Geplante Übernahme von Großbank: UBS soll bis zu eine Milliarde Dollar geboten haben – Credit Suisse lehnt offenbar ab

Büros der UBS: Stemmt sie heute die bedeutendste Bankenfusion seit der FInanzkrise?

Büros der UBS: Stemmt sie heute die bedeutendste Bankenfusion seit der FInanzkrise?


Foto: Michael Gstettenbauer / IMAGO

Die Schweizer Behörden haben am Sonntag ihre Bemühungen zur Rettung der angeschlagenen Credit Suisse fortgesetzt. Die Verhandlungen seien zäh, teilte ein Insider mit. Die »Financial Times « berichtete derweil, dass die UBS angeboten habe, ihre kleinere Rivalin für bis zu eine Milliarde Dollar zu kaufen.

Demnach planten die Schweizer Behörden die Gesetze so zu ändern, dass eine Abstimmung der Aktionäre für die Transaktion umgangen werden könne. So solle garantiert werden, dass die Transaktion noch bis Montag – und damit vor Öffnung der Schweizer Börse – abgeschlossen wird. Weder bei den beteiligten Instituten noch bei den Aufsichtsbehörden war am frühen Sonntagnachmittag eine Stellungnahme zu erhalten.

Das Aktiengeschäft zwischen den beiden Banken sollte dem Bericht zufolge noch am Sonntagabend unterzeichnet werden – und zwar zu einem Bruchteil des Schlusskurses der Credit-Suisse-Aktien vom Freitag. Die Aktionäre würden damit praktisch leer ausgehen, schrieb das Blatt weiter.

Am Freitag beendete die Credit Suisse den Handel mit einem Kurs von rund 1,86 Franken, die Großbank war zuletzt an der Börse noch rund acht Milliarden Franken wert. Die UBS soll nun gerade mal 25 Rappen je Aktie in eigenen Anteilen angeboten haben.

Bank of England soll bereits Zustimmung zu Fusion signalisiert haben

Zudem habe die UBS darauf bestanden, dass das Geschäft ungültig werde, sollten ihre Kreditausfallspreads, also die Absicherungen gegen einen Zahlungsausfall, um 100 Basispunkte oder mehr steigen. Da die Situation sich schnell verändere, gebe es keine Garantie, dass die Bedingungen unverändert blieben oder dass eine Einigung erzielt werde, heißt es bei der »Financial Times« weiter.

Die 167 Jahre alte Credit Suisse wehrt sich offenbar heftig gegen diese Übernahme zum Niedrigpreis. Wie die Agentur Bloomberg berichtet , wolle sie das Angebot zurückweisen. Ob sie sich das leisten kann, ist fraglich. Der Kurs der zuletzt in zahlreiche Skandale verwickelten Bank hatte am Freitag erneut nachgegeben. Mit Öffnung der Börsen am Montag droht ein weiterer Ausverkauf. Die Schweizerischen Behörden sollen die UBS daher zuletzt auch zur Übernahme der Credit Suisse gedrängt haben, am Sonntag verhandelten Banken und Politik in Bern gemeinsam über die Rettung.


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Anleger hatten zuletzt bereits in großem Stil Geld aus der Credit Suisse abgezogen  – und die Bank räumte erhebliche Schwächen bei ihren Finanzberichten ein. Verschärft wurde die Lage unter anderem durch die Schließung der beiden US-Banken Silicon Valley Bank und Signature Bank. Hinzu kamen Äußerungen des größten Anteilseigners aus Saudi-Arabien, die Investitionen in das Schweizer Institut nicht erhöhen zu wollen.

Bei einer Übernahme müssten immer noch 10.000 Jobs gestrichen werden

Eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS wäre jedoch an eine ganze Reihe von Bedingungen geknüpft. Voraussetzung seien milliardenschwere Staatsgarantien für die UBS, sagte ein Insider. Bei den Staatsgarantien gehe es um eine Größenordnung von rund sechs Milliarden Dollar. Abhängig von den Bedingungen der Transaktion könne es aber auch mehr oder auch weniger sein.

Die Garantien würden die Kosten für die Abwicklung von Teilen der Credit Suisse und mögliche weitere Risiken abdecken, berichtete Reuters unter Berufung auf zwei Insider. Komme es zu der Übernahme, müssten aber dennoch wohl rund 10.000 Jobs gestrichen werden.

Der Bankpersonalverband, in dem in der Schweiz Arbeitnehmer des Bankensektors organisiert sind, forderte laut »Neuer Zürcher Zeitung « eine Einbindung in die Übernahmeverhandlungen, eine Taskforce für die Belegschaft müsse gegründet werden, die bei Personalentscheidungen mitzureden habe. Die Credit Suisse beschäftigt demnach weltweit mehr als 50.000 Mitarbeiter, rund 17.000 davon in der Schweiz. Einige von ihnen, so die NZZ, hätten wie zahlreiche Credit-Suisse-Kunden ebenfalls bereits Ersparnisse aus dem Institut abgezogen, um es woanders anzulegen.

Immerhin: Die Bank of England hat laut einem Bericht des Senders Sky News bereits ihre Zustimmung zu einer Übernahme durch die UBS angedeutet. Die britische Notenbank habe ihren internationalen Kollegen und der UBS signalisiert, dass sie die Notfalltransaktion unterstützen werde, berichtete der Sender.

Die UBS und die Credit Suisse gehören zu den 30 Banken weltweit, die als »too big to fail« eingestuft werden, da ihre Insolvenz eine verheerende Auswirkung auf die Gesamtwirtschaft hätte. Für Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung der Schweiz geht es entsprechend auch darum, eine große globale Bankenkrise zu verhindern.

Eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS wäre die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der weltweiten Finanzkrise vor etwa 15 Jahren.


apr/Reuters/dpa