Handwerk stimmt Kunden auf höhere Preise ein

Montage von Solarmodulen: Handwerksleistungen dürften teurer werden

Montage von Solarmodulen: Handwerksleistungen dürften teurer werden


Foto: Oliver Berg / dpa

Handwerksleistungen haben sich zuletzt deutlich verteuert – und dieser Trend dürfte aufgrund der gestiegenen Energiekosten weiter anhalten, warnt der neue Handwerkspräsident Jörg Dittrich. Außerdem könne auch der Mangel an Fachkräften zunehmend Auswirkungen haben. Dieser werde in den kommenden Jahren in einen kritischen Bereich gelangen, wenn die Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen. »Die Gefahr besteht, dass dann im Handwerk bestimmte Dienstleistungen nicht mehr angeboten werden können«, sagte Dittrich. Durch eine gemeinsame Kraftanstrengung mit der Politik müsse dies unbedingt vermieden werden.

»Die Handwerksleistung wird teurer, weil viele Dinge teurer geworden sind und nicht, weil die Betriebe darauf Lust haben«, sagte Dittrich. Löhne, Energiepreise und Sozialversicherungsbeiträge seien gestiegen. Auch die gestiegenen Materialpreise trügen zu einem großen Kostenschub bei. »Mich treibt die Sorge um, dass die Handwerksleistung für Kundinnen und Kunden unbezahlbar wird«, so der Verbandschef. Er halte die Sorge für berechtigt, dass wegen steigender Preise die Schwarzarbeit zunehme.


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Die Bundesregierung müsse daher den Faktor Arbeit entlasten und die sozialen Sicherungssysteme und ihre Finanzierung grundlegend zukunftsfest und generationengerecht zu reformieren, sagte Dittrich. Die Wettbewerbsfähigkeit der lohnintensiven Betriebe wie jene im Handwerk hänge davon ab, dass die Lohnzusatzkosten nicht aus dem Ruder liefen: »Genau das passiert aber gerade.«

An allererster Stelle für das deutsche Handwerk stehe aber die Fachkräftesicherung, sagte Dittrich. »Das überlagert alle anderen Themen, weil davon letztlich abhängt, ob wir die großen Transformationsthemen, etwa beim Klimaschutz, überhaupt zu stemmen in der Lage sein werden.« Die Berufe im Handwerk seien anspruchsvoller, die Produkte und Dienstleistungen deutlich komplexer geworden. Das bedeute aber nicht, dass jeder Abitur haben müsse, der im Handwerk arbeitet.


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Zuletzt hatte das Handwerk über einen akuten Mangel an Bewerbungen für Lehrstellen berichtet. Wie in allen Wirtschaftsbereichen erhöhe sich der Druck, auch Menschen mit keinen oder schlechten Schulabschlüssen wo immer möglich in eine Ausbildung zu bringen, sagte Dittrich. Zudem müssten noch mehr Frauen in Erwerbstätigkeit gebracht und mehr Langzeitarbeitslose befähigt werden, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Ein weiterer wichtiger Baustein für eine Lösung des Fachkräfteproblems werde Zuwanderung aus dem Ausland sein. Aus seiner Sicht werde jedoch die Nutzung neuer technischer Möglichkeiten noch entscheidender sein, sagte Dittrich: »Wir entwickeln zum Beispiel gerade in Kooperation mit einer Hochschule einen Dachroboter.« Durch Technik könnten zudem Arbeiten körperlich erleichtert werden.


Notwendig sei außerdem eine »Bildungswende« hin zu einer Wertschätzung der beruflichen Bildung: »Akademiker wie Berufspraktiker sind gleichermaßen wichtig für die Modernisierung und die Transformation unseres Landes«, sagte Dittrich. So müssten berufliche und akademische Bildung finanziell gleichwertig behandelt werden.


fdi/dpa