Handelskonflikt: Kanada verhängt milliardenschwere Gegenzölle hinauf US-Waren

Kanada hat auf die neuen US-Zölle von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium mit Gegenzöllen reagiert. Der kanadische Finanzminister Dominic LeBlanc kündigte an, US-Waren im Wert von knapp 30 Milliarden kanadischen Dollar (knapp 19 Milliarden Euro) mit Zöllen zu belegen. Zuvor hatten die Nachrichtenagenturen AP und Reuters von entsprechenden Plänen berichtet.

Bei US-Waren im Wert von knapp 13 Milliarden kanadischen Dollar handele es sich um Stahl- und bei Waren im Wert von drei Milliarden um Aluminiumprodukte, sagte LeBlanc. Weitere künftig mit Zöllen belegte Waren wie Computer, Sportausrüstung und Gusseisenprodukte hätten ein jährliches Handelsvolumen von 14 Milliarden kanadischen Dollar.  

Sonderzoll von 50 Prozent gab es nur wenige Stunden

Zuvor waren in den USA Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft getreten. Bei beiden Warengruppen ist Kanada der wichtigste Lieferant der USA. Eine von US-Präsident Donald Trump zwischenzeitlich verfügte Verdopplung des Satzes speziell für Kanada auf 50 Prozent nahm die US-Regierung am Dienstag binnen weniger Stunden zurück.

Der Regierungschef der kanadischen Provinz Ontario, Doug Ford, hatte zuvor als Reaktion auf den 25-Prozent-Zoll die Strompreise für US-Abnehmer erhöht. Auch drohte er den USA, wo 1,5 Millionen Haushalte mit kanadischem Strom versorgt werden, mit einer Abschaltung der Stromexporte. Trump bezichtigte Kanada daraufhin, Strom als Druckmittel einzusetzen, und wiederholte frühere Äußerungen, wonach er Kanada an die USA angliedern wolle – als angeblich einzigen Weg, den Handelskonflikt zu beenden.

Kanada will Exporte in die USA mit niedrigen Zinsen fördern

Als interne Reaktion auf die US-Zölle senkte die kanadische Notenbank zum siebten Mal in Folge ihren Leitzins, dieses Mal von 3 auf 2,75 Prozent. Niedrige Leitzinsen sollen Kredite und damit Investitionen verbilligen und somit die heimische Wirtschaft unterstützen. 

Ein weiterer Effekt: Niedrige Zinsen schwächen die jeweilige Landeswährung. Kanadische Exporte in die USA werden dadurch lukrativer, kanadische Waren auf dem US-Markt konkurrenzfähiger. Die USA sind der mit Abstand größte Handelspartner Kanadas. Drei Viertel der kanadischen Exporte gehen an das Nachbarland.

„Je nach Ausmaß und Dauer der neuen US-Zölle könnten die wirtschaftlichen Auswirkungen schwerwiegend sein“, sagte der kanadische Notenbankchef Tiff Macklem. „Allein die Unsicherheit richtet bereits jetzt Schaden an.“ Zugleich warnte er davor, sich allein auf Zinsentscheidungen zu verlassen: „Die Geldpolitik kann die Auswirkungen eines Handelskriegs nicht ausgleichen“, sagte er.