Ermittler durchsuchen Luxusjacht „Dilbar“ bei Bremen, die Oligarch Usmanow zugeschrieben wird
Bei Bremen durchsuchen Ermittler nach Informationen von NDR, WDR und „SZ“ die Luxusjacht „Dilbar“, die dem Oligarchen Usmanow zugerechnet wird. Erneut geht es um den Verdacht der Steuerhinterziehung und Geldwäsche.
Sechs Tage nach den Hausdurchsuchungen am Tegernsee sind am Morgen erneut Steuerfahnder, Ermittler von Zoll, Bundeskriminalamt (BKA) und Bundespolizei ausgerückt. Diesmal lag ihr Ziel in Norddeutschland, konkret die 156 Meter lange Superjacht „Dilbar“. Seit der vergangenen Woche liegt das Schiff im niedersächsischen Lemwerder bei Bremen.
Die Jacht, die mehrere Hundert Millionen Euro gekostet haben soll, rechnen deutsche Behörden dem unter EU-Sanktionen stehenden Unternehmer Alisher Usmanow zu, der in engem Kontakt zu Russlands Präsident Wladimir Putin stehen soll. Usmanow selbst bestreitet das. Erst in der vergangenen Woche hatten Ermittler am bayerischen Tegernsee drei Anwesen des Milliardärs sowie weitere Objekte bundesweit durchsucht. Ein Sprecher von Usmanow erklärte, der Unternehmer besäße keine Häuser in Deutschland, er habe dort keinen Lebensmittelpunkt und sei demnach, anders als deutsche Behörden glauben, nicht einkommenssteuerpflichtig.
Die Staatsanwaltschaft München II geht davon aus, dass der Oligarch seit 2014 über einen Wohnsitz in Deutschland verfügt, sich in der Vergangenheit regelmäßig für längere Zeit in Bayern aufgehalten hat und daher in Deutschland steuerpflichtig war. Die Ermittler, darunter Experten der Sonderermittlungsgruppe Organisierte Kriminalität und Steuerhinterziehung (EOKS) aus Düsseldorf,verdächtigen den gebürtigen Usbeken der Steuerhinterziehung in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt zudem gegen Usmanow wegen des Verdachts der Geldwäsche. Sollten sich die Annahmen der Ermittler als korrekt herausstellen, könnte sich der Fall Usmanow zu einem der größten Steuerverfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte entwickeln.
Die Luxusjacht „Dilbar“ war im April von deutschen Behörden im Zuge der Ermittlungen zu den neuen Russland-Sanktionen festgesetzt worden. Damals befand sich das Schiff zur Generalüberholung im Trockendock der Werft Blohm + Voss in Hamburg. Zuvor war das BKA durch Sichtung von Rechnungsunterlagen auf ein komplexes Geflecht aus Firmen, Holdings und Funds gestoßen und hatte ermitteln können, dass das Schiff wohl zumindest auf dem Papier Usmanows Schwester gehört. Sie steht inzwischen ebenfalls unter EU-Sanktionen.
Kurz nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine wurde in Deutschland eine Taskforce zur Umsetzung der Russland-Sanktionen ins Leben gerufen. Zu der Einheit, unter Federführung des Bundeswirtschaftsministeriums, gehören auch das Auswärtige Amt, das Finanzministerium, das BKA, der Zoll und auch der Bundesnachrichtendienst (BND). Rund fünf Milliarden Euro konnten die Ermittler hierzulande inzwischen ausfindig machen und „einfrieren“, darunter Geldvermögen auf Bankkonten, Wohnungen, Jachten, Flugzeuge und Aktienvermögen verschiedener Eigentümer.
Im Zuge der Razzien in der vergangenen Woche hatte ein Sprecher Usmanows die Ermittlungen als „absurd“ bezeichnet. Usmanow habe in den vergangenen Jahren seine Steuern in Russland gezahlt. Eine kurzfristige Anfrage zur heutigen Durchsuchung der „Dilbar“ blieb zunächst unbeantwortet.