Hightech auf dem Acker
Ein Landwirt fährt seinen Traktor auf das Feld, gibt die Konfigurationen für den autonomen Betrieb ein und lässt die Maschine arbeiten, während er das Feld verlässt und sich anderen Aufgaben widmet. Mithilfe des Smartphones oder Tablets können Kontrolle oder Änderungen der Einstellungen erfolgen.
Was nach Zukunftsmusik klingt, macht das Modell „8R 410“ möglich. Diesen serienreifen vollautonomen Traktor hatte der amerikanische Landtechnik-Konzern Deere bereits auf der Technologiemesse CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas Anfang 2022 vorgestellt. Es sind genau solche Technologien, die dabei helfen sollen, die Landwirtschaft in die Zukunft zu führen und Landmaschinenherstellern starke Geschäfte zu bescheren.
Die Weltbevölkerung muss ernährt werden
Lieferkettenprobleme, höhere Rohstoffkosten und steigende Löhne sowie der Krieg in der Ukraine hatten im vergangenen Jahr zu einem deutlichen Anstieg der Lebensmittelpreise geführt. Dies sorgte auch im Fall der Deere-Aktie für Euphorie. Das Börsenjahr 2022 beendete das Papier mit einem Kursplus von 25 Prozent, während beispielsweise die großen bekannten Technologiewerte wie Apple, Amazon & Co. angesichts höherer Zinsen und der gestiegenen Inflation schwächelten.
Ende November kletterte der Aktienkurs sogar auf ein neues Allzeithoch und erreichte die Marke von 448 Dollar. Seitdem ist eine Beruhigung eingekehrt. Diese führte die Aktie des Landmaschinenherstellers auf zuletzt etwa 360 Dollar zurück. Ein Kursminus von knapp 20 Prozent. Langfristig dürfte Deere jedoch Potential mitbringen, so die Einschätzungen von Analysten. Morningstar beispielsweise sieht beim aktuellen Kurs von 354 Dollar den Fair Value bei 377 Dollar.
Dass Deere Potential hat, wissen Anleger, die bereits schon länger beim Konzern engagiert sind. Aus einer 10.000-Euro-Position wurde auf Sicht einer Dekade bis heute mehr als 48.000 Euro. Diese Anlegergeschichte dürfte aber wohl noch weitergehen – was auch einfach nachzuvollziehen ist:
Die Weltbevölkerung wächst. Seit November 2022 leben laut den Vereinten Nationen mehr als acht Milliarden Menschen auf der Erde. Diese Menschen müssen ernährt werden und das in einer Zeit, in der aber die landwirtschaftlichen Anbauflächen weniger werden und der Druck auf die Landwirtschaft auch aus ökologischen Gesichtspunkten wächst. Neue leistungsfähigere Maschinen und Technologien sind gefragt, um die Produktion landwirtschaftlicher Produkte noch effizienter zu gestalten. An dieser Stelle kommen Unternehmen wie Deere ins Spiel.
Überzeugende Bilanz und Ausblick von Deere
Dem amerikanischen Landtechnik-Spezialisten – mit seinen mehr als 80.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr als 50 Milliarden Dollar – kamen zuletzt auch einige kurzfristige Entwicklungen zugute. Nach der Corona-Pandemie und dem Ende der rigorosen Covid-19-Maßnahmen hatten sich die Lieferkettenprobleme etwas gelegt. Außerdem profitiert der Konzern weiterhin von der Inflation und höheren Preisen. Aus diesen Gründen konnte der Konzern überzeugende Zahlen zum zweiten Quartal (per Ende April) des laufenden Geschäftsjahres präsentieren.
Zwischen Februar und April 2023 lagen die Umsatzerlöse bei 17,4 Milliarden Dollar. Ein Anstieg von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Der Nettogewinn erreichte 2,86 Milliarden Dollar. Bereinigt um Einmaleffekte wurde ein Gewinn je Aktie von 9,65 Dollar ausgewiesen. Damit wurden die Refinitiv-Konsensschätzungen von 14,83 Milliarden Dollar bei den Erlösen und 8,59 Dollar beim Gewinn je Aktie deutlich übertroffen.
Dank der anhaltend guten Nachfrage und der Entspannung im Bereich Lieferketten wurden die Jahresziele jetzt abgehoben. Beim Nettogewinn steigt die Unternehmensprognose von 8,75 bis 9,25 Milliarden Dollar auf 9,25 bis 9,50 Milliarden Dollar. Daher sagte auch Chairman und CEO John C. May bei der Vorstellung der jüngsten Quartalsergebnisse, dass die bisherigen Ergebnisse zeigen würden, dass sich Deere auf dem besten Weg befindet, ein weiteres Jahr mit „außergewöhnlichen Leistungen“ hinzulegen.
Source: faz.net