Giuliani, Bloomberg, de Blasio: Das waren New Yorks bekannteste Gemeindevorsteher
Zohran Mamdani, der gewählte neue Bürgermeister von New York, hat in dem Amt 110 Vorgänger – und viele haben nicht nur die Politik in ihrer Stadt mitgeprägt. Ein paar der früheren Bürgermeister von New York im Kurzporträt.
Fiorello La Guardia – 1934–1945: Der Reinemacher
Der italienischstämmige La Guardia jobbte als Jurastudent auf Ellis Island – der Ankunftstation für Immigranten – als Übersetzer, wurde Abgeordneter im Repräsentantenhaus in Washington und setzte sich in seiner Geburtsstadt New York gegen Kinderarbeit, die Prohibition und für die Gleichberechtigung von Frauen ein.
1934 wurde er zum Bürgermeister gewählt und löste Jimmy Walker ab, der sich als „Night Mayor“ einen Namen gemacht, Bestechungsgelder angenommen, Partys gefeiert und die städtische Verwaltung in einem desaströsen Zustand hinterlassen hatte. Als man nach seinem Amtseintritt zum Bürgermeister Einsparungen machen musste, kürzte La Guardia sein eigenes Jahresgehalt von 40.000 auf 22.500 Dollar.

Als Verwaltungsfachmann brachte er New York aus der katastrophalen Finanzlage. Außerdem trieb er den öffentlichen Wohnungsbau voran und kritisierte früh das nationalsozialistische Regime in Deutschland. 1945 wechselte er zu den Vereinten Nationen als Generaldirektor für die Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung. Heute ist einer der New Yorker Flughäfen nach ihm benannt.
John Lindsay – 1966–1973: Der Überläufer
Politisch begann Lindsay im konservativen Lager: Er gründete die Youth-for-Eisenhower-Bewegung und wurde Generalstaatsanwalt im Kabinett von Präsident Dwight D. Eisenhower (1953 bis 1961), bevor er für die Republikaner in den Kongress gewählt wurde. Dort fiel er allerdings dadurch auf, dass er oft für Gesetzesinitiativen der Demokraten stimmte.
Bald suchte er sich ein neues Betätigungsfeld. Seiner Partei blieb er – zunächst – treu und setzte sich im demokratisch geprägten New York gegen den Kandidaten der Demokraten Abraham Beame durch.

Lindsay versuchte auf dem republikanischen Ticket eine progressive Agenda durchzusetzen. Seinem Bemühen, gegen Racial Profiling bei der Polizei vorzugehen, schob ein Bürgerentscheid einen Riegel vor. Und sein Versuch, die Korruption in Verwaltung und Polizei einzudämmen, führte zu Konflikten: Die Gewerkschaftsbosse organisierten Streiks, legten Nahverkehr und Müllabfuhr lahm. Seine Amtszeit war überschattet von den Rassenunruhen und der Finanzkrise.
1969 wechselte Lindsay dann die Partei, ging erst zu den Liberalen und zwei Jahre später zu den Demokraten, denn er wollte Richard Nixon im Präsidentschaftswahlkampf 1972 herausfordern. Dazu kam es nicht – Lindsay flog in den Vorwahlen raus.
Abraham Beame – 1974–1977: Trump-Unterstützer der ersten Stunde
Es waren aufreibende Jahre in New York: Terroristische Bombenanschlägen auf Bürogebäude und Kaufhäuser, ein stadtweiter Stromausfall, der zu Brandstiftung, Plünderungen und 3000 Festnahmen führte, sowie der psychopathische Serienmörder „Son of Sam“ beutelten die Stadt Mitte der Siebziger, während Beame sie regierte.

