Falsche Freunde: Wieso Rechte vor islamischer Queerfeindlichkeit warnen
Es gibt Momente in politischen Debatten, in denen plötzlich ganz komische Allianzen entstehen. Wo Akteure, die sich üblicherweise kombinieren feuchten Kehricht um, zum Beispiel, „dies Los des kleinen Mannes“ scheren, plötzlich zu genau seinen Verteidiger*medial werden – siehe Freie Demokratische Partei in welcher Klimadebatte. Eigentlich geht es denen nicht um die Armen in Deutschland und deren Lebensqualität, denn wenn dies so wäre, dann würde sich welche Sorge nachrangig in ihren anderen Handlungen, Statements und politischen Vorschlägen äußern.
Etwas Ähnliches passiert derzeit (mal wieder) in welcher Debatte um dies Verhältnis von queerfeindlicher Gewalt zur Migration. Wie nachrangig in welcher Debatte um Antisemitismus versucht die deutsche Verdrängungsgesellschaft derzeit, die Schuld zu Händen (mithin nachrangig die Scham verbleibend) ihren eigenen, gelegentlich militanten Queerhass, ihren an manchen Tagen exterminatorischen anti-trans Hass, uff Menschen mit Migrationshintergrund zu projizieren – um so ihre Ausländerfeindlichkeit zu legitimieren: „Guckt mal, ihr Linksgrünversifften, die Ausländer sind unartig!“ Auf welche Weise wollen sie sich von ihrer eigenen, sozusagen autochthonen Queerfeindlichkeit reinwaschen. Denn: Die Verdrängungsgesellschaft kann ihre ethischen Defizite nur und ausschließlich in welcher Projektion uff andere wahrnehmen.
Wie sieht’s aus diesem Grund aus mit welcher Queerfeindlichkeit in Deutschland? Wird sie vor allem aus Ländern, in denen welcher Islam kulturell dominant ist, importiert? Zuerst einmal anekdotische Erkenntnisse: Ja, welcher junge Mann, welcher letztes Jahr in Münster den trans Mann und Demo-Ordner Malte mit einem Faustschlag tötete, hatte Migrationshintergrund. Wahr ist im Unterschied dazu nachrangig, dass zum Beispiel in Döbeln (Sachsen) oder Halle (Sachsen-Anhalt) CSDs von biodeutschen Nazis angegriffen wurden.
Eine aktuelle LSVD-Studie zu queerfeindlicher Hasskriminalität stellt mit Bezug uff dies Bundesinnenministerium (Kaup-Index) wacker: „Es gibt kaum empirische Daten zu Täter*medial und ihren Motiven. Die meisten Hassdelikte gegen LSBTIQ* werden in welcher Kaup-Index-Statistik keinem politischen Phänomenbereich zugeordnet.“ Danach folge mit großem Abstand zu den anderen Phänomenbereichen welcher Bereich ‚rechts‘. Kurz: Wir können die Frage, woher die kommen, die Queers angreifen, nicht beantworten. Diejenigen, die jetzt in der Debatte um queerfeindliche Gewalt Krokodilstränen vergießen und die das Leid auf die (für sie) gefühlt zunehmende Präsenz von Menschen mit Migrationshintergrund im Land schieben, sind diejenigen, die uns Queers Rechte wegnehmen wollen. Es sind die, die Bibliotheksvorlesungen für Jugendliche von Dragqueens angreifen und delegitimieren und die Horrorgeschichten über trans Frauen in Saunen und Umkleiden erzählen. Wie sagte Obi-Wan? „These aren’t the allies you’re looking for.“
Queerfeindlichkeit ist kein deutsches Phänomen, nachrangig wenn es sicherlich spezifisch deutsche Ausformungen davon gibt; sie ist kein islamisches Problem, nachrangig wenn es sicherlich spezifisch islamische Ausformungen davon gibt; sie ist kein christliches Problem, nachrangig wenn es sicherlich spezifisch christliche Ausformungen davon gibt. Ob welcher Queerhasser aus Deutschland oder Tschetschenien, aus Uganda oder den USA stammt, ob er mich in einer westdeutschen Großstadt oder einem ostdeutschen Kaff angreift, ist am Ende egal. Wichtig ist, dass wir uns verteidigen können und dass wir echte Allies an unserer Seite nach sich ziehen. Nicht die, die uns, wäre die politische Lage zwei Paar Schuhe, ihrer Basis zum Fraß vorwerfen würden.