Fünf Folgen, die Donald Trumps Zoll-Politik für jedes die Weltwirtschaft hat

Trump macht seine Wahlkampfdrohungen wahr: Der Zollknüppel ist aus dem Sack! Geschlagen werden die engsten Nachbarn, Mexiko und Kanada, die mit den USA eigentlich eine Freihandelszone bilden (den entsprechenden Freihandelsvertrag USMCA hat Donald Trump selbst ausgehandelt) – und natürlich der Hauptfeind China.

Die Europäer sollen ihre Portion Haue schon bald bekommen. Zölle von 25 Prozent auf Einfuhren aus Mexiko und Kanada, Zollerhöhungen um mindestens 10 Prozent auf chinesische Importe, damit ist mehr als ein Drittel der Waren betroffen, die in die importiert werden. Die drei wichtigsten Handelspartner der USA werden per Dekret attackiert. In seinen Dekreten hat Trump darüber hinaus angekündigt, auf eventuelle Gegenwehr der Angegriffenen mit weiteren Zöllen und Zollerhöhungen antworten zu wollen.

1. Die Zeche zahlen die amerikanischen Verbraucher

Um seinen Handelskrieg ohne Rücksicht auf Verluste führen zu können, hat Trump einen nationalen Notstand gemäß dem „International Emergency Economic Powers Act“ ausgerufen. Die Zeche werden die amerikanischen Konsumenten zahlen müssen, entsprechende Rundschreiben haben die Strom- und Gaskonzerne schon einen Tag nach Verkündung der neuen Zölle an ihre Kunden verschickt. Wegen der starken Verflechtung zwischen der mexikanischen und der amerikanischen beziehungsweise der kanadischen und amerikanischen Wirtschaft werden Unternehmen auf beiden Seiten der Grenzen ebenfalls die Leidtragenden sein.

Trump hat unmissverständlich erklärt, dass es ihm nicht in erster Linie um Handelsbilanzen geht. Sondern um Migrationsströme und um den internationalen Drogenhandel. Von den Nachbarn verlangt er verstärkten Grenzschutz und mehr Einsatz im Kampf gegen die Drogenkartelle. Ein unverhohlener Aufruf zu „Deals“. Mit der Ausnahme Chinas sind die Staatschefs von Mexiko und Kanada darauf eingegangen. Trump hat ihnen Aufschub gewährt. Im Austausch gegen mehr Polizei und Militär an den Grenzen und härterem Vorgehen gegen Drogenbanden. Allerdings sind das Scheinerfolge der Trumpschen Dealmacherei, denn die entsprechenden Vereinbarungen über den Aufmarsch von etlichen tausend zusätzlichen Polizisten und Soldaten an der mexikanischen beziehungsweise kanadischen Grenze sind schon vor einigen Monaten geschlossen worden.

2. Chinas Rolle in Lateinamerika wird gestärkt

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum hat sofort reagiert. Mexiko werde Zölle auf US-amerikanische Importe erheben und weitere Maßnahmen ergreifen. Allerdings sei man zur Kooperation bereit, um die Probleme der Migration und des Drogenhandels in den Griff zu bekommen. Per Telefon gab sie Trump die Zusicherungen, die dieser haben wollte. Ausgestanden ist der Handelskrieg damit nicht, höchstens aufgeschoben.

Für Mexiko sind die USA der wichtigste Handelspartner. Mehr als 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen in die USA, kein anderes Land exportiert so viel dorthin. Mexiko ist der Hauptlieferant für Autos, Autoteile, Bildschirme, Computer und Kühlschränke in die USA. Beide Volkswirtschaften sind eng verflochten, die Lieferketten gehen hin und her über die Grenze zwischen beiden Ländern. Millionen von Jobs in beiden Ländern hängen von diesem Handel ab.

Mexikos bescheidener Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre ist in Gefahr. Die erzwungene Rückwanderung zehntausender Migranten und die neuen Zollmauern, die Lieferketten demolieren, setzen das Land enorm unter Druck. Mexiko hat als Billiglohnland von der Rückverlagerung US-amerikanischer Produktionsstätten aus China erheblich profitiert. Nun meint Trump, es seien die Chinesen, die sich getarnt in Mexiko niedergelassen hätten, um amerikanische Strafzölle zu vermeiden.

Zwei absehbare Folgen hat die Trumpsche Zollattacke auf Mexiko: In Lateinamerika werden die USA sich damit keine Freunde machen. China, das seit Langem dort aktiv ist, wird die Chance zu nutzen wissen, um den US-Amerikanern weiteres Terrain abzujagen. Für die lateinamerikanischen Länder bietet der riesige chinesische Markt eine willkommene Alternative zu Trumps mit Zollmauern bewehrtem Großen Amerika. Chinas Investition in den chilenischen Tiefseehafen wird sich sehr bald auszahlen.

