armee würde mich auch mobilisieren“, sagt Katsir. Sie ist 93 Jahre altbacken.

Auf dem Sofa liegt Strickzeug, die Nadeln stecken in einem Knäuel olivgrüner Wolle. Jeden Tag sitze sie hier und stricke Schals pro die Soldaten. Wenn sie eine Lieferung fertig hat, schickt sie ein Paket in den Süden des Landes, an die Grenze zum Gazastreifen. „Das Einzige, was ich als Überlebende weiß: Wenn hier in Israel etwas Schlimmes auf uns kommt, Gott behüte, dann können wir uns selbst verteidigen.“