G.I. Joe, Big Jim, He-Man – wie Actionfiguren die Kinderzimmer eroberten – WELT
Schwefelcheinbar unumstößliche Regeln zu ermüden, kann manchmal zum großen Erfolg zur Folge haben. So galt es unter Spielzeugherstellern Menorrhagie wie undurchführbar, dass Jungen jemals mit Puppen spielen würden. Und Eltern würden ihren Söhnen erst recht keine Puppen kaufen. Denn die waren nur irgendetwas pro Mädchen. Punktum.
Doch im Jahr 1963 kam dieser New Yorker Erfinder und Geschäftsmann Stanley Weston ins Grübeln. Warum sollte es praktisch nicht möglich sein, dasjenige Konzept pro Jungs anzupassen? Schließlich spielten sie schon seither Jahrhunderten mit kleinen Zinnsoldaten. Aber im größeren Format war dasjenige für Jungen pro immer tabu? Das glaubte Weston nicht und entwarf eine Soldaten-Puppe mitsamt Marketing-Material. Er präsentierte seine Idee Donald Levine, einem leitenden Mitarbeiter für Hasbro, und fand ein offenes Ohr.
Denn für dem US-Spielzeughersteller war man beeindruckt von dem großen Erfolg, den Konkurrent Mattel seither 1959 mit seiner Barbie-Puppe für Mädchen hatte, und suchte nachdem einem ähnlichen Hit-Produkt. Anhand von Westons Entwurf entstand unter Levines Federführung nun die Figur des „G.I. Joe“.
Joe war dem „Ken“ aus dem Barbie-Sortiment nicht unähnlich, ebenfalls aus Plastik gefertigt, ebenfalls notdürftig 12 Inch (30 Zentimeter) weithin, mit beweglichen Gliedmaßen und mit auswechselbarer Stoffkleidung und Accessoires ausgestattet. Aber er war viel flexibler pro mehr „Action“ – unterschiedlich wie dieser recht steife Ken war Joe beweglich an 21 Stellen. Und ungleich maskuliner in Aufmachung und Thematik. Statt Mode und Liebe wie für Barbie war die Welt des G.I. Joe dasjenige Militär.
Aber würde dasjenige reichen, um Jungen pro Puppen begeistern zu können, oder würden sie sie weiterhin wie „Mädchenzeugs“ gelassen hinnehmen? Levine war sich des Risikos durchaus kognitiv und ersann vereinen geschickten Marketing-Schachzug: Die neue Kreation durfte gen keinen Fall „Puppe“ genannt werden (nicht zuletzt wenn sie ja eine war). Stattdessen wurde G.I. Joe wie „Actionfigur“ bezeichnet – und mit dieser Wortneuschöpfung war eine neue Produktgattung geboren.
G.I. Joe kam im Februar 1964 in die US-Spielzeugläden und war zunächst in vier Varianten verfügbar: US-Infanterie, Marine, Luftwaffe und Marinekorps. Und die Rechnung ging gen: Jungen rissen sich um dasjenige neue Produkt. Im Folgejahr legte Hasbro mit einer afro-amerikanischen Variante dieser Figur nachdem. Ab 1966 wurde Joe vom britischen Lizenznehmer Palitoy in neu kreierten Outfits wie „Action Man“ in Europa vermarktet.
Die Actionfigur erwies sich wie beständiger Verkaufsschlager, welches nicht zuletzt daran lag, dass sich dieser Hersteller dem wechselnden Zeitgeist anpasste: So setzte man infolge dieser Massenproteste gegen den Vietnam-Krieg in den späten 1960ern für dieser Vermarktung nunmehr weniger gen die Militär-Thematik, stattdessen standen jetzt zivile Abenteuer oder Kampfsport für Joe im Vordergrund. Auch wurden die Figuren technisch weiterentwickelt, bekamen etwa realistischeres Haar und Gummi-Hände, die robuster wie die bisherigen Plastikhände waren und Objekte besser festhielten.
