Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß will zurücktreten, Dennis Thering soll übernehmen

Dennis Thering und Christoph Ploß auf der gemeinsamen Pressekonferenz in Hamburg
Foto: Marcus Brandt / dpa
Die Hamburger CDU hat einen geplanten Wechsel an ihrer Spitze bekannt gegeben. Der Vorsitzende Christoph Ploß will sein Amt als Landeschef niederlegen und an den Fraktionsvorsitzenden in der Bürgerschaft, Dennis Thering, übergeben.
Damit sollen die beiden wichtigen Ämter rechtzeitig vor der Bürgerschaftswahl 2025 in eine Hand gelegt werden und der Wahlkampf auf eine Person fokussiert werden, sagte Ploß am Sonntag in Hamburg. Das Frühjahr 2023 sei dafür genau der richtige Zeitpunkt.
Der Landesvorstand habe den 38-Jährigen am Sonntag bei seiner Klausurtagung einstimmig für das Amt nominiert. Nun müssen die Delegierten dem Vorschlag Anfang April beim Landesparteitag noch zustimmen.
Thering war nach der Wahlschlappe der CDU bei der Bürgerschaftswahl im Februar 2020 zum Fraktionsvorsitzenden gewählt worden. Er hatte das Amt von André Trepoll übernommen. Die Christdemokraten waren bei der Wahl auf 11,2 Prozent der Stimmen gekommen. Das war das schlechteste Ergebnis der Partei bei einer Bürgerschaftswahl in Hamburg. Thering will bei der Bürgerschaftswahl 2025 der Spitzenkandidat der Partei werden und hofft diesmal auf einen starken Dreikampf um die Stimmen der Bürger.
Die Entscheidung hatten Ploß und Thering schon vor längerem hinter verschlossenen Türen miteinander getroffen, wie sie auf der Pressekonferenz sagten. Der Vorschlag sei von Ploß selbst gekommen. Er werde weiterhin Bundestagsabgeordneter, Vorsitzender der Landesgruppe der CDU im Deutschen Bundestag und Vorsitzender der CDU Hamburg-Nord bleiben, kündigte Ploß an. »Ich habe immer gesagt, dass meine Zukunft in Berlin liegt.«
Ploß sorgt im Bundestag für Aufsehen
Ploß hatte Anfang März mit einem Auftritt im Bundestag zum Tagesordnungspunkt »Bezahlbare und klimafreundliche Mobilität« für Irritationen gesorgt. Es ging in seinem Redebeitrag um Kraftstoffe, die nicht aus Erdöl gewonnen werden, sondern mithilfe von Strom aus Wasserstoff und Kohlendioxid. Diese werden derzeit aber nur in kleinem Maßstab produziert, für den Massenverkehr sind sie nicht erhältlich .
Ploß schien das nicht zu wissen. In seiner Rede sagt er mit Blick auf eine anstehende Gesetzesänderung, »dass E-Fuels, dass klimaneutrale Kraftstoffe, dass E-Diesel« in Zukunft an Tankstellen vertrieben werden könnten: »Wir sind eines der letzten Länder in der Europäischen Union, in denen das nicht möglich ist«.
Auf Nachfrage des Abgeordneten Stefan Gelbhaar von den Grünen, in welchen Ländern denn »tatsächlich E-Fuels getankt werden?«, reagierte Ploß ausweichend und versprach spätere Aufklärung. Knapp eine Woche nach seinem Auftritt im Bundestag, als seine missglückte Rede auf Twitter schon weite Kreise gezogen hatte, postete Ploß eine Grafik auf Twitter: »Ein Servicetweet für Stefan Gelbhaar und die Grünen«, schrieb er dazu. In der Mitteilung war eine Karte Mitteleuropas zu mit einer Vielzahl an roten und blauen Tankstellensymbolen.
Das Problem: Die gepostete Grafik zeigte keine E-Fuel-Tankstellen. So steht es sogar in der Beschreibung des von Ploß weitergeleiteten Tweets: Es handele sich um eine EU-Karte, »wo heute bereits synthetische biogene KS (HVO) getankt werden können«. HVO-Kraftstoffe werden, anders als E-Fuels, aus erneuerbaren, vorwiegend pflanzlichen Rohstoffen gewonnen – dazu können etwa Speisefette gehören. Man kann diese in einigen Ländern Europas bereits tanken – und genau das zeigt die Karte an. Die Häme in dem sozialen Netzwerk ließ nicht lange auf sich warten.
National bekannt wurde Ploß unter anderem dadurch, dass er 2021 in einem SPIEGEL-Interview ein Genderverbot für staatliche Einrichtungen verlangte.