Exil | „Warum konnten wir den Krieg nicht verhindern?” Eine Russin obig Scham und Putins Krieg
Unsere Autorin ist im März 2022 vor dem Krieg geflohen – aus Russland nach Berlin. Hier schreibt sie über Heimweh nach St. Petersburg, Schuldgefühle und Schmerz, die Exilantinnen wie sie täglich quälen
Propaganda für den Ukraine-Krieg neben Mahnmal für den Zweiten Weltkrieg
Foto: nanna heitmann / Maanum Photos Agentur Focus
Ende Mai habe ich mich mit einigen Freund:innen aus Russland (jenen, die noch im Land leben) in einem Drittland getroffen. In den vergangenen drei Jahren meines Lebens, seit ich mich entschieden habe, Sankt Petersburg und Russland drei Wochen nach Beginn der Invasion in der Ukraine zu verlassen, ist das zur Normalität geworden: Verwandte und Freund:innen in der Türkei, Armenien, Serbien oder Montenegro zu treffen.
Eine meiner Freundinnen aus Moskau erzählte ganz beiläufig, wie sie einen Freund in der Strafkolonie besucht habe, der zu fünf Jahren Haft wegen angeblicher „Rechtfertigung von Terrorismus“ verurteilt wurde – aufgrund seiner Äußerungen zu den Explosionen auf der Krim-Brücke im Herbst 2022.
Sie sowie einige gemeinsame Freund: