Griechenland: Staatspräsidentin macht Weg für Neuwahlen frei
Die griechische Staatspräsidentin Ekaterini Sakellaropoulou hat die verfassungsrechtlichen Schritte für Neuwahlen eingeleitet. Dies war notwendig geworden, da nach der Parlamentswahl am Sonntag keine Regierungsbildung absehbar war. Wie das Staatsfernsehen zeigte, empfing Sakellaropoulou die Chefs der fünf Parlamentsparteien in Athen, um nochmals zu erörtern, ob die Bildung einer Koalition möglich sei. Das Treffen war eine Formalie und dauerte nur eine halbe Stunde. Die nächsten Wahlen werden wohl am 25. Juni stattfinden.
Bei den Wahlen war die konservative Nea Dimokratia (ND) von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis mit 40,8 Prozent als klarer Sieger hervorgegangen. Die größte Oppositionspartei, die linke Syriza unter Alexis Tsipras, verlor stark und landete bei 20 Prozent.
Eine große Koalition zwischen ND und Syriza war aus politischen Gründen ausgeschlossen; die beiden Parteien liegen thematisch und ideologisch zu weit auseinander. Auch die übrigen Parteien wollten oder konnten nicht zueinanderfinden. Die Hürde für einen Einzug ins Parlament nahmen zudem die sozialdemokratische Pasok (11,5 Prozent), die Kommunistische Partei (KKE) mit 7,2 Prozent und die rechtspopulistische Elliniki Lisi (Griechische Lösung) mit 4,5 Prozent.
Besonderheit des griechischen Wahlrechts
Der amtierende Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis kündigte zudem an, alleine regieren zu wollen. Eine Besonderheit im griechischen Wahlrecht macht das theoretisch möglich: Bei den nächsten Wahlen erhält die stärkste Partei mindestens 20 Sitze im 300-köpfigen Parlament zusätzlich. Erreicht die ND ein ähnlich hohes Ergebnis wie bei der ersten Wahl, hätte sie damit die absolute Mehrheit.
Für die Zeit zwischen den Wahlen sieht die griechische Verfassung eine Interimsregierung vor, die vom Präsidenten des Rechnungshofs geleitet und mit parteilosen Ministern besetzt wird. Noch im Laufe des Mittwochs soll die Staatspräsidentin ein entsprechendes Mandat erteilen.
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