Grünenchef Nouripour fordert Ausschluss russischer Athleten

Grünenchef Nouripour: »Nicht nachvollziehbar«
Foto: Clemens Bilan / EPA
Grünenchef Omid Nouripour fordert, Sportler aus Russland und Belarus von den Olympischen Spielen 2024 in Paris auszuschließen. »Russland und auch Belarus haben ihre Teilnahme an den Spielen zum aktuellen Zeitpunkt verwirkt, auch unter neutraler Flagge«, sagte Nouripour dem SPIEGEL.
Die britische Regierung hatte sich zuvor mit demselben Ansinnen an das Internationale Olympische Komitee (IOC) gewandt – und dafür eine brüske Abfuhr kassiert: »Es ist nicht Sache der Regierungen zu entscheiden, welche Athleten an welchen internationalen Wettkämpfen teilnehmen dürfen«, hieß es in einem IOC-Statement, aus dem das Sportmagazin »Inside the Games« zitiert. »Das wäre das Ende des Weltsports, wie wir ihn heute kennen.«
Nouripour wirft dem IOC nun vor, seine eigenen Ideale zu verraten. »Die Reaktion des IOC ist für mich nicht nachvollziehbar. Das IOC unterminiert hier die eigene Rolle als Hüterin der olympischen Charta«, so der Grünenchef. Er betonte: »Russland führt einen zerstörerischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – und verstößt damit auch gegen den olympischen Gedanken.«
Die britische Sportministerin Lucy Frazer hatte in einem Brief an Olympia-Sponsoren um Unterstützung für die Haltung Londons geworben. »Wir wissen, dass Sport und Politik in Russland und Belarus eng miteinander verflochten sind, und wir sind entschlossen in unserer Haltung, dass es den Regimen in Russland und Belarus nicht gestattet werden darf, Sport für ihre Propagandazwecke zu nutzen«, so Frazer in dem Brief.
Das IOC warf ihr daraufhin Einmischung vor: »Wir hoffen sehr, dass die britische Regierung die Autonomie des Sports respektiert, die sie in so vielen Entscheidungen, Erklärungen und Uno-Resolutionen betont hat.« Zu entscheiden, welche Athleten an internationalen Wettkämpfen teilnehmen könnten, obliege den Sportorganisationen, so das IOC.
IOC stellt Russen Rückkehr in Aussicht
Nouripour verteidigte den britischen Vorstoß: »Natürlich ist es gutes Recht und in der Verantwortung von Regierungen, darauf hinzuweisen, dass viele russische Athleten sich mit dem Regime im Kreml solidarisieren und den Krieg gegen die Ukraine unterstützen.« Zwar mögen die Sportler selbst nicht in der Pflicht stehen, dies auszusprechen, sagte Nouripour. »Aber sowohl die Politik als auch Sportverbände dürfen ihre Augen davor nicht verschließen«, so der Grüne.
Russland und Belarus sind derzeit von vielen internationalen Sportwettbewerben ausgeschlossen. Das IOC hat jedoch eine Rückkehr von Sportlerinnen und Sportlern aus diesen Ländern auf die internationale Wettkampfbühne unter neutraler Flagge in Aussicht gestellt, wenn sie sich zur olympischen Charta bekennen und Russlands Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützen.