Eskalation in Los Angeles: Bürgermeisterin von Los Angeles verhängt nächtliche Ausgangssperre

Die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, hat eine vorübergehende nächtliche Ausgangssperre für ein Gebiet im Stadtzentrum verhängt. Sie soll von 20 Uhr bis 6 Uhr (Ortszeit) gelten und beschränkt sich auf einen 2,59 Quadratkilometer großen Teil des Stadtzentrums, wie sie mitteilte. Dort hatten am Freitag Proteste gegen die Abschiebepraxis von US-Präsident Donald Trump begonnen.

Laut Bass waren in dem Gebiet 23 Geschäfte geplündert worden. „Wir haben einen Wendepunkt erreicht“, sagte sie. Sie habe den Notstand ausgerufen. Es sei zu erwarten, dass die Ausgangssperre für mehrere Nächte gelten werde. Die Bürgermeisterin wies darauf hin, dass die Maßnahme nur einen kleinen Teil der Stadt betreffe. „Einige Bilder von den Protesten und den Ausschreitungen erwecken den Eindruck, als sei dies eine stadtweite Krise, das stimmt aber nicht“, sagte sie.

Verstöße gegen die nächtliche Ausgangssperre sollen mit Festnahmen geahndet werden. Ausgenommen sind nach Polizeiangaben Anwohner, Obdachlose, Medienvertreter sowie Sicherheits- und Notfallkräfte. 

Knapp 200 Festnahmen am Dienstag

Nach Angaben des Polizeichefs von Los Angeles, Jim McDonnell, hat die Polizei am Dienstag insgesamt 197 Menschen festgenommen. 67 von ihnen hatten einen Teil einer Autobahn besetzt. Mehrere Dutzend Demonstranten hatten sich zudem friedlich vor einem Gebäudekomplex versammelt, zu dem auch ein Haftzentrum gehört. Dort werden einige Einwanderer nach Razzien am Arbeitsplatz in der Stadt festgehalten. Die Polizei forderte sie auf, den Platz zu verlassen, und kesselte die Demonstranten ein. Polizisten mit Kabelbindern begannen dann mit Festnahmen. Berichten zufolge wurden am Dienstag sieben Polizeibeamte im Einsatz verletzt, von denen mindestens zwei in ein Krankenhaus gebracht und später wieder entlassen wurden.

Die Proteste in Los Angeles folgten auf Razzien der US-Einwanderungsbehörde ICE am Freitag, bei denen 44 Menschen wegen angeblicher Verstöße gegen das Einwanderungsgesetz festgenommen und in Handschellen in nicht gekennzeichnete Autos gezwungen worden waren. Am Samstag ließ Trump die Nationalgarde mobilisieren. Inzwischen sind 4.000 Soldaten der Nationalgarde und 700 Marineinfanteristen der regulären Streitkräfte im Raum Los Angeles eingetroffen – gegen den Willen von Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom, der juristisch gegen Trumps Handeln vorgeht.

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