„Gespräche mit einem Toten“ von Heike Behrend: Ein Hippie im Osten

Die Wildnis ist nicht weit, die Wildnis ist in uns, und den Beweis dafür lieferte irgendwann im Jahr 2003 oder 2004 das rätselhafte Geschehen auf dem Parkplatz des Netto-Supermarkts im Luftkurort Arendsee in der Altmark, Bundesland Sachsen-Anhalt. Die Veranstaltung war auf Plakaten angekündigt worden, kostete zwei Euro Eintritt und versammelte 20 bis 30 Leute, zur Begrüßung bekamen alle einen Schnaps. Dann zogen zwei Männer in Lederkluft einen Opel in die Platzmitte und zertrümmerten ihn mit Vorschlaghämmern. Wie Blut aus einem verwundeten Tier tropfte das Öl aus dem Totalschaden, den man fortschleppte und durch einen dunkelroten Mercedes ersetzte. Der wurde noch gründlicher zerstört. „Dem höheren Status des Mercedes entsprechend nutzten die beiden Schausteller nunmehr keinen Hammer, sondern fuhren mit schwerem Gerät auf, einer Planierraupe, und unter frenetischem Beifall wurde der Mercedes öffentlich plattgemacht. Es krachte und knirschte gewaltig, und ein Mann, der neben mir stand, hielt sich die Ohren zu und drehte sich weg.“