Halbleiterkonzern: Infineon streicht 1400 Arbeitsplätze
Der deutsche Halbleiterkonzern Infineon muss sich mit der erhofften Wiederbelebung an seinen Zielmärkten weiter gedulden. „Die Erholung in unseren Zielmärkten schreitet nur langsam voran“, räumte der Vorstandsvorsitzende Jochen Hanebeck am Montag zur Vorlage der Zahlen im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 (per 30. September) ein. Angesichts der anhaltend schwachen gesamtwirtschaftlichen Dynamik überlagern die Bestände nach seinen Angaben an vielen Stellen die Endnachfrage.
Im Rahmen des schon im Mai angekündigten Sparprogramms „Step up“ wird Infineon 1400 der insgesamt 59.000 Arbeitsplätze streichen. Weitere 1400 Stellen würden aus Hochlohnländern in günstigere Standorte verlagert, kündigte Hanebeck an. „Für Deutschland schließen wir betriebsbedingte Kündigungen aus“, betonte er. Die 1400 Stellen, die wegfallen, schließen nach seiner Aussage eine mittlere dreistellige Zahl am Standort Regensburg ein, was Infineon schon zuvor mitgeteilt hatte.
An der Börse riss die allgemeine Rezessionsangst den Infineon-Aktienkurs zunächst um 6 Prozent nach unten. Im weiteren Verlauf konnte der Titel zeitweise ins Plus drehen, um dann wieder zurückzufallen. Am Montagmittag lag der Kurs um 2 Prozent auf 28,86 Euro niedriger. Die Quartalszahlen und die Prognosen für das Gesamtjahr spiegelten zwar das schwierige Umfeld wider.
Umsatzerwartung zweimal einkassiert
Trotzdem kann sich Infineon nach Ansicht von Hanebeck gut behaupten. Die Umsatzprognose für das bis Ende September gehende Geschäftsjahr engte er auf „etwa 15,0 Milliarden Euro“ ein. In den beiden vorangegangenen Quartalen hatte Infineon die Umsatzerwartung zweimal in Folge kürzen müssen: von ursprünglich 17 Milliarden auf 15,1 Milliarden Euro mit Abweichungen von jeweils 400 Millionen Euro nach oben und nach unten.
Im dritten Quartal legte der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zu. Dazu hätten hauptsächlich die Segmente Automotive und Power & Sensor Systems (Chips für Konsumgüter wie zum Beispiel Fernseher, Spielekonsolen, Computer oder mobile Endgeräte) beigetragen. Im Industriegeschäft der Sparte Green Industrial Power und im Geschäftsfeld Connected Secure Systems (Mikrocontroller für SIM-Karten von Mobiltelefonen, Sicherheitschips für Bezahlkarten und Zugangsberechtigungskarten) blieb der Umsatz im Zwölfmonatsvergleich nahezu unverändert.
Die Talsohle des aktuellen Branchenzyklus hält Hanebeck inzwischen für erreicht. In einigen Bereichen sei bereits eine Erholung zu beobachten. „Wenn wir über die derzeitige Übergangsphase hinaus blicken, sehen wir unvermindert strukturelle Wachstumschancen für Infineon“, sagte er. Die Chancen macht er in der wachsenden Verbreitung von Elektroautos und Ökostrom-Anlagen sowie dem steigenden Bedarf für Energiemanagement in KI-Rechenzentren aus. Bei Elektroautos sei die Nachfrage in China hoch, aber verhalten in den westlichen Industrieländern.
Optimistische Einschätzung
Im Abschlussquartal des Geschäftsjahres 2023/2024 rechnet er mit einem Umsatz von 4 Milliarden Euro. Zum Vorquartal werde der Umsatz in allen vier Sparten steigen. Laut dem Vorstand ist eine Segmentergebnis-Marge, die operative Marge in den vier Geschäftsfeldern, von voraussichtlich 20 Prozent zu erwarten. Im dritten Quartal hatte sich diese Kennziffer von 19,5 auf 19,8 Prozent erhöht.
Die Quartalszahlen haben nach Einschätzung von Alexander Duval, Analyst von Goldman Sachs, weitgehend den Erwartungen entsprochen. Er empfiehlt die Infineon-Aktie weiterhin zum Kauf mit unverändertem Kursziel von 43,50 Euro. Bernstein-Analystin Sara Russo lobte die Widerstandsfähigkeit von Infineon. Vergangene Woche hatte der in Amsterdam ansässige Halbleiterhersteller STMicroelectronics schlechtere Zahlen vorgelegt und seine Umsatzerwartungen deutlich kürzen müssen.