EU-Kommission erwägt Gebühr für jedes Onlinehändler – US-Post stoppt Paketannahme

Die Geschäftsmodelle chinesischer Billiganbieter wie Temu und Shein fluten die westlichen Märkte mit Paketen. Die EU-Kommission will deshalb nun eine Bearbeitungsgebühr erheben. Die US-Post nimmt Päckchen aus China vorerst gar nicht mehr an.

Die EU-Kommission will einem Medienbericht zufolge eine Gebühr auf Päckchen von Onlinehändlern wie Temu und Shein einführen, um die enorme Flut an zum Teil gefälschten und unsicheren Waren besser kontrollieren zu können. Außerdem sollen Onlinehändler in Zukunft kontrollieren, dass die auf ihren Plattformen angebotenen Produkte legal sind und EU-Sicherheitsnormen entsprechen, wie das „Handelsblatt“ am Dienstag unter Berufung auf einen Entwurf der EU-Kommission berichtet.

Darin schlage die Kommission den Mitgliedstaaten und dem Europaparlament vor, „eine Bearbeitungsgebühr für Artikel des elektronischen Handels zu erheben“, die in individuellen Päckchen importiert werden. Mit der Gebühr sollten die Zollbehörden der EU-Staaten entschädigt werden für die höheren Kosten, die „bei der ordnungsgemäßen Kontrolle dieser Waren, die direkt an die Verbraucher geliefert werden, entsteht“.

Paketflut überfordert Zollämter

Die schiere Menge dieser Billig-Pakete, die direkt von Verkäufern aus China oder anderen Drittstaaten an Kunden in Europa geschickt werden, überlasteten die Zollämter, wie die Kommission in dem noch geheimen Papier warne. Verbraucherschützer und Umweltbehörden beklagen, dass deshalb Kontrollen und eine Garantie auf europäische Sicherheits- und Umweltstandards kaum möglich seien.

Konkreter gehen die USA gegen die Billiganbieter vor. Die US-Post befördert vorübergehend keine Pakete mehr aus China und Hongkong. Dies teilte das staatliche Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch mit.

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Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump ein Schlupfloch für Sendungen geschlossen und die sogenannte „De-minimis“-Ausnahme von Einfuhrzöllen, die bislang zollfreie Lieferungen von Paketen mit geringem Wert aus der Volksrepublik in die Vereinigten Staaten ermöglichte, beendet. Diese Regeln erlaubten es Onlinehändlern wie Temu und Shein, Pakete mit einem Warenwert von weniger als 800 Dollar zollfrei in die Vereinigten Staaten zu schicken.

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Trump hatte zudem Zollaufschläge in einer Höhe von zehn Prozent gegen Waren aus China verhängt, die Volksrepublik reagierte mit Gegenmaßnahmen. Briefe und Päckchen aus China würden aber weiter transportiert, teilte die US-Post (USPS) weiter mit.

USPS werde Zeit brauchen, um sich auf die neuen Zoll-Regelungen einzustellen und über eine erneute Beförderung der Pakete zu entscheiden, sagte Morningstar-Analystin Chelsey Tam. Dies sei eine große Herausforderung – denn in der Vergangenheit seien rund vier Millionen Pakete am Tag unter den Regeln für eine zollfreie Versendung in die USA gegangen.

FedEx importiert weiter

Internationale Logistiker erklärten hingegen, sie transportierten weiter Pakete aus der Volksrepublik in die USA. FedEx teilte etwa mit, der Konzern liefere weiter. Der Onlinehändler Amazon wollte sich nicht äußern.

Analysten gehen davon aus, dass sich die Sendungen von Temu und Shein in die USA durch das Vorgehen der US-Regierung verteuern werden. Es sei aber nicht zu erwarten, dass dies die Zahl der Sendungen dramatisch drücken werde. Die chinesischen Onlinehändler seien voraussichtlich auch unter den neuen Regeln billiger als US-Handelsketten.

Reuters/AFP/sos

Source: welt.de