Franklin D. Roosevelt: Oben den „New Deal“ und seine Rolle im Zweiten Weltkrieg

Er gilt vielen US-Amerikanern als einer der besten Präsidenten neben Staatsgründer George Washington und Abraham Lincoln. Letzterer hatte die Vereinigten Staaten zusammengehalten im Bürgerkrieg von 1861 bis 1865. Am Beispiel von Franklin Delano Roosevelt (FDR) konnte ersehen werden, wie progressive Veränderungen möglich sind. Kein Präsident blieb so lange im Weißen Haus wie der Demokrat Roosevelt. Im Amt von 1933 bis 1945, war er zugleich Oberkommandierender der US-Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg.

Sein „New Deal“ erwies sich als exemplarisches Paket von Wirtschafts- und Sozialreformen in Zeiten der Not und einer Arbeitslosenquote von 25 Prozent nach dem Börsenkrach von 1929. Es gilt manchen Linken mit Geschichtsbewusstsein bis heute als Vorbild für das, was durchsetzbar sein kann, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist: eine Bankenregulierung, von der Regierung finanzierte Jobs für Millionen Menschen, Gelder für die Infrastruktur, die Sozialversicherung und mehr. Die Nation lauschte am Radio, wenn Roosevelt mit väterlicher Stimme und einfachen Worten über die herrschenden Zustände sprach, Schwierigkeiten einräumte und Hoffnung weckte.

Wie First Lady Eleanor Roosevelt kam der Präsident aus der Aristokratie, obwohl es die nicht geben soll in den USA. Er war weitsichtig und offenbar mitfühlend genug, um zu erkennen, dass die Regierung eingreifen musste, wenn das gesellschaftliche Gerüst Bestand haben sollte. Der „New Deal“ hat vielen Millionen ein neues Leben geschenkt und vielleicht sogar den Kapitalismus gerettet, wie es manche Historiker sehen. Mit seinen Maßnahmen konnte FDR die in den 1930er Jahren erstarkenden Linken, Sozialisten und Kommunisten auf seine Seite bringen und wohl auch vereinnahmen. Nationale Eintracht war erst recht angesagt nach dem japanischen Angriff auf den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor (Hawaii) am 7. Dezember 1941 und dem darauf folgenden Eintritt in einen Krieg gegen das imperiale Japan und Nazi-Deutschland. Für die USA der letzte „gute Krieg“.

Der Banjo spielende Folksänger Pete Seeger, damals mit Hang zum Kommunismus, schrieb 1942 den Song Dear Mr. President, gerichtet an Roosevelt. „Nun, Herr Präsident, wir sind nicht immer einer Meinung gewesen“, hält Seeger im Lied fest, nun aber sei der Sieg über Hitler maßgebend. Anderes könne warten. Alle Amerikaner müssten Opfer bringen im Krieg. Letztendlich, so Seeger, kämpfe auch er für ein besseres Amerika ohne Rassendiskriminierung, ohne Antisemitismus und mit Rechten für die Gewerkschaften.

Als Bernie Sanders 2020 für das Präsidentenamt kandidierte, sprach er davon, Roosevelts Werk zu vollenden. 2024 soll er Präsident Joe Biden gedrängt haben, ein Aktionsprogramm für die ersten hundert Tage einer möglichen zweiten Amtszeit vorzulegen, wie es seinerzeit Roosevelt tat. Auch weil die Republikaner noch heute auf Kriegsfuß mit dem „New Deal“ stehen. Donald Trump treibt den Abbau der 1935 eingeführten Rentenversicherung Social Security voran. Die Republikaner haben Roosevelt nie verziehen, dass er eine Realität schaffen half, in der die Regierung, der „Big Government“, wie Ronald Reagan schimpfen würde, „nicht nur ein Anhängsel der Interessen von Monopolen“ ist. So hat es Roosevelt in seinem zweiten Präsidentschaftswahlkampf 1936 verkündet. Die „Kräfte der Selbstsucht und des Machthungers“ sollten während der ersten Regierungszeit gelernt haben, dass er ihnen ebenbürtig sei, ließ Roosevelt wissen. Wenn er eine weitere Regierung führe, würden sie erfahren, dass von ihm Überlegenheit ausgehe.

Achtzig Jahre ist es her. Die amerikanischen Soldaten an der Front in Europa und im Pazifik hatten die Nachricht von Roosevelts Tod am 12. April 1945 vielleicht im Armed Forces Radio gehört oder von ihren Offizieren. Am 13. kam die Trauermeldung schwarz auf weiß in Stars and Stripes, der Zeitung für die Streitkräfte. Balkenüberschrift in Großbuchstaben: „Roosevelt tot!“ Und dann Details: Der Präsident sei in „seinem kleinen Weißen Haus“ in Warm Springs, Georgia, gestorben. Der Tod des 63-Jährigen ereilte das Land zu einer Zeit, da der Krieg auf sein Ende zuging. Die 9. US-Army hatte gerade die Elbe überquert. Zeitgleich wurde gemeldet, sie stehe knapp hundert Kilometer vor Berlin und sei nur mehr 180 Kilometer von den im Osten „vorrückenden Roten“ entfernt. Stars and Stripes zitierte den Brief von Eleanor Roosevelt an ihre in Uniform dienenden Söhne. „Der Präsident ist heute Nachmittag eingeschlafen. Er hat bis zum Ende gearbeitet, so wie er es wollte. Mit Segen und mit all unserer Liebe, Mutter.“

