Evangelischer Kirchentag: Klöckner sieht „Markenkern“ welcher Kirchen in Gefahr

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat beim Evangelischen Kirchentag
in Hannover ihre Kritik an den Kirchen verteidigt. Die CDU-Politikerin
stellte sich der Diskussion um ihre Aussagen von Ostern, wonach sie sich
von den Kirchen weniger Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen
erhoffe. Die Kirche müsse sich zu Sinnfragen äußern und „ein Tick mehr“
sein als eine Nichtregierungsorganisation: „Und das Tick mehr sein, ist
der Glaube.“

Sie teile das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung,
aber die Kirche müsse über das hinausweisen, was etwa Parteien machen,
ansonsten riskiere sie, beliebig zu werden. „Die Kirche wird auch
wahrgenommen, wozu sie schweigt“, sagte Klöckner, die katholische
Theologie studiert hat.

Vor
dem Kirchentagspublikum sagte die CDU-Politikerin, sie wünsche sich
lautere Töne von der Kirche, wenn es um Fragen wie den Schutz des
ungeborenen Lebens oder die Sterbebegleitung gehe. Sie sei zwar nicht
gegen gesellschaftspolitisches Engagement oder den Einsatz für den
Klimaschutz, sagte Klöckner, aber viele Menschen verließen die Kirchen,
weil diese mit ihrer Glaubensbotschaft nicht ankomme: „Der Markenkern
ist klasse, den wir als Kirche und als Christentum haben. Es kommt aber
anscheinend so nicht mehr an.“

Die
Synodenpräses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole
Heinrich, sagte in der Diskussion mit Klöckner: „Wir dürfen nicht
anfangen, geistiges Leben und christliche Positionierungen gegeneinander
aufzurechnen.“ Menschen träten keineswegs aus der Kirche aus, weil sich
diese positioniere: „Die Menschen erwarten es, dass wir uns einsetzen,
für diejenigen, die sonst keine Stimme haben.“

In
einer Bibelauslegung hatte Klöckner davor gewarnt, Ängste in der
Bevölkerung zu politischen Zwecken zu instrumentalisieren. „Angst
befreit nicht, Angst verkleinert und schnürt ein“, sagte sie. Die
Bundestagspräsidentin betonte: „Ein ganzes Volk permanent in Angst zu
versetzen, das ist nicht nur unglaubwürdig, das ist auch unchristlich.“