3. Amazon-Bestellungen werden teurer

Kanadas Präsident Justin Trudeau hat sofort erklärt, Kanada werde seinerseits Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Importe aus den USA erheben. Die USA sind der wichtigste und größte Handelspartner Kanadas. Alle großen Industrien in Kanada – Öl, Gas, Agrarprodukte, Mineralien, nicht zuletzt auch Dienstleistungen – hängen vom Markt des großen Nachbarn im Süden ab. Bei Trumps Wehklagen über die Handelsbilanzdefizite der USA werden regelmäßig die grenzüberschreitenden Dienstleistungen vernachlässigt, die gerade im Handel zwischen Kanada und den USA eine herausragende Rolle spielen. Kein Wunder, dass bereits eine kanadische Provinz angekündigt hat, künftig auf Internetdienstleistungen aus den USA verzichten zu wollen. Weitere werden wohl folgen.

Besonders ärgerlich für die Kanadier: Bisher waren kleine Sendungen im Wert von unter 800 Dollar zollfrei. Das hat nun ein Ende. Dumm für Amazon und seine Kunden. Beim Öl hat Trump mit Rücksicht auf amerikanische Konsumenten noch eine Ausnahme gemacht: Auf Ölimporte aus Kanada sollen fortan nur 10 Prozent Zoll fällig sein. Telefonieren kann Justin Trudeau ebenso gut wie Claudia Sheinbaum. Also hat er für Kanada einen Aufschub erreicht – gegen das Versprechen von mehr Polizei an der Grenze und härterem Agieren gegen Migranten und Drogenhändler. Auch das war schon vor Monaten vereinbart. Mehr als eine Galgenfrist ist es nicht. Trump wird nachlegen, weil er „Erfolge“ für seine Anhänger zu Hause braucht.

4. Ein Handelskrieg zwischen den USA und China

Während seiner ersten Amtszeit hat Trump bereits einen Handelskrieg gegen China vom Zaun gebrochen. China wollte diesen Krieg nicht und hat seine potenziell schärfste Waffe, die Berge an US-amerikanischen Staatsanleihen, die die chinesische Zentralbank hält, kaum eingesetzt. Zwei Jahre lang wurde mit Zöllen hin und her gestritten, zum beiderseitigen Schaden. Die Biden-Regierung hat genau wie Trump in China den Hauptfeind gesehen und ist seiner Politik gefolgt.

China hat prompt erklärt, auf Trumps Angriff seinerseits mit Zollmaßnahmen reagieren zu wollen: Zölle von 10 Prozent auf Öl und landwirtschaftliche Maschinen und Zölle von 15 Prozent auf Kunstdünger, Kohle und Autos, beziehungsweise Autoteile. Die amerikanischen Exporteure sind nicht amüsiert, Trump kümmert das nicht.

China warnt vor einem Handelskrieg, der nur Verlierer kenne. Und erlaubt sich den Hinweis, dass die Trumpschen Attacken die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der internationalen Drogenkriminalität nicht erleichtern werden. Das chinesische Handelsministerium hat außerdem erklärt, gegen Trumps Zollmaßnahmen vor den Gerichten der Welthandelsorganisation klagen zu wollen, denn Trumps Zölle würden gegen die geltenden WTO-Regeln verstoßen. China, dem regelmäßig vorgeworfen wird, die internationale Ordnung zerstören zu wollen, kann sich nun als Partner präsentieren, der sich an Regeln hält, für die sich Donald Trump und die USA schlicht nicht interessieren.

5. Ein neuer Freihandelsvertrag zwischen der EU und den USA?

Europa genießt eine kurze Schonfrist. Trump hat noch keinen Zeitplan verkündet, aber dass Europa sehr bald an der Reihe sei. Es werde etwas „sehr Beträchtliches“ im Umgang mit der EU passieren, droht Trump. Denn das Handelsdefizit der USA mit der EU sei unfair und nicht akzeptabel. Der US-Präsident plant eine ganze Reihe von Zöllen auf europäische Produkte, möglicherweise ergänzt durch Importsteuern auf Aluminium, Kupfer, Medikamente und Halbleiter. Die Liste ist offen, ebenso wie die Höhe der Zölle, von 10 Prozent an aufwärts.

Auf Trumps Attacke ist die EU schlecht vorbereitet.

Da die EU und nicht die Mitgliedsstaaten über die Handelspolitik entscheiden, liegt es an Ursula von der Leyen, mit Trump und seinen Gefolgsleuten zu verhandeln. Wie die EU mit Trumps Brechstangen und Zollknüppeln umgehen will, ist noch ziemlich unklar. Zumal die EU in Ermangelung gemeinsamer Grenzen mit den USA wenig anzubieten hat, was der große Dealmaker dem amerikanischen Publikum verkaufen könnte.

Vielleicht sollte sie das schon gescheiterte Freihandelsabkommen mit den USA wieder aus dem Schrank holen. Denn die gerade geschlossenen Freihandelsabkommen der EU mit Mexiko und Kanada dürften ihr im kommenden Handelskrieg mit Trump-Amerika nützen. Für Kanada und Mexiko bieten sich dank dieser Abkommen attraktive Alternativen zum US-Markt. Chancen muss man zu nutzen wissen.