Erdbeben in Griechenland: Furcht hinaus Urlaubsinsel: „Jetzt wackelt die Erde alle fünf Minuten“

Erdbeben in Griechenland
Furcht auf Urlaubsinsel: „Jetzt wackelt die Erde alle fünf Minuten“






Seit Tagen erschüttern Erdbeben die griechische Insel Santorini. Tausende Menschen verlassen den Ort. Ferienhausbetreiber Markos Bardhoshi ist geblieben und schildert die Furcht.

Herr Bardhoshi, wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt? 
Schon vor zehnTagen gab es am Morgen ein sehr starkes Erdbeben. Seit fünf Tagen treten sie nun immer wieder auf. Es ist wirklich beängstigend. In den vergangenen sieben Jahren habe ich vielleicht drei Erdbeben gespürt, jetzt wackelt die Erde alle fünf Minuten. Und wenn sie es nicht tut, dann bildet man es sich ein. Gott sei Dank sind die Beben nicht sehr stark – 5,3 war bisher der höchste Wert auf der Richterskala. 

Nicht nur Touristen, auch viele Einheimische verlassen Santorini. Ist Panik ausgebrochen?
Ja, es herrscht Panik. Ich habe gehört, dass allein gestern 5000 Menschen die Insel verlassen haben. Es gibt zusätzliche Flüge und Schiffe, die Leute in Sicherheit bringen. Die verbleibenden Touristen stammen vor allem aus dem asiatischen Raum. Sie scheinen es zu genießen, die Insel für sich zu haben. Ich weiß nicht, ob sie sich der Situation bewusst sind. Viele Straßen sind menschenleer. Das erinnert mich an die Zeit der Corona-Pandemie, als niemand mehr hier war. Es ist ein trauriges Bild.

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© Privat

Zur Person

Markos Bardhoshi, 33, lebt seit sieben Jahren auf Santorini. Er wohnt in Finika und betreibt mehrere Urlaubsunterkünfte. Auch während des Gesprächs mit stern spürt er die Erde beben 

Und weshalb haben Sie sich entschieden, zu bleiben?
Das hier ist mein Zuhause. Ich lebe das ganze Jahr auf Santorini, nicht nur während der Saison wie viele andere. Bisher empfinde ich die Situation nicht als bedrohlich genug, um alles zurückzulassen. Wenn die Beben noch schlimmer werden, gehe ich auch. Aber noch hoffe ich, dass ich bleiben kann.

Gibt es denn bereits sichtbare Schäden auf der Insel?
Gestern habe ich an der Küste vor der Hauptstadt Thira Felsbrocken ins Meer stürzen sehen. Bei dem Beben vor zehn Tagen ist außerdem eine Schule eingestürzt. Hier ist gerade Bauzeit, überall auf der Insel finden im März Renovierungen statt, um sich auf die neue Saison vorzubereiten. Wir mussten unsere Malerarbeiten unterbrechen. (Bardhoshi unterbricht auch das Gespräch, wendet sich von der Handykamera ab.) Moment, jetzt spüre ich ein Erdbeben. 

Ist alles in Ordnung?
Ja, alles okay. 

Haben Sie Sorge vor einem möglichen Tsunami oder Vulkanausbruch?
Nein, darüber habe ich bisher keine Informationen. Aber ich habe gehört, dass diese Situation, diese Erdbeben, noch einige Wochen anhalten könnten. 



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Hat das bereits Auswirkungen auf die Buchungen Ihrer Ferienhäuser?
Ja. Der Tourismus ist alles für Santorini, er ist die Haupteinnahmequelle. Gestern sollte ich drei Familien empfangen, aber nur eine hat eingecheckt. Die zwei anderen waren schon angereist, sind aber sofort wieder umgedreht und zurück ins Flugzeug gestiegen. Heute sollen neue Besucher ankommen, die bisher nicht abgesagt haben. Ich verwalte insgesamt zwölf Ferienhäuser und biete den Gästen an, sie auf der anderen Seite der Insel unterzubringen. Dort ist es sicherer.

Welche Informationen bekommen Sie denn von der griechischen Regierung? 
Die Schulen wurden auf unbestimmte Zeit geschlossen und viele Geschäfte ebenso. Überall sind Feuerwehrleute zu sehen. Sie sperren die Straßen zu den Häfen ab, dort darf man sich nicht mehr aufhalten. 

Und wie schützen sich die Menschen, die auf der Insel bleiben?
Ich habe ältere Nachbarn gefragt, die ihr ganzes Leben auf Santorini verbracht haben. Sie haben mir geraten, in meinem Keller zu schlafen. Dort ist das Haus wie eine Höhle in den Felsen gebaut, so ist es hier üblich. Das soll sicherer sein. Aber viele Menschen verbringen die Nacht draußen und schlafen in ihren Autos. 

Source: stern.de