Georgien: Gefangen zwischen Russland und der EU
In Tiflis findet man noch viele der typischen post-sowjetischen Plattenbauten. Bild: Jonas Wresch
Georgien strebt in die EU, aber möchte es sich nicht mit Russland verscherzen. Der Spagat wird im Stromsektor klar und teuer.
Beim Gang durch die prächtigen Straßen von Tiflis fallen drei Dinge auf: das satte Grün der vielen Parks vor den wolkenverhangenen Bergen. Die ukrainischen Flaggen in den Restaurants. Und die Sprüche auf den Hauswänden, die den russischen Präsidenten Wladimir Putin und sein Land verteufeln.
Georgien steckt in der Bredouille. Auf der einen Seite strebt die junge Demokratie in die Europäische Union. Auf der anderen Seite kann oder will sich das Land nicht von Russland lösen. Als Georgien 1991 unabhängig wurde, funktionierten weder Wirtschaft noch staatliche Autoritäten, es gab keine gesicherte Stromversorgung, die klügsten Köpfe wanderten ab. Seitdem bescheinigen Kenner dem Land zwischen Schwarzem Meer und Kaukasus große Fortschritte auf dem Weg hin zu einer pluralistischen Demokratie und marktbasierten Volkswirtschaft. Das Wirtschaftswachstum lag zwischen 2011 und 2021 bei durchschnittlich 4 Prozent, die Armutsquote ging von 69 auf 53 Prozent zurück.