Einfach war es auch politisch nicht. Die Haushaltslage, die Beame von Lindsay erbte, war desolat. Also musste er sparen: Der gelernte Buchhalter warf 65.000 städtische Angestellte raus, führte Studiengebühren für die City University ein, fror Gehälter ein, erhöhte die Steuern, sparte bei Krankenhäusern – und bettelte beim damaligen Präsidenten Gerald Ford (1974 bis 1977) um finanzielle Unterstützung. Der antwortete zunächst mit einem „Dann fallt halt tot um!“, bevor schließlich doch Bürgschaften für die Stadt übernommen wurden.
Beame war besonders unbeliebt bei den Bürgern und schaffte keine zweite Amtszeit. Am letzten Tag seiner Amtszeit tat er jedoch noch etwas Ungewöhnliches: Er wies die erste Steuerbefreiung an, die je einem privaten Unternehmer in New York gewährt wurde. Der Begünstigte war Donald Trump, damals ein Newcomer im Immobiliengeschäft und der Sohn eines langjährigen Freundes von Beame. Trump konnte durch den Deal ein Hotel bauen, wofür ihm sonst das Geld gefehlt hätte.
Rudy Giuliani – 1994–2001: Trumps Anwalt
Bekannt wurde Giuliani in seiner ersten Amtszeit durch seine strikte Law-and-order-Politik. Die Kriminalitätsrate ging nach einiger Zeit deutlich zurück, was dem Bürgermeister Zuspruch in der Bevölkerung einbrachte. Auch wirtschaftlich florierte New York wieder.
Prägend für Giulianis Amtsperiode wurden schließlich die Terroranschläge vom 11. September 2001. Er trat viel in der Öffentlichkeit auf, erinnerte an die Opfer des Anschlags, auch an die New Yorker Feuerwehrleute. Einigen Angehörigen ging das aber zu weit; sie vermuteten, dass Giuliani sich wichtigmachen wollte, zumal er in einem Jahr mehrere Millionen Dollar an Rednerhonoraren erhielt.

Nach zwei Amtszeiten durfte Giuliani nicht mehr kandidieren, kehrte aber nach einigen Jahren als republikanischer Präsidentschaftskandidat auf die politische Bühne zurück. Er scheiterte 2008 in den Vorwahlen, zog sich eine Weile zurück und kandidierte nicht mehr selbst.
2016 trat er dann als Trump-Unterstützer wieder auf den Plan. Er fiel immer wieder mit falschen Aussagen im Wahlkampf auf, wurde 2018 Trumps Rechtsberater und sein Anwalt. Nach Trumps verlorener Wahl 2020 behauptete Giuliani, das Ergebnis sei gefälscht und sollte sich nach Trumps Willen auch um Klagen zum Thema kümmern.
Nachgewiesen werden konnte eine Einflussnahme auf die Wahl nicht, doch Giuliani blieb bei seinen Behauptungen – und wurde in verschiedenen Verfahren dafür rechtlich belangt. Er verlor sogar seine Zulassung als Anwalt.
Michael Bloomberg – 2002–2013: Der Superreiche
Mit einem Kniff gelang es dem milliardenschweren Geschäftsmann, die Vorwahlen in der demokratischen Partei zu umgehen: Er wurde kurzzeitig Mitglied bei den Republikanern. Zum Bürgermeister New Yorks gewählt, vertrat er jedoch wieder demokratische Positionen, etwa beim Thema Abtreibungen. Er engagierte sich für günstigen Wohnraum und eine umweltfreundliche Stadt, zum Beispiel durch die Umstellung der New Yorker Taxis auf Hybridantrieb. Sich selbst zahlte er ein Gehalt von einem Dollar im Jahr aus.

Als seine beiden Amtszeiten vorbei waren, überzeugte er den New Yorker Stadtrat, ihn noch einmal antreten zu lassen; die entsprechende Regel wurde verändert. 2013 durfte er jedoch kein viertes Mal kandidieren. 2020 wollte er Präsident werden, wechselte wieder zu den Demokraten, scheiterte wie einige seiner Vorgänger jedoch schon in den Vorwahlen. Zum Zuge kam Joe Biden.
Bill de Blasio – 2014–2021: Der Linke
De Blasio war einst Revolutionshelfer der Sandinisten in Nicaragua. Er verbrachte seine Hochzeitsreise auf Kuba. Als Vertreter des linken Flügels der Demokraten warb er im Bürgermeisterwahlkampf damit, hohe Einkommen stärker zu besteuern und mit den Einnahmen in Schulen und Unis zu investieren. Er kam damit gut an: In einigen Stadtteilen erreichte er mehr als drei Viertel der Stimmen. New York hatte nach vielen Jahren wieder einen demokratischen Bürgermeister.

Im Amt musste er jedoch pragmatisch werden: Sein Feldzug gegen Uber ging schief, teure Immobilienprojekte entstanden auch unter seiner Ägide. Er erreichte jedoch auch einige Ziele, zum Beispiel ein kostenloses Kindergartenjahr und besseren Schutz für Mieter. Als er 2017 für eine zweite Amtszeit wiedergewählt wurde, schrieb er auf Twitter, New York habe eine „Botschaft an das Weiße Haus“ gesendet. „Wenn Sie sich gegen die Werte Ihrer Heimatstadt wenden, wird Ihre Heimatstadt zurückschlagen.“
Auch er versuchte später, Präsident zu werden, gab aber 2019 wegen mangelnder Unterstützung innerhalb seiner Partei auf. Bei der aktuellen Bürgermeisterwahl hat de Blasio die Kandidatur von Zohran Mamdani unterstützt.
Source: faz.net