Fritz Pleitgen: Der Ankermann

Betrat Fritz Pleitgen einen Raum, stellte sich sofort – egal,
wer sonst noch anwesend war – der sprichwörtliche Effekt ein: Der Raum war voll.
Das hatte natürlich zu tun mit einer Körpergröße, die gemeinhin als stattlich
beschrieben wird. Dazu kam, ähnliche Wirkung, seine Stimme. Sonor, ja, und
durchaus dominant. Nicht aggressiv, das wiederum nicht, solche Nebentöne hatte
der Sprecher nicht nötig.

Seit er ab 1995 an der Spitze des größten
Senders im ARD-Verbund agierte, also des WDR, war für die übrige Welt in dieser
Arbeitsgemeinschaft klar: Er gehört zu den unangefochten Tonangebenden, zu den
Alphatieren unter den Intendanten. Mit Peter Voß im Südwesten und Jobst Plog im
Norden bildete er ein Dreigestirn der Macht, das durchaus den internen Kampf um
Einfluss und um die Gesamtstrategie der ARD nicht scheute. Meinungsverschiedenheiten innerhalb dieses Bündnisses wussten sie ironisch zu nehmen: „Was Pleitgen sagt, ist natürlich
immer richtig und begründet“, sagte Voß einmal.