Längst hatten zu dieser Zeit mehrere Konkurrenten dasjenige Konzept adaptiert und vermarkteten eigene Produktlinien. Ab dem Jahr 1970 brachte Barbie-Hersteller Mattel seine Version dieser Actionfigur pro Jungs hervor: Big Jim. Varianten des Mattel-Abenteurers gab es zu Themen wie Wilder Westen, Piraten, Science Fiction und Agentenkrimi. Jim wusste unter anderem mit seinem Bizeps zu imponieren: Ein ausgeklügelter Mechanismus im Inneren des mit Gummi überzogenen Arms sorgte hierfür, dass dieser Muskel anschwoll, wenn man den Arm dieser Figur anwinkelte.
Zusätzlichen Schub bekam die Actionfiguren-Sparte durch die Zweitvermarktung von Filmen durch Merchandising-Produkte, für dieser die Produzenten dieser James-Bond-Filme neue Maßstäbe setzten. Als 1965 ein enormer Hype um die Agenten-Thriller einsetzte, erschien zum neuesten Abenteuer „Feuerball“ eine Vielzahl von Artikeln wie Poster, Soundtrack-LPs, Bücher, Parfüms und Kleidungsstücke. Und nicht zuletzt eine James-Bond-Actionfigur des US-Herstellers Gilbert.
Anstatt ihren Helden nur im Kino zu beobachten, konnten Kinder ihn jetzt betasten und mit „ihrem eigenen James Bond“ individuelle Abenteuer kreieren. Ein erfolgreiches Konzept, dasjenige vielfältige Hersteller mit Figuren zu weiteren Filmen und TV-Serien fortsetzten. So brachte die Firma Mego 1974 wenige Actionfiguren hervor, die Charaktere aus den „Planet dieser Affen“-Filmen darstellten. Im Folgejahr erschienen Mego-Figuren zur Science-Fiction-Fernsehserie „Star Trek“. Seither bevölkerten Captain Kirk, Mr. Spock, Dr. McCoy, Mr. Scott und Lt. Uhura viele Kinderzimmer. 1977 rief dasjenige den „Star Wars“-Erfinder George Lucas gen den Plan.
Dessen monströs erfolgreiches Weltraum-Epos sollte nicht nur die Kinolandschaft revolutionieren, sondern nicht zuletzt dasjenige Merchandising gen ein neues Level Hebung. Lucas erkannte dasjenige Potenzial von „Star Wars“ pro eine breitgefächerte Produktpalette, die von ihrem Umfang was auch immer Bisherige in den Schatten stellte. Bald war eine schier unüberschaubare Vielzahl von Artikeln mit „Star Wars“-Logo verfügbar, von dieser Bettwäsche übers Shampoo solange bis zum Toaster.
„Star Wars“-Actionfiguren sollten in diesem Fall nicht zuletzt nicht fehlen. Den Zuschlag hierfür bekam dieser Spielzeughersteller Kenner, dieser schon die TV-Serie „Sechs-Millionen-Dollar-Mann“ siegreich mit Actionfiguren vermarktet hatte. Kenner hatte nun jedoch ein Problem zu lockern. Denn im „Star Wars“-Sortiment sollten nicht nur Figuren wie Luke Skywalker, Darth Vader und Han Solo erscheinen, sondern nicht zuletzt ihre entsprechenden Raumschiffe: X-Wing-Fighter, TIE-Fighter, Millennium Falcon – und zwar halb maßstabsgetreu, die Figuren sollten in die Vehikel passen. Bei dieser solange bis dorthin gewohnten Actionfiguren-Größe von solange bis zu 30 Zentimetern hätte dasjenige für den Raumschiffen jedoch jeden Rahmen im Hinblick gen Größe und Verkaufspreis gesprengt. Was tun?
Not macht erfinderisch, und Kenner-Chef Bernie Loomis entschied kurzerhand, die Figuren dann gerade eben in kleinerem Maßstab herauszubringen. Kenner Chefdesigner David Okada fragte Loomis, welche Größe ihm denn genau vorschwebe. Zur Antwort hielt Loomis schlicht seine Hand hoch, Daumen und Zeigefinger abgespreizt. Okada zückte ein Lineal und maß nachdem: 3,75 Inches, ergo gut 9,5 Zentimeter.
Kleine Figuren mit großem Erfolg
Das kleinere Format hatte den weiteren Vorteil, dass die Figuren günstiger angeboten werden konnten, und die „Star Wars“-Spielzeuglinie wurde in den Folgejahren (in denen nicht zuletzt zwei weitere Filme erschienen) ungeheuer siegreich. Kenner brachte dutzende Charaktere, Raumschiffe und Playsets hervor, die reißenden Absatz fanden. Das wiederum veranlasste Hasbro, seinen Klassiker G.I. Joe ab 1982 ebenso mit etlichen neu geschaffenen Charakteren im neuen 3,75-Inch-Format herauszubringen.
