Die US-Dichterin Amanda Gorman zeigt sich entsetzt über den Umgang einer Schule mit ihrem Gedicht The Hill We Climb, durch das sie bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden international bekannt geworden war. Die 25-Jährige twitterte, ihr Gedicht sei wegen einer Elternbeschwerde aus der Bibliothek einer Grundschule im Landkreis Miami-Dade „verbannt“ worden. „Ich bin völlig fertig.“
Sie habe The Hill We Climb geschrieben, damit all die jungen Menschen sich in einem historischen Moment wiedererkennen könnten. „Seitdem habe ich zahllose Briefe und Videos von Kindern bekommen, die durch The Hill We Climb dazu inspiriert wurden, ihre eigenen Gedichte zu schreiben.“ Kindern die Möglichkeit zu nehmen, ihre eigene Stimme zu finden, verletze deren Recht auf Meinungsfreiheit.
Die Schulbehörde von Miami-Dade twitterte, das Gedicht sei „nie aus einer unserer Schulen verbannt oder entfernt“ worden. Es sei im Medienzentrum der Schulbibliothek „als Teil der Sammlung für die mittleren Klassenstufen verfügbar“.
Das Florida Freedom to Read Project kritisierte dies als „sorgfältig formulierte Erklärung“. Demnach hatte ein Elternteil an der öffentlichen Grund- und Mittelschule der Gemeinde Miami Lakes im Großraum Miami gefordert, The Hill We Climb und andere Bücher vollständig aus dem Bestand zu entfernen. Die Schule habe daraufhin unteren Klassenstufen den Zugang untersagt – älteren Schülern sollen sie aber weiter zur Verfügung stehen. Ein Kompromiss, der den Zugang für einige Schüler einschränke, sei „immer noch Zensur“, twittere die Initiative, die den Vorfall öffentlich gemacht hatte.
Elternteil moniert „indirekte Hassbotschaften“ in Gormans Gedicht
Demnach hatte ein Elternteil beantragt, das Buch aus der Schulbibliothek zu entfernen, weil es angeblich keinen erzieherischen Wert habe und „indirekte Hassbotschaften“ enthalte. „Es erzeugt Verwirrung und indoktriniert Schüler“, schrieb der Elternteil laut Initiative in dem Antrag. In dem entsprechenden Dokument, das das Florida Freedom to Read Project veröffentlichte, wird irrtümlich die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey statt Gorman als Autorin des Gedichtes angegeben.
In Florida und anderen US-Bundesstaaten werden auf Antrag konservativer Eltern immer wieder Bücher aus Schulbibliotheken entfernt. Dabei geht es häufig um Werke, die sich mit Themen wie Geschichte, Rassismus und Sexualität befassen. Florida hat unter Gouverneur Ron DeSantis ein umstrittenes Gesetz beschlossen, das Unterricht zu sexueller Orientierung und Geschlechtsorientierung verbietet. DeSantis will an diesem Mittwoch seine Präsidentschaftskandidatur bekannt geben.