Auf Fotos erschien FDR in den letzten Amtsmonaten deutlich gealtert. Bei der Jalta-Konferenz auf der Halbinsel Krim im Februar 1945 zur Planung der Machtverteilung nach dem Krieg saß ein hagerer Roosevelt zwischen dem britischen Premierminister Winston Churchill und Josef Stalin für die Sowjetunion. Historiker rätseln, ob der einst an Kinderlähmung erkrankte und möglicherweise unter dem Guillain-Barré-Syndrom (bei dem es zu akuter Muskelschwäche kommt) leidende Roosevelt gegen Ende seiner Amtszeit wirklich noch amtsfähig war. Der hatte stets darauf geachtet, dass seine Behinderung – er war seit 1921, als er 39 Jahre alt gewesen war, von der Hüfte abwärts gelähmt – der politischen Karriere nicht über Gebühr schadete. Es gibt so gut wie keine Fotos von ihm im Rollstuhl; bei öffentlichen Auftritten achtete er darauf, dass die Presse ihn beim Aussteigen aus Fahrzeugen nicht fotografieren konnte. Er konnte auch im Stehen Reden halten, indem er sich an ein Rednerpult anlehnte. Die Öffentlichkeit wusste allerdings, dass er gern nach Warm Springs in der Nähe von Atlanta fuhr, einem Kurort für von Polio Betroffene.

Als die Menschen in den Vereinigten Staaten am 12. April 1945 im Rundfunk von Roosevelts Tod erfuhren, hieß es: „Wir unterbrechen das Programm für ein Sonderbulletin von CBS News. Präsident Roosevelt ist tot. Der Präsident starb an einer Gehirnblutung.“ Sein Arzt habe nichts mehr tun können. Die Nation müsse einen erschütternden Verlust hinnehmen. Vizepräsident Harry S. Truman, nun der neue Präsident, sei umgehend ins Weiße Haus gekommen. Truman-Biograf David McCullough schrieb, Kriegsminister Henry Stimson habe den Nachfolger unter vier Augen wegen „einer dringenden Angelegenheit“ sprechen wollen: eine neue Bombe mit „unglaublicher Stärke“. Roosevelt soll seinem Vizepräsidenten nichts vom Atombombenprojekt gesagt haben.

Ein Eisenbahnzug transportierte Roosevelts Leichnam nach Washington. In den Kinowochenschauen sieht man Bilder von Menschen, es dürften Hunderttausende gewesen sein, die an den Gleisen standen, als der Zug vorbeirollte. Die New York Times berichtete aus dem schwedischen Stockholm über Reaktionen in Deutschland auf den Tod des amerikanischen Präsidenten – dort herrsche Verwirrung. Menschen sorgten sich um die Konsequenzen seines Ablebens. Roosevelt sei „von politischen Kreisen in Berlin“, die nichts mit der NS-Führung zu tun hätten, als einer der wichtigsten „Gewährsmänner für einen harten und zugleich gerechten Frieden für die Deutschen“ gesehen worden. Roosevelt-Biograf Robert Dallek schrieb in seinem Buch Franklin D. Roosevelt. A Political Life, US-Botschafter Averell Harriman habe die Nachricht in Moskau an Josef Stalin überbracht. Der habe wissen wollen, ob Roosevelt vergiftet worden sei.

Dritte Amtszeit

Die USA waren mit diesem Präsidenten zu einer Weltmacht geworden, die 1945 mehr als zwölf Millionen Männer unter Waffen hatte. Noch 1940 waren es knapp eine halbe Million gewesen. Für einige Jahre sollten die USA die alleinige Atommacht bleiben. Roosevelts Nachfolger Truman ordnete im August 1945 den Abwurf von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki an.

FDRs besonders lange Amtszeit führte letztlich zu einer Änderung der US-Verfassung. 1947 beschloss der Kongress den Verfassungszusatz, wonach „keine Person mehr als zweimal in das Amt des Präsidenten gewählt werden darf“. 1951 wurde dieser 22. Verfassungszusatz ratifiziert. Manche Präsidenten haben sich an der Begrenzung gestört. Als Ronald Reagans Amtszeit 1988 ihrem Ende entgegenging, mobilisierten seine Hundertprozentigen für ein drittes Mandat. Reagan war 77 Jahre alt, ein Jahr jünger als Trump heute, der in den vergangenen Wochen ernsthaft, wie er sagt, über eine dritte Wahl nachgedacht haben will. Wohl wissend, dass er damit seine Gegner zur Weißglut treibt und mit diesem Aufreger ablenkt von akuten Problemen.