Welchen Unterschied fünf Jahre machen. 2019, zum siebzigsten Jubiläum, wurde das Grundgesetz noch euphorisch gefeiert. Unzählige Bücher erschienen, ein Grundgesetz-Magazin in Hochglanz wurde zum Bestseller, in Berlin und Karlsruhe gab es rund um den 23. Mai, den Verfassungstag, üppige Feste.
Auch heute, wie vor fünf Jahren, ist das Grundgesetz populär, beliebter wahrscheinlich als je eine Verfassung in Deutschland. Es gibt hier nicht mehr viele Menschen, die sich an die Zeit vor dem Grundgesetz erinnern können. Für die allermeisten ist es überhaupt nicht mehr wegzudenken, gleichsam die juristische Luft, die wir atmen. Selbst wer nur wenig mit diesem Land anzufangen weiß – auf die Verfassung können sich alle einigen; sogar die AfD betreibt eine Initiative mit dem Titel „Gemeinsam für das Grundgesetz“ im Netz. Und doch ist diesmal etwas anders.