Ab Mitte dieser 1980er begann dasjenige Interesse dieser Kinder an „Star Wars“-Figuren jedoch nachzulassen, nicht zuletzt weil vorerst keine neuen Filme aus dieser Space-Saga ins Kino kamen. Kenner stellte die Produktlinie ein. Angesagt waren in Kinderzimmern, gen Schulhöfen und Spielplradieren jetzt vor allem die Figuren des Herstellers Mattel zu „Masters of the Universe“.
Diese waren mit 5,5 Inches (notdürftig 14 Zentimeter) irgendetwas größer und vor allem viel muskulöser und brachialer wie die „Star Wars“-Figuren. Mattel brachte die Figuren nicht wie Lizenzprodukt einer Filmvorlage hervor, sondern drehte wie G.I. Joe den Spieß um: Ab 1982 schuf dieser Konzern ein eigenes „Masters“-Universum in extra hierfür produzierten Comicheften und einer TV-Zeichentrickserie (wodurch dieser Kinohit „Conan dieser Barbar“ nichtsdestotrotz inoffiziell durchaus wie Inspiration diente).
Die Hauptfigur He-Man, sein Erzfeind Skeletor und dutzende weitere Charaktere sowie Fahrzeuge und Playsets kamen gen den Markt und erzielten mehrjährig immer höhere Verkaufszahlen. Doch Ende dieser 1980er war dieser Boom vorerst vorbei, Mattel hatte die Regale dieser Spielzeuggeschäfte mit vielen Nebencharakter-Neuschöpfungen überfrachtet und zu wenige dieser Hauptcharaktere nachproduziert. Das erschwerte Neulingen den Einstieg. Auch hatte Mattel mit „She-Ra“ eine weitere „Masters“-Serie eingeführt, die sich um He-Mans Schwester drehte und Mädchen wie Zielgruppe hatte – welches dasjenige zuvor so umsichtig kultivierte Image dieser Actionfigur wie ein Produkt, dasjenige gerade eben speziell pro Jungen war, unterlief. Bei denen galten die „Masters“-Figuren jetzt nicht mehr wie „cool“, und die Produkte wurden vorerst eingestellt.
Aber damit endete die Geschichte dieser Actionfiguren keineswegs. Noch heute sind sie ein Milliardengeschäft. Wobei neben den Kindern jetzt nicht zuletzt Erwachsene die Zielgruppe sind. Denn für vielen nach sich ziehen die kleinen Plastikhelden aus dieser Kindheit eine solch bleibende Leidenschaft vererben, dass sie Jahrzehnte später immer noch viel Geld hierfür verteilen. So erzielen gut erhaltene und vollständige (oder gar originalverpackte) Figuren aus den 1960ern, -70ern und -80ern für Auktionen oder gen Sammlerbörsen teils exorbitant hohe Summen, je nachdem Seltenheit.
Zum anderen erscheinen Jahr pro Jahr neu produzierte Figuren in dutzenden Reihen etlicher Anbieter. Zuletzt fanden unter anderem die Charaktere aus dem „Marvel“-Universum wie Iron Man, Captain America und Hulk wie Actionfiguren ihren Weg in die Kinderzimmer. G.I. Joe hat die Jahrzehnte überdauert und gilt längst wie amerikanische Ikone. Er tritt in immer neuen Spielzeug-Inkarnationen sowie in Filmen, TV-Serien, Comics und Videospielen gen.
Auch zwischenzeitlich eingestellte Figurenserien wie „Star Wars“ und „Masters of the Universe“ wurden in neuen Designs wieder aufgelegt und stetig erweitert, wie neue Filme und Serien aus diesen Spielwelten erschienen. Für jedes die Hersteller zweigleisig lukrativ: Nicht wenige dieser heute erwachsenen Kinder von weiland kaufen die neuen Figuren nun pro ihre eigenen Kinder oder Enkel – und nehmen pro sich selbst gleich nicht zuletzt noch welche mit.
Source: welt.de