Großhändler: Milliardär Křetínský will die Metro von dieser Markt nehmen

Lange hat er abgewartet, aber jetzt will der tschechische Investor Daniel Křetínský die Metro von der Börse nehmen – und danach als Mehrheitseigentümer die unternehmerische Führung des Großhändlers bestimmen. Mit seiner Beteiligungsgesellschaft EP Global Commerce (EPGC) will er den Aktionären der Metro ein Angebot von 5,33 Euro je Aktie machen, wie EPGC am Mittwochabend mitteilte. Damit würde die Metro als Ganzes mit knapp 2 Milliarden Euro bewertet.

Die Metro war einst ein Dax-Konzern, da gehörten allerdings noch Unternehmensteile wie die Warenhauskette Kaufhof oder die Elektronikhändler Mediamarkt und Saturn sowie die SB-Warenhäuser von Real zum Reich des Konzerns. Inzwischen hat sich die Metro wieder auf ihren Ursprung fokussiert, den reinen Großhandel. In den vergangenen Jahren ist der Aktienkurs des Unternehmens aber deutlich gesunken, und die Metro ist bis in den S-Dax abgestiegen. Křetínský hatte vor bald sechs Jahren schon einmal versucht, die Metro komplett zu übernehmen, war aber am Widerstand der Aktionäre gescheitert. Gleichwohl hat er sich zum größten Anteilseigner entwickelt, derzeit hält EPGC schon 49,99 Prozent an der Metro.

Deutliche Prämie auf den Aktienkurs

Das Börsenabenteuer will der tschechische Milliardär aber nun beenden, sein Barangebotspreis ist eine Prämie von fast 39 Prozent auf den Börsenschlusskurs der Stammaktien zum 4. Februar. Gegenüber dem gewichteten durchschnittlichen Kurs der letzten drei Monate entspricht es einer Prämie von 30,57 Prozent. Das Angebot stelle „eine einzigartige Gelegenheit für die Aktionäre der Metro dar, ihre Aktien mit einem attraktiven Aufschlag auf den aktuellen Marktpreis zu veräußern“, hieß es in der EPGC-Mitteilung. An der Börse legte der Kurs nach dem Delisting-Plan um 37 Prozent auf 5,35 Euro zu.

Der tschechische Investor Daniel Křetínský hält ein Portfolio mit vielen Traditionsunternehmen.
Der tschechische Investor Daniel Křetínský hält ein Portfolio mit vielen Traditionsunternehmen.AP

Als zu niedrig kritisiert hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) das Angebot Křetínskýs. „Das reicht nicht“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler am Donnerstag. Metro-Aktionäre sollten sich das genau überlegen, sagte Tüngler. „Optisch ist das ein schöner Aufschlag“, doch funktioniere die Neuaufstellung des Großhändlers unter dem Metro-Vorstandsvorsitzenden Steffen Greubel, das schaffe Werte. Mit dem Preis hadert auch die Metro selbst: Vorstand und Aufsichtsrat seien „der Auffassung, dass der Preis das langfristige Wertpotential der Metro AG nicht vollständig widerspiegelt“, teilte der Großhändler mit. Zur Angemessenheit des Angebotspreises wolle man sich in der Begründeten Stellungnahme äußern. Den Delisting-Plan unterstützen die Gremien allerdings.

Křetínský selbst war die Metro auch schon mal mehr wert. Bei seinem Übernahmeversuch im Jahr 2019 hatte er noch 16 Euro je Aktie geboten und dabei das Paket des langjährigen Metro-Großaktionäres Haniel übernommen. Damals hatten sowohl Vorstand und Aufsichtsrat als auch die DSW das Angebot als zu niedrig kritisiert. Die langjährigen Ankeraktionäre, die Meridian-Stiftung und die Beisheim-Holding, die aus dem Erbe der Gründerfamilien der Metro hervorgegangen sind, hatten damals sogar ihre Stimmen gebündelt, um ein stärkeres Gegengewicht zu Křetínský zu haben.

Aktienkurs war stark gesunken

Doch auch nachdem die Metro die Real-Märkte verkauft und das China-Geschäft für mehr als eine Milliarde Euro veräußert hatte, dümpelte der Kurs lange um die zehn Euro – der Ausbruch der Corona-Krise und das Festhalten am Russland-Geschäft nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben dem Kurs der Metro-Aktie noch weiter zugesetzt. Vor einigen Monaten war der Aktienkurs auf ein Rekordtief von 3,75 Euro gesunken.

Mit dem Aktienkursverlauf zufrieden sein können weder Vorstand noch Aufsichtsrat noch die Aktionäre. Für Křetínský ist ein Abschied von der Börse daher „ein logischer Schritt“, wie er sich in der Mitteilung zitieren lässt. Das Delisting solle „der aktuell schwierigen Situation von Metro als börsennotiertem Unternehmen Rechnung tragen, kurzfristige Ergebnisse zu liefern und zugleich die langfristige Score-Strategie umzusetzen“.

Křetínský unterstützt den Vorstand

Diese Strategie wurde vom Vorstandsvorsitzenden Steffen Greubel aufgesetzt, der in einem zersplitterten Wettbewerbsumfeld in vielen Ländern Europas Marktanteile gewinnen und das lange Jahre strauchelnde Unternehmen wieder profitabel machen will. Křetínský betonte, dass er die Strategie des Vorstands unterstütze. Am Mittwochabend hatte die Metro auch Zahlen vorgelegt, in den drei Monaten von Oktober bis Dezember hat der Umsatz im Jahresvergleich um 5,6 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro zugelegt. Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte von 407 auf 412 Millionen Euro zu.

Der Investor hat in seinen Gesprächen mit Vorstand und Aufsichtsrat zugesichert, dass die Zentrale in Düsseldorf verbleiben soll, auch an den Tarifbedingungen und der Mitbestimmung will er nicht rütteln. Der Aufsichtsrat soll weiter bestehen. Einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag schließt die Vereinbarung für 18 Monate aus, sofern Křetínský in dieser Zeit keine Investitionen nachschießen muss. Wer dem Investor seine Aktien nicht andienen will, muss allerdings mit einem Squeeze-out rechnen und damit, dass die Aktien später nicht mehr handelbar sind. Das Angebot unterliegt keinen Vollzugsbedingungen und hat auch keine Annahmefrist. Die Angebotsunterlage soll vermutlich im März veröffentlicht werden.

Die Ankeraktionäre Beisheim und Meridian haben indes mit dem Investor eine Vereinbarung geschlossen, dass sie ihre Aktien nicht einliefern. Derzeit halten sie gemeinsam 24,99 Prozent. Sie wollen weiter Gesellschafter bleiben und jeweils einen Sitz im Aufsichtsrat besetzen. „Wir betrachten Metro als interessantes, aber herausforderndes Investment, für das es langen Atem braucht“, sagte Hugo Trütsch, Mitgeschäftsführer der Beisheim Holding.

Source: faz.net